Die Party Queen von Manhattan - Roman
österreichischer Adliger - na gut, in dem Land schmeißen sie dir die Titel ja nur so nach - und gehört seit Anfang der Achtziger, ach was weiß ich, vermutlich seit der Steinzeit bei Forbes zur Liste der hundert reichsten Weltbürger. Was denn, hast du etwa gedacht, der Türsteher da wäre ihr Freund?«
Mein Schweigen sagte mehr als tausend Worte.
»Gott, ist das süß, Bette! Glaubst du ehrlich, jemand wie Isabelle Vandemark gibt sich mit einem Türsteher ab?« Vor lauter Lachen kriegte sie kaum noch Luft. »Allein die Vorstellung! Kann sein, dass sie mit ihm ins Bett geht, aber sie sind garantiert nicht zusammen!«
Ich überlegte kurz, ihr mit meiner Zigarette ein Loch in den Pelz zu brennen, aber was ich eben gehört hatte, stimmte mich doch wieder versöhnlicher. Nach ein paar Minuten wurde Elisa meiner Gesellschaft überdrüssig und trollte sich zurück zu Davide, dessen Blick wie gebannt an Isabelles Oberweite hing; also versuchte sie mit Philip zu flirten, der wiederum in ein angeregtes Gespräch mit Leo über die Vorteile und Tücken beim Entfernen von Hornhaut vertieft war (bei der Fußpflege weghobeln lassen oder schlicht selbst mit Bimsstein abrubbeln?).
Die Fotografen und Reporter blieben weitgehend unter sich, spielten an dem großen Esstisch Poker und kippten sich eimerweise Bourbon hinter die Binde. Der Rest war schon im Tiefschlaf oder kurz davor, und auch ich schaffte es nicht mal mehr annähernd bis zu der Szene, in der John Travolta Uma Thurman die Spritze in die Brust rammt.
24
Erst gegen zwei am folgenden Nachmittag hatte ich endlich mal wieder eine Minute für mich. Wir waren die Nacht durchgeflogen, Donnerstagmorgen um elf Uhr Ortszeit gelandet und von dem coolen Lederluxus der Gulfstream übergangslos in den coolen Lederluxus einer Limousinenflotte gewechselt, die uns die Vereinigung der Nachtclubbesitzer freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte. In Empfang genommen wurden wir von einem strahlend lächelnden Herrn namens Kamal Avigdor, der den Anforderungen unseres Memos bezüglich des äußeren Erscheinungsbildes unserer Truppe in jeder Hinsicht gerecht wurde - der klassisch schöne Mann. Ihm zur Seite standen zwei bildhübsche Mädels - seine Assistentinnen, so behauptete er, doch zweifellos hatte die eine wie die andere ihm zeitweise auch persönlich näher gestanden - auf dem roten Teppich, der uns zu Ehren auf dem Rollfeld ausgelegt worden war. Mr. Avigdor hatte sich in Schale geschmissen: schwarzer Anzug, figurnaher Schnitt, der nur an Europäern wirklich gut aussieht, Hemd und Krawatte Ton in Ton grün, was seinen dunklen Teint, sein dunkles Haar und seine grünen Augen bestens zur Geltung brachte. Selbstverständlich ließen auch die Accessoires nichts zu wünschen übrig: Loafers von Ferragamo, Armbanduhr von Patek Philippe und eine butterweiche Herrenhandtasche, die jeden normalen Mann in ein Häuflein Elend verwandelt hätte, ihn jedoch irgendwie noch maskuliner wirken ließ. Ich schätzte ihn auf irgendwas zwischen dreißig und fünfunddreißig, er hätte aber ohne weiteres
auch zehn Jahre älter oder jünger sein können. Am stärksten punktete er damit, dass er jeden von uns beim Aussteigen persönlich mit Namen begrüßte.
Elisa, Leo, Davide und ich fuhren mit Kamal - auf dieser Anrede bestand er, kaum dass wir ihn kennen gelernt hatten - in die Stadt, der Rest verteilte sich auf die übrigen Limousinen. Kamal ratterte das komplette Programm für das Wochenende herunter und versicherte uns, wir als Gruppe hätten nichts weiter zu tun, als unseren Gästen eine unvergessliche Zeit zu bereiten. Um alles andere werde er sich kümmern. Wir sollten ihn wissen lassen, was immer gewünscht sei (»Und damit meine ich alles, wirklich alles - schöne Männer, schöne Mädchen, schöne Lederwaren, verrücktes Essen und Trinken, ›belebende Substanzen‹ - einfach alles«), und er werde es der betreffenden Person zukommen lassen. Die Tagespläne, die er uns aushändigte, waren eher Listen von Restaurants und Clubs als ein strenges Programm; tagsüber war überhaupt nichts angesagt außer »Schönheitsbehandlungen, Wellness, Shopping und Sonnenbaden«, aber die Nächte waren voll gepackt bis zum Anschlag. Drei Abende hintereinander, Beginn jeweils um acht, sollten wir zunächst in einem todschicken Restaurant speisen, uns danach durch zwei todschicke Lounges arbeiten und schließlich bis zum Morgengrauen mit türkischem Jungvolk und Besuchern aus Europa in einem
Weitere Kostenlose Bücher