Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
euch retten sollen?«, fragte ich schluchzend. »Nie habt ihr mir was gesagt oder erklärt. Wie hätte ich dieses Gemetzel verhindern können?«
Oberon sah erbarmungslos auf mich herab. »Das konntest du nicht. Das Buch der Prophezeiung ist schon oft falsch gedeutet worden. Dieses Mal aber habe ich nachgeholfen.«
Ich sah ihn verständnislos an.
»Du warst nie die Erlöserin oder Retterin unseres Reichs. Du warst nur das Werkzeug. Du weißt mittlerweile, dass du ein Wechselbalg bist, nicht wahr, Felicity Morgan?«
Ich nickte langsam.
»Aber niemand konnte dir erklären, was es bedeutet. In den alten Märchen der Menschen handelt es sich um ein Feenkind, das anstelle eines Menschenkindes in die Wiege gelegt wird und unter den Menschen aufwächst. Das ist absoluter Unsinn. Wir Elfen sind für jedes Kind dankbar, das uns geboren wird. Wie du weißt, gibt es nicht besonders viele Nachkommen und die, die wir bekommen, ziehen wir nach unseren Vorstellungen, unseren Idealen groß.«
Oberon ging zwei Schritte zurück und setzte sich auf den Scherensessel, der am Studiertisch stand. »Ein Wechselbalg ist genau das, was der Name besagt: Halb Elf, halb Drache. Ich weiß, dass es schon in der Vergangenheit Elfen gab, die sich mit Drachenwandlern einließen, so dass Nachkommen daraus entstanden. Sie nannten sich Drachenkinder, wurden als Menschen geboren und verwandelten sich mit der Zeit. Du aber kommst aus einem Ei. Das einzige Ei, das ein Drachenwandler je gelegt hat.«
»Falls es dich interessiert: Wenn Fafnir seine Drachengestalt ablegte, war er nicht, wie die Nibelungensage behauptet, ein Halbriese, sondern ein ganz normaler Mensch. Er herrschte über Britannien unter dem Namen Uther Pendragon, bis sein Sohn Arthur alt genug war.«
Oberon lächelte sarkastisch. »Die Geschichtsschreiber wundern sich bis heute, aus welcher Versenkung Uther damals auftauchte und wohin er wieder verschwand. Pendragon – sagt der Name nicht schon alles? Aus Pan-Dragon wurde Pendragon, eine Schreibweise, die dem modernen Englisch zum Opfer fiel.«
Ich sah Oberon fest in die Augen. »Pan und Fafnir, der erste Elf und der erste Drachen waren also Brüder.«
Oberon stand unvermittelt auf. »Mein Vater Pan übernahm die Herrschaft über das Elfenreich, während Fafnir alias Uther Britannien bekam. Dummerweise kamen ungefähr zur gleichen Zeit die ersten katholischen Mönche nach Irland und Britannien. Sie predigten von Gott und einem Leben nach dem Tod und verdammten unsere Unsterblichkeit. Die gebühre nur ihrem Heiland. Damit begann der Kampf. Das Elfenreich verschwand immer mehr aus dem Reich der Menschen, Fafnir starb unverhofft und hinterließ seinem Sohn ein Reich, das sich ständig im Krieg gegen die eindringenden Sachsen befand. Arthur siegte. Zumindest für eine Weile. Mein Vater half ihm, so gut er konnte, aber ich sah ganz andere Möglichkeiten für uns. Ich sah das große Ganze, eine Einheit. Wir hätten Britannien erobern, alle Eindringlinge vernichten und es zu einem blühenden Reich machen können. Die ererbten Insignien meines Vaters waren die beste Voraussetzung dafür.«
Oberon begann vor mir auf und ab zu gehen. »Mit dem Schwert, das jeden tötet, dem Halsreif, der nie versiegenden Reichtum verspricht, dem Umhang, der unverwundbar macht, und der Krone, die ihrem Träger zu Weisheit verhilft, hätten wir nicht verlieren können. Nur wollte mein Vater Pan in dieser Beziehung nicht auf mich hören. Er wollte verhandeln .«
Oberons Lachen erschütterte mich bis ins Mark.
»Er wollte Arthur helfen und mit den Eindringlingen verhandeln. Dabei hätte er ein zusätzliches Königreich übernehmen können. Also beschloss ich, es selber zu tun.« Er lachte hämisch. »Leider war mein Vater niemand, der je an eine Rente gedacht hätte.«
Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Bedeutete das etwa, dass er seinen Vater getötet hatte ?
Oberon sah mir in die Augen. »Ja, das habe ich. Ich brauchte die Insignien, um mein Ziel zu erreichen. Aber sie verschwanden an jenem Tag.«
Sie waren also am Tag von Pans Tod verschwunden, nicht am Tag meiner Geburt.
»Nein.« Oberon hatte mich wieder angesehen und war meinen Gedanken gefolgt. »Das Buch der Prophezeiung erwähnte dich erstmals in Zusammenhang mit Lees Geburt. Als seine Partnerin und als Erbin Fafnirs.«
Oberon, ließ mich nicht aus den Augen. »Ich habe das echte Buch der Prophezeiung verbrannt. Direkt nach dem Tod meines Vaters Pan. Die Kopie, die jetzt hier liegt, war wie
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