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Die Party Queen von Manhattan - Roman

Die Party Queen von Manhattan - Roman

Titel: Die Party Queen von Manhattan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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ein paar Minuten bereiten würde. Wer brauchte schon einen Freund - oder eine frisch verlobte beste Freundin -, wenn er einen Hund hatte?

3
    Die Woche nach Penelopes Verlobungsparty war fast nicht zum Aushalten. Es war natürlich meine eigene Schuld. Wahrscheinlich gab es tausende von Methoden, wie man sich von seinen Eltern abnabeln und gegen seine Herkunft rebellieren konnte, ohne sich dabei zum Sklaven machen zu lassen, aber ich war eindeutig zu blöd, sie zu finden. So hockte ich denn in meinem duschkabinengroßen Kabäuschen bei UBS Warburg - wie tagein, tagaus in den letzten sechsundfünfzig Monaten -, den leicht klebrigen Telefonhörer wie festgewachsen am Ohr. Heute war er mit einem Schmierfilm aus Maybelline Fresh Look Foundation (im Farbton Tawny Blush) und ein paar Sprenkeln L’Oreal Wet Shine Lipgloss (in Rhinestone Pink) überzogen. Ohne den Hörer aus der Hand zu legen, rieb ich den Belag herunter und wischte meine Pfoten unter dem Schreibtischstuhl ab. Am anderen Ende der Leitung zeterte lautstark ein »Minimum« vor sich hin, einer von jenen Kunden, die nur die in meiner Abteilung erforderliche Mindestsumme von einer Million Dollar investiert hatten und wesentlich anstrengender und detailversessener waren als jeder Vierzig-Millionen-Dollar-Klient.
    »Mrs. Kaufman, ich habe wirklich größtes Verständnis dafür, dass Sie sich wegen der geringfügigen Kurseinbußen Sorgen machen, aber ich kann Ihnen versichern, dass wir alles unter Kontrolle haben. Mir ist klar, dass Ihr Neffe, der Innenausstatter, die Ansicht vertritt, Ihr Portfolio sei zu einseitig auf Unternehmensaktien hin orientiert, aber ich kann Ihnen versichern,
dass unsere Trader hervorragende Arbeit leisten und nur in Ihrem besten Interesse handeln. Ob ein jährlicher Gewinn von zweiunddreißig Prozent bei den heutigen wirtschaftlichen Gegebenheiten realistisch ist, kann ich Ihnen auch nicht sagen. Aber ich werde Aaron ausrichten, dass er Sie zurückrufen soll, sobald er wieder am Platz ist. Ja. Natürlich. Ja. Ja. Ja, sobald er aus seiner Besprechung zurück ist, meldet er sich bei Ihnen. Ja. Versprochen. Ja. Selbstverständlich. Ja. Vielen Dank für Ihren Anruf. Gut. Auf Wiederhören.« Ich wartete, bis es klickte, dann knallte ich den Hörer auf die Gabel.
    Jetzt vegetierte ich schon seit fast fünf Jahren auf diesem Posten und hatte in der ganzen Zeit noch nicht ein einziges Mal das kleine Wörtchen nein ausgesprochen. Bevor man sich dafür qualifiziert hatte, musste man anscheinend mindestens zweiundsiebzig Monate Berufserfahrung auf dem Buckel haben. Ich suchte mir einen Computer, um Aaron eine E-Mail zu schreiben und ihn anzuflehen, mir Mrs. Kaufman vom Leib zu halten und sie baldmöglichst zurückzurufen. Zu meiner Überraschung fand ich ihn an seinem Schreibtisch vor, wo er eifrig seine tägliche dämliche Inspirationsmail an die Mitarbeiter in die Tasten haute.
    Einen wunderschönen guten Morgen, werte Kollegen. Wir wollen auch heute wieder daran denken, dass wir unseren Kunden zeigen, welche enormen Kräfte wir für sie mobilisieren! Unser ganzes Geschäft steht und fällt mit unseren Beziehungen zu diesen Menschen. Dass wir mit Geduld und Verständnis auf sie eingehen, ist für sie genauso wichtig wie unser ergebnisorientierter Umgang mit ihren Portfolios. Heute darf ich Sie auf die Einführung einer neuen wöchentlichen Gruppenbesprechung hinweisen. Ziel ist es, uns im größeren Kreis darüber auszutauschen, wie wir den Service für unsere Klienten noch weiter verbessern können. Das Meeting, das von nun an
jeden Freitag um sieben Uhr früh stattfinden soll, bietet uns allen die Gelegenheit, uns von dem üblichen Schubladendenken frei zu machen. Das Frühstück geht auf mich, werte Kollegen. Ich erwarte vollzähliges Erscheinen und einen sprudelnden Quell an Ideen und Vorschlägen. Und nicht vergessen: »Große Entdeckungen und Erfindungen gelingen nur im Zusammenspiel vieler Köpfe.« - Alexander Graham Bell.
    Ich starrte auf die Mail, bis sie mir vor den Augen verschwamm. Was war nervtötender? Die bis zum Abwinken zitierten »werten Kollegen«, das »Schubladendenken« oder der »sprudelnde Quell«? Ob er diese Schreiben absichtlich fabrizierte, um mir meine elend öden Tage noch mehr zu vermiesen? Fragen über Fragen, aber so lange ich darüber nachsann, kam ich wenigstens nicht dazu, mich vor den angedrohten Siebenuhrmeetings zu grausen. Zwischenzeitlich meisterte ich einen weiteren Notruf, diesmal von Mrs. Kaufmans

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