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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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Eisenbergen begibt. Er bringt dann eine ganz besondere Ware hierher.«
    Arnulf hob die Augenbrauen. »Und die wäre?«
    »Junge Männer aus seiner Heimat. Männer, die bereit sind, sich in der Warägergarde des Kaisers für gutes Silber anwerben zu lassen. Thorkild bekommt dafür einen Anteil am Geschäft, so sagt man. Und an Gardisten besteht hier ständig Bedarf«, gab Li ihrer Überzeugung Ausdruck. »Ihr seht, früher oder später wird er mit einem Schiff voller Söldner anlegen.«
    »In diesem Fall sollte ich ihm besser nicht begegnen«, meinte Arnulf.
    Ihr Blick wurde ernst. Sie trat auf ihn zu, und ihre Hand berührte ihn leicht am Oberarm. »Warum sollte dieser Mann sein Mordkomplott Euch gegenüber vergessen haben? Ihr könnt eines Tages wieder in die Eisenberge reiten, und vielleicht wird der Strom dieses Metalls dann an ihm vorbeiziehen, ohne dass er ihm noch irgendeinen Gewinn bringt! Davor hat er Angst!«
    »Ja, das mag schon sein.«
    »Und dafür würde er töten, gleichgültig unter welchen Umständen.«
    Arnulf lächelte mild. »Ihr habt keine Vorstellung davon, wie weit die Reise ist, die er zurücklegen muss, und welche Hindernisse dabei zu überwinden sind. Er wird also eine Weile unterwegs sein, falls Eure Annahme den Tatsachen entspricht. Und ich glaube nicht, dass er es wagen würde, hier in Konstantinopel etwas gegen mich zu unternehmen – und wenn, würde es ihm schlecht bekommen, da ich ausersehen bin, eine persönliche Botschaft des östlichen an den westlichen Kaiser zu überbringen.«
    »Mächtige Mauern wie die von Konstantinopel bedeuten keinen Schutz für Euch, Arnulf«, sagte sie.
    Es rührte ihn, wie sie sich um ihn sorgte – und ihre Berührung hatte ein Gefühl in ihm ausgelöst, das ihn verwirrte und das er nicht hinreichend zu erklären wusste. Er deutete auf den Stapel von fertigen Blättern. »Mein Kaiser ist ein noch sehr junger Mann, der allem Neuen aufgeschlossen gegenübersteht und sehr belesen ist. Viel belesener als die meisten Gelehrten in den Abteien unseres Reichs. Er würde sich gewiss freuen, wenn ich ihm ein paar Proben Eures Talents zeigen könnte.«
    »Dagegen ist nichts einzuwenden«, sagte Li.
    Arnulf nahm eines der Blätter vom Stapel und hielt es gegen das Licht. Es war ohne ein Wasserzeichen.
    »Es ist von exzellenter Qualität«, sagte Li. »Es fasert nicht an den Seiten, es ist gerade beschnitten und hat eine leichte, farblose Lackierung, die ihm eine glatte Oberfläche verleiht. Keine Unregelmäßigkeit kann den Strich der Feder ablenken, und die Saugfähigkeit ist durch die Lackierung so vermindert, dass die Tinte nicht seitwärts verläuft wie ein Fluss, der über das Ufer tritt und sich in die Auen ergießt.«
    »Vielleicht könnt Ihr mir ein paar solche Bogen überlassen, damit ich sie Kaiser Otto zeige«, schlug Arnulf vor. »Denn ich würde ihm gerne die Vorzüge der Papierherstellung darlegen, wenn ich ihn in Magdeburg wiedersehe.«
    »Sagt mir einfach Bescheid, bevor Ihr Euch auf die Reise macht, Arnulf. Ich werde Euch in der Zwischenzeit ein paar schöne Blätter vorbereiten – darunter auch solche, die ein Wasserzeichen tragen.«
    »Dafür wäre ich Euch sehr dankbar. Und nun will ich Euch nicht länger von Eurer Arbeit abhalten.«
    »Ihr habt mich von nichts abgehalten, was wichtig gewesen wäre«, erwiderte Li.
    In der Tür drehte Arnulf sich noch einmal herum. »Vielleicht gestattet Ihr, dass ich Euch während der Zeit, die ich in Konstantinopel bin, noch einmal besuche, wenn Ihr weniger zu tun habt …«
    »Gerne«, erwiderte Li.
    »Bestimmt wisst Ihr einiges Interessantes über jenes Land bei Samarkand zu berichten, in dem uns der Herr zusammenführte.«
    »Mawarannahr«, sagte sie. »So heißen seine Bewohner. Das bedeutet ›das Land hinter dem Fluss‹. Die Griechen nennen es Transoxanien.« Ihre Blicke begegneten sich noch einmal. Und als er gegangen war, schaute sie ihm durch das Fenster nach, bis er zwischen den vielen Menschen verschwand.
     

Sechzehntes Kapitel

Li
     
     
     
    »Evangelia!«
    Sie hörte den Ruf aus dem Nachbarraum kaum, während sie dem Fremden aus Saxland nachsah, diesem Ritter ihrer einsamen Träume, ehe er sich zwischen den Passanten verlor, die diese Gasse als Abkürzung zwischen dem Hippodrom und dem Konstantin-Forum benutzten. Auch viele Fuhrleute lenkten ihre von Hand, Esel oder Pferd gezogenen Karren und Wagen diesen engen Weg entlang und sorgten damit stets für übermäßiges Gedränge. Ein

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