Die Party Queen von Manhattan - Roman
zurückhalten, versprochen. Deine Mutter macht keine halben Sachen, hm?«
»Wem sagst du das?«, stöhnte Penelope. »Und Averys Mutter ist natürlich auch ganz versessen darauf.«
»Ach, Pen, wie himmlisch. Jetzt kann endlich auch der Rest der Welt sehen, was für ein bildhübsches Jubelpaar ihr seid«, kicherte ich.
»Du müsstest sie hören, Bette. Es ist grauenvoll. Averys Mom hat schon einen Fototermin arrangiert, und sie hat alle möglichen Ideen, wie wir posieren sollen, damit unsere Augenbrauen auf gleicher Höhe sind. Das steht in den ganzen Ratgebern, dass man darauf unbedingt achten soll. Dabei ist die Hochzeit doch erst in einem Jahr!«
»Ja, aber solche Dinge muss man lange und gründlich im Voraus planen.«
»Genau ihre Worte!«, ächzte sie.
»Und wenn ihr einfach durchbrennt und heimlich heiratet?
« Aber sie kam nicht mehr zum Antworten, denn in diesem Augenblick klopfte Aaron an meine Kabäuschenwand und wedelte entschuldigend mit den Händen, um uns zu zeigen, wie Leid es ihm tat, uns bei unserem »kleinen Palaver«, wie er unsere Mittagspause nannte, stören zu müssen.
»Ich will euer kleines Palaver wirklich nicht unterbrechen, meine Damen«, begann er. Penelope und ich hätten den Satz auswendig aufsagen können. »Bette, kann ich kurz mit Ihnen sprechen?«
»Ich wollte sowieso gerade gehen«, meinte Penelope. »Wir sehen uns dann später, Bette.« Und schon suchte sie das Weite. Ich merkte ihr an, wie erleichtert sie war, dass der Kelch noch einmal an ihr vorübergegangen war.
»Bette?«
»Ja, Aaron?« Er klang so sehr wie der nervige Chef aus Alles Routine , dass es wohl fast jeder witzig gefunden hätte. Bloß ich nicht, weil ich darauf gefasst sein musste, von ihm zur Brust genommen zu werden.
»Ich hätte nur gern gewusst, ob Sie schon dazu gekommen sind, das Zitat des Tages zu lesen.« Er räusperte sich geräuschvoll und hob die Augenbrauen.
»Aber natürlich, Aaron. Ich habe es sogar vor mir. ›Die Hingabe des Einzelnen an die Gruppenaufgabe - das ist es, was Teams, Firmen, die Gesellschaft und die Zivilisation funktionieren lässt.‹ Ja, das hat mir sehr viel gegeben.«
»Tatsächlich?« Seine Miene hellte sich auf. »Das war zwar das geflügelte Wort von gestern, aber es freut mich trotzdem, dass es eine solche Wirkung gezeigt hat.«
»Es passt ja auch so gut. Ihre Zitate sind ungeheuer lehrreich. Aber wieso fragen Sie? Gibt es ein Problem?«, säuselte ich.
»Ein Problem? Nein, so würde ich es nicht nennen. Nur eine kleine Anmerkung. Sie waren vorhin zehn Minuten lang nicht aufzufinden. Nun werden Sie sagen, was sind schon zehn Minuten? Gewiss, das ist für Sie und mich nicht viel, aber für Mrs.
Kaufman, die auf eine Rückmeldung von Ihnen gewartet hat, war es eine Ewigkeit.«
»Eine Ewigkeit?«
»Wenn Sie sich so lange von Ihrem Schreibtisch entfernen, können Sie unseren Kunden nicht die Aufmerksamkeit schenken, auf die wir bei UBS mit Recht so stolz sind. Ich möchte Sie nur bitten, diesen Gedanken beim nächsten Mal zu berücksichtigen.«
»Es tut mir wirklich Leid. Ich hab mir bloß etwas zu essen geholt.«
»Das ist mir klar, Bette. Aber ich muss Sie doch hoffentlich nicht daran erinnern, dass es den Angestellten ausdrücklich untersagt ist, Zeit mit Essenholen zu verschwenden. Sie sollen sich etwas kommen lassen. Ich habe eine ganze Schublade voll mit Lieferserviceprospekten, da dürfte auch für Ihren Geschmack etwas dabei sein.«
Ich knirschte stumm mit den Zähnen.
»Und noch etwas, Bette. Penelopes Abteilungsleiter kann sicher ebenso wenig auf ihre Mitarbeit verzichten wie ich auf die Ihre. Also wollen wir die mittäglichen Palaver auf ein Minimum beschränken, okay?« Aaron lächelte, was bei seinem fleckigen, speckigen Pferdegebiss fast einem Akt der Körperverletzung gleichkam. Mir schoss eine Frage durch den Kopf, die ich als Zwölfjährige in einer Fernsehserie aufgeschnappt hatte und die ich mir seitdem bei näherer Betrachtung eines männliches Wesens in schönster Regelmäßigkeit stellte: Wenn er der letzte Mann auf der Welt wäre und ich die letzte Frau, würde sich mir der Magen umdrehen, wenn ich ihn küssen müsste? In Aarons Fall fiel die Antwort eindeutig aus: ein lautes, entschlossenes Ja.
»Okay? Können wir uns darauf verständigen?« Er trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Es war mir ein Rätsel, wie es dieser linkische Hasenfuß geschafft hatte, mich auf der Karriereleiter um mindestens drei Sprossen abzuhängen. Auch
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