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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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sich her.
    Inzwischen machten sich mehrere der Nordmänner an den Satteltaschen zu schaffen, die sich noch auf dem Rücken des getöteten Pferdes befanden. Ein Lederbeutel mit Silbermünzen sorgte sofort für gute Stimmung. »Seht mal, was wir hier haben!«, rief einer.
    Dann herrschte plötzlich Schweigen, als ein stöhnender Laut erklang. Fra Branaguorno bewegte sich leicht.
    Ein Nordmann nahm sein Schwert und umfasste den Griff mit beiden Händen. Doch ehe die Klinge niedersausen konnte, schritt Thorkild Eisenbringer ein.
    »Lass ihn von allein sterben, Hrolf!«, befahl er. »Es bringt Unglück, einen Mann Gottes zu töten. Und wir wollen das Schicksal doch nicht unnötig herausfordern, oder?«
    Der Angesprochene ließ die Klinge sinken und steckte das Schwert dann ein. Dabei murmelte er etwas Unverständliches vor sich hin. Was er genau sagte, konnte Arnulf nicht verstehen, aber es waren wohl alles andere als freundliche Worte.
    Sie brauchten bis zum Abend, um das Lager zu erreichen, an dem die Nordmänner kampierten. Dort waren allerdings nicht nur Thorkilds Männer aus dem Norden, sondern auch eine größere Anzahl von Kameltreibern mit ihren Tieren. Offenbar standen sie im Dienst des Eisenbringers – oder wurden dazu gezwungen. Sie wirkten eingeschüchtert, sprachen mit gedämpfter, leiser Stimme, und wann immer Arnulf einen von ihnen direkt ansah, wurde der Blick abgewandt.
    Von dem, was sie untereinander sprachen, verstand Arnulf nicht ein einziges Wort. Dazu hätte er die Sprachen des Ostens beherrschen müssen wie Fra Branaguorno, dessen Schicksal vollkommen ungewiss war.
    Hilfe konnte Arnulf jedenfalls im Augenblick von niemandem erwarten. Ich hätte auf die Worte der Papiermacherin hören sollen!, ging es ihm durch den Kopf, während er gegen einen Baum gelehnt dasaß. Man hatte ihm die Hände wieder auf den Rücken gebunden, allerdings so, dass die Arme den Baum umfassten.
    Eine ziemlich unbequeme Sitzhaltung war das – und ganz gewiss nicht dazu angetan, leicht Schlaf zu finden. Aber das hatten die Männer, in deren Gewalt er sich jetzt befand, wohl auch kaum beabsichtigt.
    Die Nordmänner waren recht ausgelassener Stimmung, umso mehr, als ihr Anführer ihnen erlaubte, ein Fass mit Met zu öffnen.
    Thorkild gesellte sich zu ihm, während seine Männer bereits feierten.
    »Ich will von dir alles darüber wissen, wer dich hierher geschickt hat und aus welchem Grund dies geschehen ist«, verlangte er.
    »Ich dachte, das wüsstest du schon alles«, erwiderte Arnulf düster. »Oder reimst du dir vielleicht nur etwas zusammen und erschlägst lediglich zum Spaß vorbeiziehende Reisende?«
    »Es hat keinen Sinn, wenn du versuchst, als harmloser Reisender zu erscheinen. Das bist du nicht, Arnulf – und wir beide wissen das. Davon abgesehen, sind die Quellen, aus denen mein Wissen stammt, für gewöhnlich zuverlässig.«
    »Dann brauchst du mich ja nicht mehr zu befragen! Frag diesen Schreiber in Samarkand …« An der Falte, die sich plötzlich auf der Stirn des Nordmannes bildete, erkannte Arnulf die Verwirrung seines Gegenübers darüber, dass Arnulf offenbar über seine besondere Verbindung zu Kentikian Bescheid wusste.
    Thorkild grinste schief. »Ich kann dich foltern, um Antworten zu bekommen! Also rede besser, sonst ergeht es dir schlecht! Es ist sinnlos, irgendetwas verbergen zu wollen … Außerdem knurrt dir wahrscheinlich schon der Magen, oder? Also sei vernünftig! Dein Kaiser wird dir hier nicht helfen …«
    »Das weiß ich.«
    »Du bist wegen dem unzerbrechlichen Stahl hier, nicht wahr? Du suchst einen Weg, den Stahl an mir vorbeizuleiten, sodass ihn die Schmiede von Saxland zu einem günstigeren Preis bekommen und in meinem Beutel das Silber nicht mehr klimpert!«
    »Du bist nicht der Einzige, der die unzerbrechlichen Klingen unerschwinglich macht«, gab Arnulf zurück. »Mein Kaiser wird weitere Männer aussenden, die den Ursprungsort des unzerbrechlichen Stahls finden sollen.«
    »Du siehst an deinem eigenen Beispiel, dass ich das zu verhindern vermag, Sachse! Ich werde mir überlegen, was ich mit dir mache. Gute Krieger kann ich im Übrigen immer gebrauchen. Wenn du für mich das Schwert ziehst, sollte das dein Schaden nicht sein.«
    »So etwas wie Ehre scheinst du nicht zu kennen!«, versetzte Arnulf.
    Thorkild schüttelte den Kopf und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Trinkhorn. »Das kann ich mir nicht leisten. Aber ich hätte wirklich gedacht, dass du klüger bist, Sachse.

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