Die Partie. Thriller (German Edition)
Kimski dreht sich zu ihm.
Woher weiß der, wo ich stehe, denkt Frank. Hat er den SEK-Mann unterschätzt? Hat der Typ den Luftzug der Waffe gespürt und so seine Position bemerkt? Egal. Die Stichwaffe sucht sich ihren Weg zu Kimskis Herz, um die Sache zu Ende bringen.
»Waahhh!«, schallt Kimskis Schrei in sein Ohr.
Frank spürt ein Gewicht, das ihn zurückdrängt. Dieser lebensmüde Spinner ist auf ihn gesprungen und klammert sich um seinen Kopf.
Frank will das Messer hochreißen. Es steckt fest. Erst jetzt merkt er, dass er doch getroffen hat. Mühevoll zieht er die Klinge zurück.
Kimski keucht. Seine Stimme vibriert.
Frank tastet mit seiner Linken nach dem Körper des Angreifers.
Er spürt, wie an seiner Nachtsichtbrille gezerrt wird. Sein Rücken knallt gegen ein Möbelstück. Er schnaubt. Seine Hand bekommt Kimskis Finger zu fassen, die an der Brille reißen.
»Eva! Rennen Sie runter und holen Sie Hilfe!«, hört er Kimski brüllen.
Im Hintergrund vernimmt er ein Poltern, gefolgt von zaghaften Schritten.
Mit der Messerklinge in der rechten Hand fährt er an Kimskis
Seite entlang. Diesmal muss er treffen. Es ist nicht einfach, mit einem Messer die lebenswichtigen Organe zu treffen. Frank sieht noch den Griff einer Pistole im Augenwinkel, bevor er den dumpfen Schlag auf seinem Kopf spürt. Er sticht zu.
Kimski stößt einen Schrei aus. Frank gerät ins Wanken. In dem Moment, als er zu Boden kracht, wird das Nachtsichtgerät von seinem Kopf gerissen.
Verdammt!
Als Nächstes hört er, wie die Brille über den Boden rutscht und irgendwo dagegenknallt. Und er sieht nichts; nur Dunkelheit.
Er schiebt den Körper seines Gegners von sich weg, der zwar noch ächzend atmet, die Gegenwehr aber aufgegeben hat. Wo ist sein Messer? Steckt es noch in Kimski? Er fühlt mit der Hand um sich. Statt der Stichwaffe fühlt er eine Pistole. Das muss das Ding gewesen sein, das Kimski ihm übergebraten hat. Er nimmt die Schusswaffe an sich und erhebt sich. Sein Schädel brummt. Aber er kann sich auf den Beinen halten, das ist das Wichtigste. Schritte im Treppenhaus, die sich immer mehr in den unteren Bereich der Sternwarte entfernen, helfen ihm, schneller zu sich zu kommen. Die Reporterin! Er muss sie aufhalten. Das hat Priorität.
Wo ist nur die Nachtsichtbrille hingeflogen? Egal. Er wird auch so den Weg nach unten finden. Vorsichtig tastet er nach dem Türrahmen und setzt sich in Bewegung.
Eva nimmt eine Treppenstufe nach der anderen. Mit den Händen tastet sie sich an der Wand entlang. Sie atmet schnell und unregelmäßig.
Der Weg nach unten kommt ihr wie eine Ewigkeit vor. Zweimal stürzt sie beinahe, kann sich aber gerade noch abfangen. Die Finsternis ist unerträglich. Wie muss sich ein Blinder fühlen?
Erschöpft bricht sie zusammen. Ihre Füße wollen nicht mehr, sie will nicht mehr. Das undurchdringliche Dunkel hat sie gefangen genommen.
»Kimski?«, ruft sie nach oben, als sie Schritte auf der Treppe über sich hört.
Keine Antwort.
Panisch steht sie wieder auf.
Weiterlaufen, sagt sie zu sich selbst. Du musst weiterlaufen!
Dann kommen tatsächlich keine Stufen mehr, nur noch glatter Boden. Ihre Hand kann den Griff einer Tür fühlen. Das Adrenalin in ihrem Körper überschlägt sich. Sie drückt die Klinke nach unten und wirft sich gegen das Holz. Nichts bewegt sich. Sie rüttelt mehrmals an dem Griff, dann gibt sie auf. Die Schritte kommen näher.
Verstecken ... sie muss sich wenigstens verstecken!
Sie hält sich mit beiden Händen den Kopf und massiert ihre Stirn, um besser nachdenken zu können. Was hat sie gesehen, als sie vorhin die Sternwarte betreten haben? Eine große Halle im Erdgeschoss.
Sie sind durch den Seiteneingang eingetreten und sind sofort nach oben gelaufen. Doch wenn sie von ihrer jetzigen Position nach rechts geht, kommt sie in ein Foyer, ein großes Foyer.
Polizeimeister Jagdmann beobachtet die Tür des Seiteneingangs zur Sternwarte. Gerade wurde von innen an der Klinke gerüttelt.
Jetzt ist es wieder still. Das ist auch besser so. Denn er hat seine Anweisungen. Er und sein Kollege werden warten, bis ein Einsatztrupp hier eintrifft. Ein Fall für das SEK, soweit er es verstanden hat. Oder war es sogar die GSG 9? Oder beide?
Er verschränkt die Arme hinter dem Rücken. Spontan beginnt er, eine Melodie zu pfeifen. Vielleicht hilft es, seine Nervosität zu vertreiben. Ein echter Einsatz mit einem Sondereinsatzkommando! Er darf dabei sein! In seinen Beinen kribbelt
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