Die Partie. Thriller (German Edition)
Boden. Zwei Mann des Einsatzkommandos stellen sich vor den Wagen und zwei dahinter. Sie halten Maschinenpistolen im Anschlag.
Kimski startet den Motor und drückt den Türknopf, um das Auto von innen zu verriegeln.
»Ihr wollt mit mir spielen?«
Er tritt die Kupplung, legt den ersten Gang ein und spielt mit dem Gaspedal. Der Motor heult auf. Kimski lässt die Kupplung springen und tritt den rechten Fuß durch, bis das Gaspedal das Bodenblech berührt. Der Wagen schießt nach vorne.
Einer der beiden SEK-Männer, die vor dem Auto stehen, springt rechtzeitig zur Seite. Sein Kollege wird vom Kotflügel gestreift und zu Boden geschleudert.
Die beiden Beamten, die hinter dem Auto stehen, eröffnen das Feuer nicht, da sie ihre Kollegen nicht gefährden wollen.
Kimski hat vor vier Jahren an mehreren Sondertrainingseinheiten für Fahrer teilgenommen. Bei dem Fahrertraining lernt man unter anderem, wie man mit einem Wagen 180-Grad-Wenden ausführt, wie man ein Fahrzeug bei erhöhter Geschwindigkeit um 90 Grad wendet oder wie man andere Autos abdrängt.
Die Reifen quietschen. Die Tachonadel zeigt 80 km/h an. Die nächste Straßenkreuzung ist nur noch zehn Meter entfernt.
Kimski reißt das Lenkrad nach rechts, nimmt den Fuß vom Gaspedal, dann, als der Wagen in der Kurve liegt, beschleunigt er wieder.
Von hinten wird geschossen. Eine Kugel dringt knapp über der hinteren Stoßstange in den Kofferraum.
Der BMW verschwindet hinter der Straßenecke. Die Schüsse verhallen.
29
7.25 Uhr
Kriminalrat Pflüger läuft mit suchendem Blick durch die Gänge des Theresien-Krankenhauses. Bei den unzähligen Umbauten und Erweiterungen, die dieser Komplex in seiner Geschichte erlebt hat, hätte man auch ein bisschen Geld für aussagekräftige Schilder investieren können, denkt er und knurrt.
Er atmet auf, als er Kommissar Vollmer am Ende eines Flures entdeckt.
»Da sind Sie ja!«
»Sie haben gut lachen! Es gibt hier eine Menge Gänge, die sich ziemlich ähnlich sehen!«
Pflüger muss verschnaufen. »Und? Wie sieht es aus? Kann ich zu dem angeschossenen Beamten rein?«
»Nichts zu machen. Sein Zustand scheint ganz gut zu sein, aber die Ärzte lassen uns nicht rein.«
»Kacke!«
Den beiden fällt der Mann, der den Korridor entlanggeht und auf sie zusteuert, zunächst nicht auf. Er ist in einen dunklen Anzug gekleidet und trägt ein schwarzes Hemd. Er ist klein, aber die dicken Sohlen seiner Schuhe lassen ihn zwei Zentimeter größer wirken, was ihm wichtig ist.
»Guten Morgen«, die Stimme des Mannes klingt kratzig und tief. Er kaut einen Kaugummi.
Der Kriminalrat zuckt zusammen und dreht sich um.
»Sind Sie Pflüger?«
»Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
»Hendel. Bundeskriminalamt. Man hat mir gesagt, dass ich Sie hier finden würde.«
»Und was wollen Sie von mir?«
»Warum haben Sie nicht bei uns angerufen? Wir haben erst vor zwei Stunden einen Anruf vom LKA erhalten, in dem man uns über die Vorfälle des gestrigen Abends aufgeklärt hat. Was das Ruhigstellen der Presse betrifft, scheinen Sie ja ziemlich gut zu sein. Lediglich die Lokalzeitung berichtet in einer kleinen Spalte darüber, dass ein Parkhaus gesperrt wurde. Keine Ahnung, was Sie den Reportern erzählt haben, damit sie nichts von der Detonation schreiben.«
»Wir wissen noch nicht, worum es sich bei dem Anschlag handelt, also haben wir eine Informationssperre verhängt.«
»Ja. Klar. Aber bei uns hätten Sie sich mal melden können. Falls es ein terroristischer Anschlag war, dann sind wir dafür zuständig.«
»Wir wissen nicht, ob es sich um Terroristen handelt.«
»Ach.« Hendel vergräbt die Hände in den Taschen. »Und was ist es dann, Ihrer Meinung nach?«
»Das wissen wir nicht.«
»Ich höre, Sie haben zwei Verdächtige. Einen Ihrer Kommissare und eine angebliche Journalistin, deren Name in keiner Kartei auftaucht. Stimmt das?«
Pflüger schweigt.
»Haben Sie wenigstens eine Idee, wohin die beiden Vögel ausgeflogen sind?«
Der Kriminalrat dreht Hendel die Schulter zu.
»Er ist ein fähiger Mann«, sagt er. »Bestens ausgebildet. Und anscheinend möchte er nicht, dass wir ihn finden.«
Hendel drückt eine riesige Kaugummiblase aus seinem Mund.
»Na ja. Wir werden sehen. Jetzt bin ich ja hier«, sagt er und wischt die Kaugummireste mit der Zunge von seinen Lippen.
30
Die Strahlen der Morgensonne zeichnen die Silhouetten der Jogger im Oberen Luisenpark. Kimski liest in dem Buch. Evas Kopf liegt auf seinem
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