Die Party Queen von Manhattan - Roman
und lauschte einem der beiden Piloten, der mit seinem Brad-Pitt-Kinn und den dezenten Strähnchen ebenfalls schwer nach Filmstar aussah, uns im Augenblick aber lediglich die üblichen Fluginformationen aufsagte. Ich schaute mich um und kam zu der doch etwas niederschmetternden Erkenntnis, dass alle, die Passagiere wie die Mitglieder des Flugteams, direkt einer Folge von The Fabulous Life Of hätten entsprungen sein können - mit Ausnahme meiner Wenigkeit.
»Die Flugzeit beträgt voraussichtlich zehn Stunden, mit minimalen Turbulenzen über dem Atlantik«, verkündete der Pilot mit einem nicht näher definierbaren europäischen Akzent und einem Lächeln, bei dem mein Herzschlag aussetzte. Dass so ein Beau unser aller Leben in Händen hält, gehört eigentlich verboten , dachte ich. Bei einem nicht ganz so ansehnlichen und coolen Typ wären die Chancen deutlich höher, dass er weniger trank und mehr Schlaf bekam.
»Hey, Helmut, sollen wir mit der Mücke hier nicht einfach nach Mykonos düsen und es für heute gut sein lassen?«, rief Philip dem Piloten zu.
Allgemeines Gejohle.
»Mykonos?«, fragte Camilla. »Allemal besser als Beirut. Zumindest zivilisiert. Da gibt’s immerhin einen Sushiladen, von Nobu.«
Helmut machte wieder einen auf Strahlemann. »Ein Wort genügt, Leute, und ich fliege euch, wohin ihr wollt.«
Eine Frauenstimme übertönte alle anderen. Sie drang vom Rollfeld über die Treppe bis in die Kabine. »Mykonos?«, fragte die Dame jemanden, den wir ebenso wenig erspähen konnten wie sie selbst. »Ich dachte, wir fliegen nach Istanbul. Herrgott noch mal, diese Scheiß-PR-Agentin bringt aber auch nichts auf die Reihe. Und ich hab mich schon so drauf gefreut, einen türkischen Teppich zu kaufen!«, wehklagte sie.
Das konnte niemand anders sein als Isabelle, unsere noch ausstehende Promimieze, die keiner geregelten Arbeit nachging und garantiert keine PR-Agentin nötig hatte. Immerhin wusste sie, dass Istanbul in der Türkei liegt. Und da kam sie auch schon hereinspaziert und sah sich um - sie und noch wer. Sie und ein männlicher Begleiter. Ich brauchte einen Augenblick, aber dann konnte ich meine Augen nicht länger vor der Tatsache verschließen, dass es sich bei dem Mann in ihrem Schlepptau um Sammy handelte. Meinen Sammy.
»Isabelle, Süße, klar fliegen wir nach Istanbul, das stimmt schon alles. Die Jungs machen bloß blöde Witze - du weißt doch, wie sie sich aufführen, wenn von den griechischen Inseln die Rede ist! Lass dein Zeug einfach hier stehen, und setz dich auf einen Drink zu mir.« Elisa scharwenzelte um die Frau herum, die ich sofort wiedererkannte. Die Tusse aus dem Park. »Stellst du uns noch deinen supersüßen Freund vor?«
Sammy erstarrte zum Ölgötzen. Ihm war ganz offensichtlich so unwohl in seiner Haut, dass ich fürchtete, er würde im nächsten Moment zusammenklappen. Dabei hatte er bislang weder mich gesichtet noch die ganze Gruppe genauer ins Visier genommen. Aber er rang sich ein gemurmeltes »Ich bin Sammy. Vom Bungalow 8.« ab, mit seltsam hoher, gequetschter Stimme.
Elisa starrte ihn verständnislos an, während Isabelle sich mit einer überdimensionalen Reisetasche (von Louis Vuitton) abmühte, die ums Verrecken nicht mit an Bord wollte. Schließlich
gab sie Sammy einen Klaps und nickte in Richtung des Ungetüms, das er mit links schulterte und unter einem der Ledersofas verstaute.
»Bungalow? Sind wir uns da mal über den Weg gelaufen?«, fragte Elisa mit Verwirrung im Blick. Ich dachte an die diversen Abende zurück, an denen ich mit ihr dort gewesen und beobachtet hatte, wie sie mit Sammy flirtete, ihn herzte, küsste und generell so tat, als wären sie die allerbesten Freunde. Aber soweit ich das beurteilen konnte, machte sie uns hier nichts vor: Sie hatte echt keine Ahnung, um wen es sich da handelte.
Die peinliche Begegnung hatte mittlerweile allgemeine Aufmerksamkeit erregt, und in allen Köpfen regte sich vermutlich die gleiche Frage: Wer war dieser unverschämt attraktive Typ, der einem so verdammt bekannt vorkam, bloß: woher?
»Ich arbeite da«, sagte er leise und sah sie dabei direkt an.
»Im Bungalow 8?«, fragte Elisa, noch eine Spur verblüffter. »Ach so, jetzt kapier ich’s! Sie sind da so oft, dass es Ihnen schon fast so vorkommt wie Ihr Büro! Ja, na klar, das verstehe ich total. So geht’s uns auch, Bette, oder?«, kicherte sie und nippte an ihrem Drink, offensichtlich erleichtert, dass dieses schwere Rätsel gelöst war.
Als mein
Weitere Kostenlose Bücher