Die Party Queen von Manhattan - Roman
dieses Café.«
Wir besetzten zwei Minihocker an einem winzigen Tisch und bestellten per Handzeichen zwei Tassen Kaffee, die mit einem kleinen Teller Zuckerplätzchen serviert wurden.
»Darf ich dich was fragen?«, sagte ich und schlürfte genüsslich den dickflüssigen Inhalt des Tässchens.
»Klar. Leg los.«
»In welcher Beziehung stehst du zu Isabelle?« Hoffentlich klang ich ungezwungen genug.
Seine Miene verhärtete sich. Er starrte nur auf den Tisch und malmte stumm mit den Zähnen.
»Schon gut, geht mich ja letztlich nichts an«, sagte ich schnell, um größeres Unheil zu verhindern.
»Es ist kompliziert.«
»Das hast du schon mal gesagt.« Nebenan sprang ein kleines Kätzchen mit einem Satz auf einen Riesenhaufen Teppiche und bekam von dem Mädchen, das den Stand bewachte, eine Schüssel Milch hingestellt. »Nun denn«, sagte ich schließlich, »belassen wir es dabei, und genießen wir unseren Mokka, okay?«
»Ich leiste ihr Gesellschaft, und sie bezahlt mich dafür.«
So ganz konnte ich diese Information nicht einordnen. Sie kam nicht als der totale Schock, nachdem ich von Elisa schon einiges wusste, aber die Art, wie er sie rausbrachte, so ruhig und sachlich - eine Seite von Sammy, die ich erst jetzt allmählich entdeckte -, also irgendwie klang es ziemlich sonderbar.
»Ich glaube, ich kapier’s nicht ganz. Hat das was mit diesen Agenturen zu tun, die knackige Typen als Barkeeper und so vermieten?«
Er lachte laut los. »Nein, über solche Institutionen habe ich es nie versucht, aber es schmeichelt mir natürlich, dass du mir den erforderlichen Attraktivitätsquotienten zubilligst.«
»Dann verstehe ich es echt nicht.«
»Viele Leute, die uns vom Bungalow kennen, engagieren uns für ihre Privatpartys und anderes. Letzten Sommer habe ich da als Barkeeper gearbeitet, und Isabelle fand mich wohl ganz sympathisch. Es fing damit an, dass sie mir ein paar Riesen pro Abend bot, als Barkeeper bei ihren Dinnerpartys oder als so eine Art Empfangschef auf ihren Wohltätigkeitsveranstaltungen. Als sie zur Mitorganisatorin der Jahresgala des Botanischen Gartens von New York ernannt wurde, beschloss sie, einen Vollzeitassistenten einzustellen. Und da fiel ihr wohl als Erstes ich ein, weil ich, ähm, auch noch was anderes draufhab.«
»So? Sie bezahlt dich also dafür, dass du mit ihr schläfst?«, platzte ich heraus, ohne nachzudenken.
»Nein!«, sagte er scharf und durchbohrte mich förmlich mit seinem Blick. »Entschuldige. Die Frage ist ja nicht so ganz abwegig. Aber damit berührst du ein empfindliches Thema. Kurz und knapp: Nein, ich schlafe nicht mit ihr, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie lange ich damit noch durchkomme. Anfangs hat es absolut nicht danach ausgesehen, mittlerweile aber doch.«
»Was ist mit ihrem Mann?«, fragte ich.
»Was soll mit ihm sein?«
»Macht ihm das nichts aus, dass seine Frau sich einen hinreißenden jungen Typen hält, der ihr bei ihren diversen Sammelaktionen zur Hand geht und sie auf romantische Wochenendtrips nach Istanbul begleitet? Ich könnte mir vorstellen, dass er davon nicht besonders begeistert ist.« Hatte er gemerkt, dass ich ihn indirekt als »hinreißend« bezeichnet hatte?
»Wieso sollte er nicht begeistert sein? Solange sie sich diskret verhält und ihn nicht in Verlegenheit bringt und zur
Stelle ist, wenn er sie für irgendwas im Zusammenhang mit seiner Arbeit braucht, würde ich sagen, ist er heilfroh, dass sie ihn nicht zu ihrem ganzen Gesellschaftsscheiß mitschleppt und er ihr nicht dauernd sagen muss, wie scharf sie aussieht und ob er sie lieber in einem Outfit von Stella McCartney oder von Alexander McQueen sieht. Er ist übrigens derjenige, der meine Schecks ausstellt. Ein hochanständiger Mensch.«
Da mir partout keine Antwort einfallen wollte, saß ich nur da und suchte nach etwas Unverfänglichem.
»Es ist einfach ein sehr, sehr gut bezahlter Job. Wenn ich jemals mein eigenes Restaurant aufmachen will, kann ich ein Angebot wie das - gegen eine sechsstellige Summe ein paar Stunden pro Woche mit einer schönen Frau zuzubringen - schlicht und einfach nicht ausschlagen.«
»Sechsstellig? Soll das ein Witz sein?«
»Keineswegs. Was denkst du wohl, warum ich das mache? Es ist demütigend ohne Ende, aber das Ziel wert. Was übrigens vielleicht schon näher ist, als ich dachte.« Er ließ ein Plätzchen in seinem Mund verschwinden.
»Was meinst du damit?«
»Es ist noch nichts endgültig, aber ein paar Leute, die ich von der
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