Die Party Queen von Manhattan - Roman
Träger in burgunderroten Uniformen mühten sich redlich, das Zeug von dem Terminal mit dem schönen Namen Million Air
in den Bauch der Gulfstream zu verfrachten, aber es ging nur zäh voran. Elisa, Davide, Leo und ich waren schon etliche Stunden früher mit einer Limousine aus der Stadt nach Teterboro gefahren, um alles für die Ankunft des Helikopters vorzubereiten, der Philip und seine Truppe von dem Landeplatz an der Wall Street zum Flughafen bringen sollte.
Nachdem ich nun mit solch anregenden und anspruchsvollen Aufgaben betraut war wie beispielsweise die Verladung all der vielen schönen Louis Vuittons zu überwachen oder dafür zu sorgen, dass genügend Evian-Sprühfläschchen an Bord waren, konnte ich mich nicht groß weiter darüber aufregen, dass man mich als verlogene, liederliche Moglerin dargestellt hatte, und zwar im derzeit hippsten und angesagtesten Klatschblatt auf dem Markt, das seinen Weg zu all meinen Freunden, Kollegen und Familienangehörigen gefunden hatte. Laut Plan sollte der Flieger um fünf starten, und es waren auch schon alle an Bord - bis auf eine in letzter Minute eingeladene Mitreisende, eine Promimieze und ihr »Gast«, die angerufen und mitgeteilt hatten, sie steckten im Lincoln Tunnel im Stau fest -, da bahnte sich die erste Krise an.
Die Träger sahen sich außerstande, die Unmengen von Gepäck im Flugzeug unterzubringen. »Wir sind heute maximal ausgelastet«, sagte einer von ihnen zu mir. »Mit sechs normalen oder vier übergroßen Teilen pro Person wird eine Gulfstream Five spielend fertig. Aber die Gruppe hier ist weit drüber.«
»Wie weit?«
Er runzelte die Stirn. »Im Schnitt hat jeder von Ihnen vier übergroße Gepäckstücke, ein Mädel hatte sogar sieben, darunter einen Schrankkoffer, den wir mit dem Kran an Bord hieven mussten.«
»Was schlagen Sie vor?«, fragte ich.
»Tja, Ma’am, das Beste wäre wohl, Sie lassen was von dem Krempel hier.«
Ich sah die Katastrophe nahen, beschloss aber, mich erst einmal kooperativ zu zeigen und nachzufragen, ob sich wohl irgendwer freiwillig von einem Teil seiner Habe trennen würde. Also ging ich an Bord, lieh mir das Sprechfunkgerät des Kopiloten aus und erläuterte die Situation über die Bordlautsprecher. Wie nicht anders zu erwarten, erntete ich nur Hohn und Spott.
»Das ist doch wohl nicht dein Ernst«, sagte Oliver, halb erstickt vor Lachen. »Scheiße noch mal, das hier ist ein Privatflugzeug. Sollen die sich doch was ausdenken.« Als Begründer eines überaus erfolgreichen Hedgefonds und - laut Gotham Magazine - Manhattans begehrtester Junggeselle des Jahres 2004 war er es gewöhnt, Probleme mit solchen Sätzen aus der Welt zu schaffen.
»Wenn du auch nur eine Sekunde lang denkst, ich würde ohne meine Schuhe irgendwohin, dann liegst du sehr, sehr verkehrt«, rief mir Camilla (Erbin eines Kosmetikunternehmens) zwischen zwei Schlückchen Cristal zu. »Vier Tage, zwölf Kombinationen und zwei Paar Schuhe pro Outfit zur Auswahl. Ich lass kein Fitzelchen da. Kommt nicht in die Tüte.«
»Von den Schrankkoffern müssen auf jeden Fall alle mit«, verkündete Alessandra. »Wenn ich schon so schlau war, leere Koffer für das ganze Zeug mitzunehmen, das ich da kaufe, dann können die sich doch wohl wenigstens was einfallen lassen, wie sie an Ort und Stelle kommen.« Ihre Mutter war berühmt und berüchtigt dafür, Jahr um Jahr Millionen für Klamotten, Schuhe und Handtaschen auf den Kopf zu hauen - eine Shopperin, die Imelda Marcos das Wasser reichen konnte. Offensichtlich war hier der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen.
»Nun zerbrich dir doch nicht weiter dein hübsches Köpfchen, Liebes. Komm her zu Papi, und nimm dir einen zur Brust. Überlass das alles der Crew - die werden von uns schließlich dafür bezahlt.« Das war natürlich Philip, breit hingefläzt auf einem der cremefarbenen Ledersofas, das karierte Armani-Hemd
einen Knopf zu weit offen. Elisa war das Ganze offenbar ebenfalls schnuppe; sie hockte auf Davides Schoß und war vollauf damit beschäftigt, ihren iPod an die Ausgänge der internen Stereoanlage anzuschließen.
Na schön. Wenn es keinen weiter kümmerte, dann schloss ich mich eben der Mehrheit an. Und solange sie nicht ausgerechnet meinen einen kümmerlichen kleinen silbernen Samsonite stehen ließen, war es eigentlich auch echt nicht mein Problem. Ich nahm ein Glas Schampus aus den Händen einer Flugbegleiterin entgegen, deren marineblaue Uniform ihre perfekte Figur bestens zur Geltung brachte,
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