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Die Partie. Thriller (German Edition)

Die Partie. Thriller (German Edition)

Titel: Die Partie. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Wächter
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Sie das Spiel abbrechen wollen?«
    »Ja.«
    »Dann sollte ich Ihnen jetzt erzählen, was die Regeln für einen vorzeitigen Abbruch des Spiels vorsehen.«
    Der Entführer beugt sich über den Tisch nach vorn.
    »Ich habe mir die Freiheit erlaubt, einige Sprengkörper an strategischen Orten Ihrer Stadt platzieren zu lassen, bevor wir mit dem Spielen begonnen haben. Muss das Turnier abgebrochen werden, fühle ich mich genötigt, Ihre Stadt in Schutt und Asche zu legen. Schließlich handelt es sich um eine Herausforderung zwischen mir und der Stadt. Wenn Sie aufgeben, haben Sie automatisch verloren.«
    »Sie bluffen doch nur!«
    »Probieren Sie es aus.« Der Entführer steht auf und läuft zu einem Tisch, auf dem sein Mobiltelefon liegt.
    »Was machen Sie!«
    »Ich rufe meinen Sekretär an. Er wird alles veranlassen, was nötig ist.«
    Er hebt das Telefon auf und drückt eine Taste.
    »Warten Sie!«
    »Ja?«, sagt der Entführer leise, ohne sich zu seinem Gefangenen umzudrehen.
    »f3 auf h5!«
    Der Entführer legt das Mobiltelefon zur Seite und kommt zurück zum Tisch. Er greift nach dem weißen Läufer auf Feld f3, führt den Zug für den Bürgermeister aus, indem er seinen schwarzen Springer vom Feld h5 schlägt.
    »Na, sehen Sie. Es war doch gar nicht so schwer.«
    Der Bürgermeister atmet auf. Der Entführer setzt sich auf den Stuhl.
    »Wie es aussieht, muss ich Ihren amtlichen Vertretern nun einen Hinweis zukommen lassen.«
    Er starrt auf das Spielfeld.
    »Ein schwieriges Feld, das Sie sich ausgesucht haben. h5 auf unserem Spielfeld steht für P4 in Mannheim. Habe ich Ihnen die Nummerierung eigentlich schon erklärt?«
    Der Bürgermeister schüttelt den Kopf, ohne seinen Gegenspieler anzusehen.
    »Sehen Sie: Die Nummerierung der Mannheimer Quadrate ist nicht identisch mit der Bezifferung eines Schachbretts. Deshalb muss man sich vorstellen, dort oben auf Ihrer Seite, wo Ihr weißes Königspaar gestartet ist, befindet sich das Mannheimer Schloss – verstehen Sie?«
    Er greift in seine Tasche und zieht einen zusammengefalteten Zettel hervor. »Hier habe ich eine handschriftliche Skizze, sehen Sie.«

    »Wenn Sie mich von Quadrat P 4 geschlagen haben, dann muss dort mein Tipp platziert werden. Aber das ist gar nicht so einfach. Es muss ja auch Sinn machen, meinen Sie nicht auch?«
    Der Oberbürgermeister bleibt stumm.
    »Ah! Jetzt habe ich eine Idee!«
    Er erhebt sich und geht zu seinem Mobiltelefon. Diesmal wartet er, bis der Mann am anderen Ende der Leitung abhebt.

32
     
    Das Feuerwerk geht um fünf Minuten vor acht in die Luft. Auf den Planken sind um diese Uhrzeit noch nicht viele Menschen unterwegs. Dennoch schart sich eine kleine Ansammlung von Arzthelferinnen, Rentnern, Studenten und Verkäuferinnen um das seltsame Spektakel. Die ersten Streifenpolizisten erreichen den Ort des Geschehens nach drei Minuten. Sie finden neben den Straßenbahnschienen in P 4 eine kreisförmige Anhäufung von Glasflaschen. 15 Stück an der Zahl. In der Mitte des Kreises liegt ein Schachbrett.
    Die Polizisten sind in der Lage, eins und eins zusammenzuzählen, und so kommt Kriminalrat Pflüger weitere vier Minuten später am Tatort an.
    »Was soll das denn schon wieder!«
    »Das ist eine Abschussrampe für Silvesterraketen«, erklärt einer der beiden Uniformierten. »Laut einer Zeugenaussage waren die Zündschnüre miteinander verbunden, sodass die Raketen nacheinander gezündet wurden.«
    Pflüger dreht sich zu dem Beamten und starrt ihn wortlos an, die Hände in den Taschen.
    »So hat man es mir erzählt«, erklärt der Beamte, in beinahe entschuldigendem Tonfall.
    »Ja, aber wer hat die Flaschen dahin gestellt und die Lunte gezündet! Fordern Sie Verstärkung an und befragen jeden, der sich auf den Planken herumtreibt. Ich will wissen, ob jemand gesehen hat, wer dieses Feuerwerk installiert hat!«
    »Alles klar.« Der Polizist salutiert unwillkürlich und tritt weg, weil der Kommandoton des Kriminalrats ihn sehr an seine Bundeswehrzeit erinnert.
    Pflüger macht einen Schritt nach vorne und sieht sich die Konstruktion genauer an. Wie am Vortag stehen auf dem Schachbrett die Figuren, als wären sie mitten in einer Partie.
    Zumindest ist heute noch niemand getötet worden, denkt er und beugt sich über die Flaschen.
    Er hat den weißen Briefumschlag entdeckt, der unter das Brett geklemmt ist und von dem nur ein kleiner Zipfel hervorschaut. Vorsichtig hebt er das Holz an und zieht das Kuvert heraus. Sobald jemand von der

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