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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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Lage ist, Metall so dünn zu ziehen, wie ich es brauche.«
    Mohammed lachte. »Du bist hier im Heimatland der Schmiede! Weißt du nicht, dass dies das Land ist, aus dem der unzerbrechliche Stahl kommt? Es gibt hier die geschicktesten Schmiede der Welt und in den südlichen Bergen die ergiebigsten Erzvorkommen, die man sich nur denken kann.«
    »Ich habe die feinen Kettenhemden der Wächter bemerkt«, mischte sich Gao ein. »Wenn die hier gefertigt wurden …«
    »Das wurden sie!«, unterbrach ihn Mohammed.
    »… dann finden wir auch Metall, das sich eignet, um ihm die Form eines Wasserzeichens zu geben!«
    Li stellte schnell fest, dass es unzählige Schmiede in Samarkand gab, die sich auf eine so feine Arbeitsweise verstanden. Schmiede, die mit Silber, Gold und Kupfer umzugehen wussten, aber auch Eisen oder Zinn in einer Weise verarbeiten konnten, die Li höchsten Respekt abverlangte. Auch wenn ihr Vater immer davon sprach, dass Werkstätten im fernen Bian durchaus in der Lage seien, auf demselben Stand der Kunstfertigkeit zu arbeiten. Aber für Li war die Hauptstadt des Himmelssohns nur der Schauplatz märchenhafter Erzählungen, und mittlerweile hatte sie den Eindruck, dass Meister Wang die Wunder und die Harmonie jenes Ortes vielleicht etwas verklärte. In Xi Xia hatte es jedenfalls weit und breit keinen einzigen Schmied gegeben, der auch nur annähernd so feine Arbeiten hätte abliefern können wie die Schmiede von Samarkand.
    Als Li schließlich Stäbe aus biegsamem Metall bekam, fing sie an, aus ihnen die Umrisse einer Rose zu formen. Hin und wieder nahm sie dafür einen kleinen Hammer zu Hilfe, wie ihn sonst ein Kupferschmied benutzte.
    Die Arbeit in der Werkstatt stand eine Weile still. Keiner der Papiermacher wollte einen so wichtigen Schritt bei der Anfertigung des Wasserzeichens verpassen. Meister Wang hatte Li gegenüber erst gemeint, dass es besser wäre, dieses Geheimnis vielleicht zumindest teilweise für sich zu behalten. Aber Li hatte in dieser Hinsicht weniger Bedenken.
    »Wer gibt, dem wird auch gegeben werden«, meinte sie in der Sprache der Han und war sich dabei inzwischen vollkommen gewiss, dass niemand mehr unter den anwesenden Papiermachern die Sprache ihrer Vorfahren verstand.
    Die Blätter, die Li später in aller Sorgfalt aus dem Schöpfbecken hob, wurden zunächst zum Trocknen aufgehängt und anschließend in eine Presse gelegt, um den Rest der Feuchtigkeit aus ihnen herauszuholen. Stofflappen aus Filz, die die Nässe aufsogen, trennten die einzelnen Bogen voneinander.
    Als Li das erste Blatt dann aus der Presse nahm und hochhielt, war das Wasserzeichen gut erkennbar. Die Rose trat in aller Deutlichkeit hervor.
    Meister Mohammed sah sich das Ergebnis ihrer Arbeit genau an, hielt es einmal gegen das Licht einer Öllaterne in der Werkstatt und prüfte es danach bei Tageslicht in dem engen Innenhof, wo die Lumpen gelagert waren, bevor sie zum Zerstampfen und Zerschlagen in die großen Bottiche kamen.
    Als Dritter begutachtete Meister Wang die Arbeit seiner Tochter. Für einen Außenstehenden war seinen Zügen nichts anzumerken, aber Li kannte ihren Vater gut genug, um zu wissen, dass er vollkommen mit ihr zufrieden war.
    Meister Mohammed hatte seine Gesichtszüge weit weniger in der Gewalt. Sein freudiges Erstaunen war offensichtlich.
    »Eine wahrhaft gute Arbeit«, stellte er fest. »Das wird der Hofschreiber ganz gewiss auch so beurteilen …«
    »So hoffe ich, dass wir seine Gunst gewinnen können«, meinte Meister Wang. »Er scheint mir ein wichtiger Mann hier in Samarkand zu sein – und einen großen Einfluss zu haben.«
    Mohammed nickte. »Einen zu großen«, glaubte er. Dann fügte Meister Mohammed in gedämpftem, fast verschwörerischem Tonfall hinzu: »Vor diesem Mann kann ich euch nur warnen. Hofschreiber Kentikian ist ein gebürtiger Armenier, der aufgrund irgendwelcher verworrenen Umstände, die ich nicht näher kenne, zum rechten Glauben an die Lehre des Propheten konvertiert ist. Und wie alle Konvertierten gibt er sich in Glaubensdingen besonders streng. Er neigt etwas zum Eiferertum … Wenn es nach ihm ginge, würde die Hälfte der Bücher in unseren Bibliotheken auf dem Scheiterhaufen landen!«
    »Dann sollten wir uns glücklich schätzen, dass wir nur Bücher erschaffen, deren Seiten erst noch beschrieben werden müssen«, sagte Li. »So dürften wir kaum das Ziel seines Eifers werden.«
    »Hast du eine Ahnung! Natürlich sieht er uns Papiermacher als mitschuldig

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