Die Partie. Thriller (German Edition)
gefunden.«
»Sie können mich mal.«
»Sie sollten einmal an Ihrem Wutproblem arbeiten. Sie können sehr rüpelhaft sein. Außerdem denke ich, dass Sie nur ungern ohne Ihren Gewinn gehen werden – es handelt sich schließlich um die Rückgabe des Oberbürgermeisters und um die restlichen 90.000 Euro. Im Gegenzug werden Sie mich selbstverständlich ziehen lassen. Ich denke, das brauche ich nicht extra zu betonen.«
Ein Krachen hallt in dem großen Raum wider. Kimski hat sich mit seinem Körper auf den Krähenmann geworfen. Der Stuhl, auf dem dieser sitzt, fällt um, die beiden Männer darüber. Ein Gerangel bricht aus. Ein Schuss löst sich und Eva schreit auf.
Erst als sie den Putz von der Decke rieseln sieht, realisiert sie, dass niemand getroffen wurde.
Kimski und der Krähenmann wälzen sich auf dem Boden. Eva rennt zum Oberbürgermeister und versucht, seine Fesseln zu lösen. Schafft es aber nicht. Schließlich entfernt sie den Knebel aus seinem Mund. Das Stadtoberhaupt sagt nichts, keucht nur – aber auch das nur sehr leise – und starrt geradeaus in die Leere.
Der Krähenmann hat seinen Körper über Kimski gewuchtet. Kimski greift mit der linken Hand nach dem Revolver seines Gegners.
Er kann ihn ihm nicht entreißen, doch er kann ihn fixieren. Seine eigene Waffe wirft er zur Seite, um die Rechte freizubekommen. Dann stemmt er seinen Oberkörper nach vorne und dreht sich. Der Gegner fällt zur Seite. Kimski lässt den Revolver los und springt ihm hinterher. Er bekommt den Entführer hinterrücks am Kreuz zu packen, drückt ihm das Knie in den Rücken und ihn zu Boden. Der Gegner stöhnt.
»Gehen Sie aus der Schusslinie!«, schreit Kimski Eva zu. Der Krähenmann hat noch immer den Revolver in der Hand.
»Sie brechen die Regeln, mein Freund«, sagt er röchelnd.
»Ich ... bin ... nicht ... Ihr ... Freund!«
Kimski greift nach der Maske und reißt sie dem Mann vom Kopf. Das Gesicht, das zum Vorschein kommt, ist gerötet und eingefallen. Der Entführer sieht alt aus. Seine Augen haben den Ausdruck eines kleinen Kindes, das bei einem Lausbubenstreich ertappt wurde und sich schämt.
»Sie hatten doch schon gewonnen, Kimski. Haben Sie das nicht verstanden? Sie sind für die Stadt gegen mich angetreten und haben mich gefunden. Ich habe verloren. Sie brauchen nur das Geld zu nehmen und zu gehen.«
Kimski zieht den Umschlag mit den Banknoten aus seinem Jackett und öffnet ihn. Er nimmt einige Scheine heraus und stopft sie dem Entführer in den Mund. Die restlichen Banknoten wirft er in die Luft. Wie Regentropfen fallen sie auf die Erde nieder. Kimski richtet sich ein Stück auf und entreißt dem Entführer den Revolver. Er steht auf und hebt seine eigene Schusswaffen vom Boden auf, wirft das Schachbrett mitsamt den Figuren auf den Boden und setzt sich schweigend auf den Tisch.
»Es ist vorbei«, sagt Eva. Sie tritt hinter Kimski und legt ihre Hand auf seine Schulter. »Helfen Sie mir, den Bürgermeister loszubinden, und dann holen wir die Polizei.«
Der Entführer richtet sich langsam auf. Er setzt sich auf den Boden und zieht die Beine an den Körper. Kimski sieht ihn an.
Eva hat recht, das ist ein Fall für die Polizei. Die Ordnung muss wiederhergestellt werden. Kimski steht auf. Ein lautes Knacken. Die Beleuchtung erlischt.
»Was ist passiert?«, fragt Eva. Sie hat Angst. Kimski kann es ihrer Stimme anhören.
Der Entführer kichert.
»Warum lachst du, du Freak!«
»Das muss Frank sein.«
37
Die zwei Polizisten streifen um die Sternwarte. Der ältere Herr, der sie gerufen hat, folgt ihnen mit seinem Cockerspaniel.
Einer der Beamten rüttelt an der Tür des Seiteneingangs. Nichts bewegt sich.
»Also, ich hör nichts und ich sehe auch nichts«, sagt er.
»Aber eben, als ich auf Sie gewartet habe, ist genau hier noch einer reingegangen. Wenn Sie mich fragen, der sah aus wie ein richtiger Totschläger.«
»Ja, ja, das haben Sie schon gesagt«, murmelt der zweite Polizist.
»Also ich saß dort auf der Bank und guck mir die Natur an, als ich einen Schuss höre.«
»Das sagten Sie ebenfalls.«
Der Mann ignoriert die Worte des Beamten und erzählt weiter.
»Ich habe dann sofort die 110 angerufen. Selbstverständlich! Ein Glück, dass meine Tochter mir dieses Handy geschenkt hat. Ich benutzte es ja sonst nie, aber ...«
»Ja, ja.«
Polizeimeister Jagdmann macht ein paar Schritte nach vorn. Wer weiß, was genau der übervorsichtige Mitbürger gehört hat. Manche Menschen halten auch das
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