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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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abstellte und Li die Tür schloss. »Was ist mit Christos?«
    »Auch er sieht sich die Rennen an.«
    »Aber er dürfte wenig davon haben.«
    »Er spürt die Dramatik des Rennens genauso wie jeder andere, nur dass er dabei auf seine Ohren angewiesen ist!«
    Er sah sie an, und Li schluckte unwillkürlich. In seinen grünen Augen erkannte sie dieselbe Sehnsucht, die sie selbst empfand und die sie bisher sorgsam vor ihm zu verbergen versucht hatte. Sie öffnete die Lippen und wollte etwas sagen, aber so beredt sie inzwischen in mancherlei Sprache geworden war, so wenig vermochte sie in diesem Moment, auch nur ein einziges Wort herauszubringen.
    Er stand jetzt dicht vor ihr, dichter, als es sich in der Öffentlichkeit geziemt hätte, und vor allem dicht genug, um die erregende, sie zutiefst aufwühlende Aura, die ihn umgab, so übermächtig werden zu lassen, dass sie kaum klar denken konnte.
    »Bleibt noch etwas, Arnulf!«, sagte sie schließlich, und ihre Hand berührte das Revers seines Lederwamses. Ihr Herz klopfte so heftig, als müsste es zerspringen.
    Abwarten, beobachten und die Gelegenheiten nutzen, die einem zugespielt wurden – das entsprach eigentlich ihrer Art. Aus den Gegebenheiten das Bestmögliche machen, ohne sich über Umstände zu beklagen, an denen doch nichts zu ändern war, so hatte ihr Vater es sie gelehrt und war selbst darin das vollkommene Vorbild gewesen. Aber in diesem Augenblick fühlte sie, anders handeln zu müssen. Wenn sie jetzt ihr Glück davongleiten ließ, würde sie sich das später nie verzeihen. Sie dachte daran, wie sie Arnulf und seine Begleiter in der Dunkelheit der Gassen von Samarkand hatte entschwinden sehen. Nein!, schrie es in ihr. Nicht noch einmal! »Ich lese in Euren Augen … Ihr seid mir auf dieselbe Weise zugetan wie ich Euch … Ganz egal, was dagegen sprechen mag – es zählt jetzt nicht!«, murmelte sie und nahm vage wahr, dass sie den letzten Satz in der Sprache des Han-Volks gesagt hatte. Aber Arnulf schien sie trotzdem verstanden zu haben.
    Sie spürte seine Hände an ihren Schultern, und im nächsten Moment berührten sich ihrer beider Lippen. Zuerst sehr vorsichtig tastend, dann voll aufkeimender Leidenschaft. Sie spürte, wie seine starken Arme sich um sie schlossen, sie an seine Brust drückten, während sie ihre Arme um Arnulfs Hals schlang. Nie hatte sie sich gleichzeitig sicher und geborgen – und doch innerlich so aufgewühlt und verwirrt gefühlt wie gerade jetzt.
    Sie schwelgte in diesem Gefühl und wünschte sich inbrünstig, dass ein mächtiger Kaiser im Himmel das Zählen der Zeit nicht einfach nur zu seinen eigenen Ehren neu beginnen ließe, sondern es kurzerhand aussetzte.
    »Verzeiht meine Unbeherrschtheit«, sagte er leise, als er sich von ihr löste.
    »Es ist nichts zu verzeihen«, erwiderte sie. »Es heißt doch, der Herr hat uns zu seinem Ebenbild als Mann und Frau geschaffen …«
    Sie gingen in den Nachbarraum, wo die Bottiche mit den Stampfern standen. Von dort führte eine schmale Holztreppe ins Obergeschoss. Zwei Räume gab es dort. Der eine war unschwer als Ort zum Lagern und Trocknen fertiger Papierbogen zu erkennen. Leinen spannten sich von Wand zu Wand, von denen unterschiedlich große Bogen herabhingen. Der zweite, viel kleinere Raum aber diente Li als Schlafgemach. Weiches Licht fiel durch ein mit Alabaster verblendetes Fenster. Sie küssten sich abermals, schon drängender und fordernder. Sie löste ihr Haar, und Arnulf strich ihr zärtlich über den Kopf, über die Wangen und Schultern. »Ihr seid atemberaubend schön!«, sagte Arnulf.
    »Helft mir bei den Verschlüssen meines Kleides … so könnt Ihr Euch ein vollständigeres Bild davon machen«, hauchte sie, und wenige Augenblicke später fiel ihr Kleid mit der gleichen Anmut herab wie zuvor ihr Haar.
    Sie sanken auf Lis Lager und entledigten sich ihrer letzten Kleidungsstücke. Eng umschlungen gaben sie sich ihrer aufflammenden Leidenschaft hin. Li schmiegte sich an seinen kräftigen Körper, während seine Hände über ihre Schultern und die Brüste wanderten, ihren Bauch und die Rundungen ihrer Taille erkundeten. Behutsam, mit verhaltener Kraft drang er zum ersten Mal in sie ein.
    Gleichgültig, was auch immer daraus folgen würde – Li war erfüllt von der Gewissheit, dass diese innige Begegnung alles wert war. Sie umschlang mit ihren Armen seinen Rücken und zog ihn noch mehr zu sich heran.
    Als sie am Ende langer Liebkosungen beglückt voneinander ließen,

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