Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
was nicht stimmte. Was die Drachen für eine Insignie hielten, war keine.
»Felicity, was weißt du?«
»Nichts!«, piepste ich.
»Du bist eine miserable Lügnerin. Was ist da los? Sag es mir.«
Er hatte mich an den Oberarmen gepackt und schüttelte mich. Seine Augen begannen zu glühen. Ich hatte schon die ganze Zeit über gespürt, dass er sich stark zurückhalten musste, um sich nicht zu verwandeln. Jetzt war er kurz davor alle Beherrschung zu verlieren. Es rauchte leicht aus seiner Nase.
»Das ist das falsche Schwert«, gestand ich.
»Das ist unmöglich. Der Bernstein …«
»… ist nicht Fafnirs Auge«, fiel ich ihm ins Wort.
»Was sagst du da?« Der Rauch in seiner Nase wurde stärker und roch schwefeliger. »Es steht da unten zwei zu eins. Du weißt, was es für mich bedeutet, wenn die Drachen verlieren. Das Schwert Gram ist die einzige Möglichkeit, einen Sieg zu erringen.«
Das wusste ich.
»Es ist das einzige Instrument, die Elfen zu einer Verhandlung zu bewegen. Krone und Ring sind nicht ganz so mächtig. Aber wenn Gram nicht Gram ist …«
»Krone und Ring sind auch keine echten Insignien«, erklärte ich schnell.
Ciaran starrte mich an, als hätte ich mich vor seinen Augen in einen Drachen verwandelt.
»Ich habe die echten Insignien … na ja, nicht mehr. Ich habe sie zerstört.«
»Was redest du da?«
Ich erriet die Frage mehr, als dass ich sie verstand, denn ein Drachengebrüll von ungeheurer Stärke erschütterte die Luft. Am Fels neben uns bröckelten ein paar kleine Steine herab. Ich klammerte mich voller Angst an den bebenden Ciaran und drehte mich gleichzeitig zurück zum Schlachtfeld.
Mindestens zwanzig Drachen stürzten sich gleichzeitig auf eine formierte Gruppe von Elfen hinab. Pfeile und Speere flogen gegen eine Feuerwand, manche trafen, anderen prallten nutzlos ab und fielen zu Boden. Die Drachen krallten sich wieder ein paar der Elfen und schwebten erneut hoch in die Lüfte. Ich konnte sehen, dass ein Elf sein Schwert dem Drachen, der ihn trug, in den Unterleib rammte. Der Drache schrie auf, torkelte und stürzte gemeinsam mit dem Elf ab. Als er am Boden aufschlug, lag dort ein junger Mann mit einer klaffenden Wunde im Brustkorb. Der Elf schob den Leichnam auf die Seite und stand auf.
Und dann sah ich Lee.
Er kämpfte gerade gegen einen Drachen mit hellbraunen Schuppen und Flügeln aus seidigem Anthrazit. Er kämpfte erbittert, denn der Drache war extrem aggressiv. Fast wirkte es, als habe er einen persönlichen Kampf gegen Lee auszufechten.
»Felicity! Was meinst du damit, du hättest die echten Insignien vernichtet?«
Ich hatte Ciaran komplett vergessen. »Lee …«, murmelte ich außer mir vor Sorge.
Ciaran folgte meinem Blick. »Verdammt.«
Der Drache hatte Lee zurückgedrängt. Lee kämpfte mit aller Kraft. Ich wusste, er hielt die Luft an, weil der Atem des Drachen für ihn giftig war. Es war offensichtlich, dass er nicht mehr lange durchhalten würde.
Ciaran ließ mich los.
»Du bleibst hier! Verstanden? Ich will mir nicht auch noch Sorgen um dich machen müssen.«
»Ciaran, nein!«
Doch es war schon zu spät. Er war den Abhang bereits hinuntergeklettert. Natürlich an einer Stelle, an der ich ihm nicht folgen konnte wie eine Spinne. Wieder einmal verfluchte ich meine Unfähigkeit. Die schloss meine Höhenangst mit ein. Der Pfad zu dieser kleinen Höhle war schon mit Ciarans Hilfe eine Herausforderung gewesen. Ohne ihn musste ich mich ganz dicht an die Felswand pressen, an jeden noch so kleinen Stein klammern, der Halt bot. Meine Turnschuhe rutschten ständig ab, unter mir klaffte der Abgrund und ich zwang mich nicht unnötig hinabzuschauen. Ich fühlte meine Fingernägel brechen, so sehr krallte ich mich am Fels fest. Ein Blick in die bodenlose Tiefe und ich käme ins Straucheln.
Mühsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und es kam mir endlos lang vor. Bis ich in meinem Schneckentempo die Ebene erreicht hätte, wäre die Schlacht vorbei. Und Lee und Ciaran … Nicht nachdenken, Felicity . Ein Schritt nach dem anderen.
Als der Pfad breiter wurde und ich endlich den Waldweg erreichte, dröhnte erneut Drachengebrüll. Ich sah nach oben. Fünf Drachen stürzten sich hinunter., doch durch die Bäume konnte ich nicht sehen, wen oder was sie angriffen.
Ich sah neben dem Schlossturm mittlerweile auch Rauch aus einem Gebäude aufsteigen, da, wo sich das Refektorium befinden musste. Ich rannte los. Durch das Blätterdach hindurch versuchte ich dem Rauch zu
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