Die Party Queen von Manhattan - Roman
kriegte Beklemmungen. In zehn Jahren würde ich genauso ein jämmerliches Bild abgeben.
»Kein bisschen Neues, das ist es ja eben! Tag für Tag das gleiche
Spiel!«, antwortete ich so vehement, dass sich zwei blonde Typen, die eben erst einer Nobeluni hätten entsprungen sein können, neugierig zu mir umdrehten. Sie sahen so schnuckelig aus, dass ich mich um ein Haar wieder eingekriegt hätte, aber dann fiel mir ein, dass diese unverschämt scharfen Lacrosse-Spieler nicht nur viel zu jung für mich waren, sondern vermutlich auch noch unverschämt umwerfende Freundinnen hatten, die acht Jahre jünger waren als ich.
»Also wirklich, Bette. Ich weiß gar nicht, was du hast. Das nennt man Arbeit. Es ist ein Job. Ganz egal, was man beruflich macht, man wird nie den ganzen Tag in einem Countryclub herumhocken und Cocktails schlürfen. Klar, ich kann mir auch was Schöneres vorstellen, als jede wache Minute am Schreibtisch zu verbringen. Und Finanzen sind beileibe nicht der Traum meiner eingeschlafenen Füße - ich habe mir nie vorgestellt, dass ich eines Tages in einer Bank arbeiten würde, aber so schlimm, wie du tust, ist es nun auch wieder nicht.«
Penelopes Eltern hatten versucht, ihr eine Karriere bei der Vogue oder bei Sotheby’s schmackhaft zu machen, damit sie dort den letzten Schliff bekam, bevor sie planmäßig in den Hafen der Ehe einlief, aber als sie darauf bestand, wie der Rest der ungewaschenen Horden eine Stelle in der freien Wirtschaft anzunehmen, hatten sie zugestimmt - schließlich war es durchaus denkbar, in der Finanzwelt einen Ehemann zu finden. Hauptsache, sie vergaß nicht, worauf es wirklich ankam, legte keinen allzu starken Ehrgeiz an den Tag und kündigte praktisch noch am Tag der Trauung. Obwohl auch Penelope des Öfteren über die Arbeit schimpfte, hatte ich doch den Eindruck, dass sie mit ihrem Job eigentlich ganz zufrieden war.
Als sie unsere Spieße mit einem Fünfdollarschein bezahlte, blieb mein Blick an ihrer Hand hängen. Sogar ich musste zugeben, dass der Ring fantastisch war. Und das sagte ich ihr auch, mindestens zum zehnten Mal. Sie strahlte. Es war nicht leicht, sich über ihre Verlobung zu ärgern, wo ihr die Freude so
deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Dass Avery sich seit dem Heiratsantrag mächtig ins Zeug legte und den liebevollen Verlobten geradezu perfekt hinbekam, machte sie natürlich noch glücklicher. Dreimal hintereinander hatte er sie abends von der Arbeit abgeholt und ihr, man glaubt es nicht, morgens sogar das Frühstück ans Bett gebracht. Dazu verzichtete er seit drei Wochen auf sein liebstes Hobby, nämlich die Clubszene unsicher zu machen. Einzige Ausnahme: die Verlobungsparty. Solange Penelope nicht mitmachen musste, hatte sie nichts dagegen, dass Avery seine Nächte an - oder sogar tanzend auf - Bartischen verbrachte. Wenn er mit seinen Kumpels aus der Consultingfirma zum Feiern loszog, gingen Penelope und ich - mit Michael, wenn er frei hatte - auf ein Bierchen ins Black Door, eine abgewrackte Spelunke. Für uns gab es nichts Schöneres, als dort gemütlich zu versacken. Mehr brauchten wir nicht. Jedenfalls musste irgendjemand Avery den Tipp gegeben haben, dass man zwar ruhig seine Freundin sechs Abende in der Woche allein lassen durfte, aber nicht seine Verlobte. Deshalb gab er sich große Mühe und blieb öfter zu Hause. Aber ich wusste, dass die guten Vorsätze nicht lange vorhalten würden.
Unauffällig kehrten wir in die Bank zurück. Abgesehen vom firmeneigenen Schuhputzer (der das Haus mittags natürlich ebenfalls nicht verlassen durfte. Man konnte ja nie wissen, womöglich verlangte zwischen ein und zwei Uhr plötzlich irgendein feiner Herrenhalbschuh danach, auf Hochglanz gewienert zu werden.), bemerkte keiner etwas von unserem verbotenen Ausflug. Er warf uns einen giftigen Blick zu. Penelope kam mit in mein Kabäuschen und pflanzte sich auf den Stuhl, der theoretisch für Besucher und Kunden reserviert war, auch wenn ihn bislang noch keine der beiden Kategorien je in Beschlag genommen hatte.
»Wir haben jetzt übrigens einen Termin«, sagte sie aufgeregt, während sie sich über den köstlich duftenden Teller auf ihrem Schoß hermachte.
»Tatsächlich? Wann ist es denn so weit?«
»Exakt nächstes Jahr in einer Woche. Am zehnten August, auf Martha’s Vineyard, denn da hat schließlich alles angefangen. Wir sind erst seit ein paar Wochen verlobt, aber unsere Mütter sind jetzt schon total außer Rand und Band. Ich habe echt keine
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