Die Party Queen von Manhattan - Roman
Name fiel, ging ein Ruck durch Sammy, aber er hielt den Blick weiter fest auf Elisa geheftet, als sei es ihm unmöglich, die Augen von ihr abzuwenden. Nach einer kleinen Ewigkeit wandte er ganz langsam den Kopf zu mir. Und lächelte - nicht etwa überrascht, sondern traurig.
Sein »Hi« kam eher geflüstert heraus. Isabelle hatte es sich neben Elisa gemütlich gemacht, die anderen schwatzten längst wieder weiter. Es gab nur noch uns zwei.
»Hi«, sagte ich so lässig wie möglich - und gleichzeitig hektisch bemüht, mit der neuen Entwicklung Schritt zu halten. Bei der Übergabe der endgültigen Liste hatte Kelly erwähnt, dass Isabelle Vandemark an unserer Gruppenreise nur mit ihrem Assistenten teilnehmen würde. Was Kelly selbstverständlich
genehmigt hatte. Hieß das, Isabelle war nicht Sammys Freundin? Es ließ mir keine Ruhe.
»Da wäre noch ein Platz frei«, sagte ich mit einer Handbewegung zu dem Sitz links von mir. »Falls gewünscht.«
Er schaute kurz zu Isabelle, die sich angeregt mit Elisa unterhielt, und stakste dann vorsichtig über ausgestreckte Beine und abgestelltes Handgepäck zu mir. Im Vergleich zu Leo, unserem Paradiesvogel, und Philip mit seinem stets makellosen Aufzug hob er sich sehr ab, wirkte irgendwie männlicher und zugleich verletzlicher. Als er sich auf den Ledersitz neben mir fallen ließ, hatte ich das Gefühl, aus dem eleganten Fluggastraum sei mit einem Schlag die Luft entwichen.
»Bette«, sagte er so gedämpft, dass ich mich näher zu ihm beugen musste, um ihn zu verstehen. »Ich hatte keine Ahnung, dass du hier dabei sein würdest. Tut mir Leid deswegen. Ich wusste echt nicht, dass du die Reise leitest.«
»Was? Sie hat dir bloß gesagt, dass ihr zwei ein paar Tage nach Istanbul fliegt?«, fragte ich und kämpfte tapfer gegen die Tränen an.
»Ja, wenn du mir das abnimmst, genauso war es. Sie hat letzte Woche irgendwas erwähnt, dass ich sie zu so einer Art gesponserter Pressereise begleiten soll, aber definitiv weiß ich es erst seit gestern. Ehrlich gesagt habe ich auch nicht weiter nachgefragt. Bloß meine Tasche gepackt.«
»Du ziehst also blind überallhin mit, wo sie dich dabeihaben will? Was ist mit deiner Arbeit? Und mit deinen Kursen? Du kannst doch nicht einfach alles stehen und liegen lassen, bloß weil sie mit dem Finger schnippt. Die anderen hier haben ja alle keinen Job, das heißt, sie können ohne weiteres von jetzt auf gleich nach Istanbul jetten, wenn ihnen gerade danach ist. Hast du etwa gekündigt?«
Erst guckte er ein bisschen belämmert, dann versteinerte sich seine Miene. »Nein, meine Chefs haben Verständnis dafür. Manchmal geht es eben nicht anders.«
»Ach so, ja, klar«, sagte ich schnippisch. »So genau wollte ich es gar nicht wissen.«
»Bette, bitte entschuldige, aber es ist kompliziert. Sie ist kompliziert.«
Er sah so jämmerlich drein, dass ich ein bisschen Mitleid bekam. »Hey, Sammy, tut mir Leid. Es geht mich ja gar nichts an. Ich war nur überrascht, weiter nichts.« Mir ging nämlich gerade auf, dass er mir, so bedauerlich das auch war, absolut keine Erklärung schuldete. Seit DEM KUSS hatte ich ihn nur bei unseren jeweiligen abendlichen Einsätzen zu Gesicht bekommen. Einmal waren ihm dabei ein paar Banker in Khaki-Outfits an die Gurgel gegangen, weil er sie auf dem Gehweg verschmachten ließ. Er hatte mich nur flüchtig angesehen, kurz gelächelt und mich durchgelassen.
»Vergessen wir’s fürs Erste, okay? Es war echt der Horror, sie heute bis hierher zum Flieger zu schleifen«, sagte er und machte die Augen zu.
Ich war versucht, ihm von dem grausigen Artikel zu erzählen, aber dann kam es mir doch zu albern vor, ihn mit der Story von meinem gründlich verunglückten Tag übertrumpfen zu wollen.
Die Crew war irgendwie mit dem Gepäckproblem zurande gekommen, und nach einigen beängstigend wenigen Sicherheitsinstruktionen seitens der Flugbegleiterin hoben wir ab, dem mondlosen Himmel entgegen. Kaum war das geschafft, klappte Elisa ihr Tischchen herunter, sortierte ein Häufchen Pillen nach Farbe und Form und verhökerte sie wie bei einer Auktion von Sotheby’s.
»Was zum Aufputschen, was zum Runterkommen, welche Sorte ist gefragt? Partymachen oder Schlafen?«, versuchte sie die jetzt schon gelangweilt dreinblickende Truppe auf Trab zu bringen. »Das bleibt doch unter uns, oder?«, vergewisserte sie sich bei einem der Reporter, der lediglich lustlos nickte.
»Schlafen«, winselte Isabelle. »Ich habe eine absolut
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