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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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Samarkand belohnt?«
    »Deine Sprache ist barbarisch, und doch scheust du dich nicht, viele Fragen zu stellen, als wolltest du alles an einem einzigen Tag erfahren.«
    »Was ist falsch daran?«
    »Es ist falsch daran, dass du die meisten dieser Dinge nicht zu wissen brauchst, denn du bist aus einem einzigen Grund hier: Weil du eine Kunst verstehst, die in diesem Land sehr geschätzt wird und auf die sich anscheinend nur Menschen mit schmalen Augen und gelber Haut wirklich gut verstehen.«
    »Unter meinen Sachen war ein Sieb aus Rosshaar, das mit dieser Kunst zu tun hat …«
    Die Frau mit den freundlichen Augen rief eine der anderen Frauen des Badehauses herbei. Die Worte, die sie bei diesem überraschend barschen Ruf benutzte, verstand Li nur zum Teil. Im nächsten Moment erhielt Li das Sieb aus Rosshaar zurück.
    »Was deine anderen Sachen angeht, so wird man sie am besten zu dem verarbeiten, was du herzustellen vermagst: Papier!«, meinte die Frau mit den freundlichen Augen dann und lächelte.
    Meister Wang und Gao waren ebenfalls gebadet worden und hatten frische Kleidung bekommen. Sie trugen jeder ein helles Gewand mit Umhang, von einem Gürtel zusammengehalten, das offenbar vornehm genug war, um damit dem Statthalter von Samarkand gegenüberzutreten.
    Warum drei einfachen Papiermachern eine solche Ehre zuteilwerden sollte, war für Li noch ein Rätsel, und sie fragte sich, ob es vielleicht daran lag, dass sie einfach nur nicht in der Lage gewesen war, alles von dem, was die Frau mit den freundlichen Augen ihr berichtet hatte, richtig zu verstehen.
    Oder waren die besonderen Beziehungen, die der Nordmann Thorkild Eisenbringer zum Hof des Statthalters zu pflegen schien, der Grund für diese bevorzugte Behandlung?
    Eigentlich konnte sich Li nicht vorstellen, dass in einer Stadt, in der angeblich jeden Tag ein Buch geschrieben wurde und in der es von Gelehrten nur so wimmeln musste, die Kunst eines Papiermachers außergewöhnlich genug sein konnte, um allein schon einen solchen Empfang zu rechtfertigen.
    Meister Wang teilte die Verwunderung seiner Tochter. »Ich frage mich, welche Wunderdinge man hier von uns erwartet«, raunte er Li zu. »Vielleicht sollen wir ein Papier erschaffen, das sich von allein beschriftet, oder derlei unmögliche Dinge!«
    »Man spricht immer davon, dass die Menschen des Westens sehr auf die Macht der Magie vertrauen«, gab Li zurück.
    Meister Wang zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich nicht mehr als andernorts auch«, meinte er. »Hauptsache, man vertraut nicht unserer Magie, denn auch wenn das, was wir tun, manchen wie Magie vorkommen mag, so hat unsere Kunst doch rein gar nichts mit der eines Magiers gemein!«
    Auch ihrem Vater und Gao hatte man die Siebe gelassen. Li sah ein Zeichen der Hoffnung darin, dass in Samarkand selbst die Bediensteten eines Badehauses das Werkzeug eines Papiermachers gleich als solches erkannten.
    Wächter führten Li, Meister Wang und Gao in den eigentlichen Palast, dessen Pracht sie verstummen ließ. Die kunstvollen Mosaiken mussten von großen Künstlern geschaffen worden sein, die ihr Handwerk in wahrhafter Perfektion ausgeübt hatten. Formen, die an die fließenden Schriftzeichen des Korans erinnerten, befanden sich darunter, und manchmal zweifelte Li, ob es nicht tatsächlich arabische Schriftzeichen waren, die in kunstvollen Ligaturen erhabene Worte in persischer oder arabischer Sprache festhielten. Ein Grund mehr, auch diese Zeichen noch zu lernen, ging es Li durch den Kopf.
    Neben den Schriftzeichen ähnelnden Ornamenten herrschten Muster vor, die ihr besonders gut gefielen. Sie vermittelten etwas von jener Harmonie der Dinge, wie sie selbst hinter scheinbar widerstreitenden Kräften stand, wenn auch bisweilen schwer erkennbar. In den Mustern sah Li ein Sinnbild dafür, dass die Welt im Innersten geordnet war. Auch wenn diese Wahrheit manchmal von dem Eindruck überlagert wurde, die Welt wäre ein Ort des undurchschaubaren Chaos und das Leben nur eine Abfolge unvorhersehbarer, plötzlich auftretender Ereignisse.
    »Ich habe doch gesagt, dass sich alles zum Guten wenden wird«, sagte Meister Wang.
    »Warten wir ab, ob es uns wirklich zum Guten gereicht, was hier auf uns wartet«, murmelte hingegen Gao zweifelnd vor sich hin.
    Prinz Ismail war ein Mann von schlanker Gestalt und mit einem scharf konturierten Gesicht. Der dunkle Oberlippenbart und das spitze Kinn betonten die markanten Linien. Das Haupthaar war grau durchwirkt. Dunkle Augen

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