Die Party Queen von Manhattan - Roman
klassizistischen Stil.
»Das war echt schön heute. Der Tag, der Abend, alles zusammen. Danke fürs Mitnehmen und für das Abendessen - und überhaupt.« Er schien es nicht sonderlich eilig zu haben, aus dem Auto zu kommen, und an diesem Punkt begann ich etwas ernsthafter die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass er mich am Ende küssen wollte. In meinen Schnulzenromanen wäre jetzt garantiert der Hinweis gekommen, dass es zwischen uns heftig knisterte.
»Das meinst du doch wohl nicht im Ernst. Wenn hier wer wem zu danken hat, dann ich dir! Ohne dich lägen wir jetzt vermutlich alle mit einer scheußlichen Lebensmittelvergiftung darnieder.« Das war das Erstbeste, was mir in den Kopf kam. Ich stopfte die Hände unter die Knie, damit sie endlich aufhörten zu zittern.
Und dann stieg er aus. Stieg einfach aus. Machte die Tür auf, schnappte sich seinen Seesack vom Rücksitz, winkte kurz und murmelte irgendwas von wegen, er würde sich am nächsten Tag
bei mir melden. Die Enttäuschung traf mich wie ein Schlag ins Gesicht, und ich legte schleunigst den Rückwärtsgang rein. Bloß weg hier, bevor ich anfing zu heulen. Wie bist du bloß auf die Schnapsidee verfallen, dass er sich auch nur eine Spur für dich interessiert? , fragte ich mich, während ich im Stillen den Abend noch einmal abspulte. Er brauchte eine Mitfahrgelegenheit, und du hast dich angeboten, und er war freundlich und nett, aber das war’s dann auch. Den Floh hast du dir selbst ins Ohr gesetzt, und du solltest ihn auf der Stelle von da entfernen, bevor du dich komplett zum Affen machst. Beim Wenden sah ich eine Gestalt auf den Wagen zukommen.
Er sagte irgendwas, das ich nicht verstand. Ich betätigte den Fensterheber und trat auf die Bremse.
»Hast du was vergessen?«, fragte ich mit hoffentlich nicht allzu zittriger Stimme.
»Ja.«
»Okay, warte kurz. So, jetzt ist die Tür hinten auf, dann -«
Weiter kam ich nicht. Er langte durch das offene Fahrerfenster über meinen Schoß hinweg. Einen Moment lang hatte ich plötzlich Schiss, bis er den Zündschlüssel umdrehte und der Motor erstarb. Als Nächstes schnallte er mich los, riss die Tür auf und zog mich aus der Karre.
»Wa -, was soll denn -«
Er brachte mich zum Schweigen, indem er mein Gesicht in beide Hände nahm - genauso, wie es sich jedes Mädchen immer erträumt und wie es kein Typ jemals tut. Exakt wie auf dem Umschlag von Brennendes Begehren , wenn ich mich richtig erinnerte: das Bild, das für mich das Nonplusultra einer romantischen Affäre symbolisierte. Seine Hände waren kühl und stark. Sicher merkte er, wie meine Wangen glühten, aber darüber machte ich mir nun keine Gedanken mehr. Er beugte sich zu mir herunter und küsste mich so sacht, dass ich einfach nur dastand und es geschehen ließ, zu überwältigt, um den Kuss auch nur zu erwidern.
»Nächstes Mal denke ich gleich dran, versprochen«, sagte er. John Wayne hätte es nicht besser hingekriegt. Dann hielt er mir galant die Tür auf und bedeutete mir, wieder einzusteigen. Gute Idee - lange würden meine Beine mich nämlich nicht mehr tragen. Ich fiel wie ein nasser Sack auf den Sitz und grinste Sammy selig hinterher, bis er im Haus verschwunden war.
20
Ich hatte eben den letzten langgezogenen Lampion an die Schnur gehängt, da hielt Mom es nicht länger aus.
»Schätzchen, dein Sammy hat einen ganz reizenden Eindruck auf uns gemacht. Dein Vater und ich fanden es gestern Abend sehr schön mit ihm.«
»Ja, doch, er wirkt ganz nett.« Ich ließ sie mit Wonne zappeln.
»Was meinst du, ob er zur Party kommt?« Sie stellte einen Teller Kichererbsenmus neben eine Platte mit gemischten Oliven und trat einen Schritt zurück, um ihr Werk zu bewundern.
»Ich glaube nicht. Er würde wohl schon gern, aber wir sind ja beide bloß für das Wochenende hier, und er wollte doch auch das eine oder andere mit seinem Dad unternehmen. Er hat was gesagt, dass sie heute Steak essen gehen oder so.«
»Ah-ja?«, sagte sie knapp, sichtlich bemüht, keinen Kommentar zu der Horrorvorstellung einer wilden Orgie mit Bergen von Fleisch abzugeben. Sammy hatte lediglich erwähnt, dass sein Vater und er an Thanksgiving irgendwo auswärts speisen würden, aber es war so kinderleicht und machte solch tierischen Spaß, Mom auf die Palme zu bringen. »Vielleicht hätte er ja Lust, danach noch vorbeizuschauen und ein paar unserer Kostproben aus heimischem Anbau zu genießen?«
»Mhm, klingt echt verführerisch. Ich werd’s ihm sagen.« Ich hatte
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