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Die Party Queen von Manhattan - Roman

Die Party Queen von Manhattan - Roman

Titel: Die Party Queen von Manhattan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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wutschnaubendem Neffen. Das Gespräch dauerte rekordverdächtige siebenundfünfzig Minuten und bestand zu neunzig Prozent aus Vorwürfen über Dinge, für die ich nicht zuständig war. Ich blieb stumm wie ein Fisch, gab ihm nur, um die Sache abzukürzen, hin und wieder Recht, dass ich tatsächlich so ahnungslos und inkompetent war, wie er behauptete.
    Nachdem ich aufgelegt hatte, sprang mir erneut Aarons Mail ins Auge. Was sollte mir das Zitat von Mr. Bell sagen? Was hatte es mit meinem Leben zu tun, was kümmerte es mich? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, wenn ich in der Mittagspause einen Fluchtversuch unternehmen wollte, hieß es: jetzt oder nie. Eine günstigere Gelegenheit würde sich so schnell nicht ergeben. In den ersten Jahren bei UBS Warburg hatte ich mich treu und brav an die firmeninterne Regel gehalten, das Gebäude über Mittag nicht zu verlassen. Wie alle anderen auch hatte ich mir das Essen ins Büro kommen lassen. Aber seit ein paar
Wochen stahlen Penelope und ich uns mittags für zehn, zwölf Minuten heimlich aus dem Haus, um uns selbst zu versorgen, uns gegenseitig unser Leid zu klagen und ausgiebig zu tratschen - falls bei den paar Minütchen von »ausgiebig« überhaupt die Rede sein konnte. Auf meinem Bildschirm erschien eine Hausmitteilung:
    P.Lo: Bist du so weit? Falafel? In fünf Minuten am Stand in der 52. Straße?
    Ich tippte schnell ja ein, drückte auf Senden und drapierte zur Tarnung mein Jackett über die Stuhllehne. Trotzdem erntete ich von einem Vorgesetzten misstrauische Blicke, als ich mir meine Tasche unter den Arm klemmte. Also stellte ich vorsichtshalber auch noch eine dampfende Tasse Kaffee auf meinen Schreibtisch, zum Beweis, dass ich das Büro nicht verlassen hatte. Die anderen Kabäuschenmäuschen, von denen ich mich mit einer gemurmelten Erklärung verabschiedete, beachteten mich nicht weiter. Sie waren zu sehr mit Telefonieren beschäftigt. Lässig steuerte ich die Aufzüge an. Penelope, die zwei Etagen über mir in der Immobilienabteilung arbeitete, war bereits im Fahrstuhl. Wie ein perfekt eingespieltes Team von Superspioninnen würdigten wir einander keines Blickes. Sie ließ mich zuerst aussteigen. Während ich noch einen kleinen Rundgang durch die Eingangshalle machte, schlüpfte sie schon zur Tür hinaus. Mit gebührendem Abstand zockelte ich in meinen unbequemen Stöckelschuhen am Springbrunnen vorbei hinter ihr her. Es war so warm und schwül, dass man das Gefühl hatte, gegen eine Wand zu laufen. Die Luft stand. Wir wechselten kein Wort miteinander, bis wir uns vor den Imbissständen in die Schlange eingereiht hatten - in der übrigens auch tiefes Schweigen herrschte. Die anderen Bürosklaven, die schon vor uns standen, konzentrierten sich ganz darauf, ihre wenigen freien Minuten nach Kräften auszukosten. Andererseits
wirkten sie aber auch gereizt und ungeduldig, weil sie in ihrer kostbaren Pause zum Warten verdonnert waren.
    »Was nimmst du?«, fragte Penelope, während sie an den drei Verkaufsständen mit den verführerisch duftenden, appetitlich brutzelnden exotischen Speisen entlangspähte, hinter denen Männer mit unterschiedlichster Gewandung und Gesichtsbehaarung standen und den hungrigen AnzugträgerInnen darboten, was immer sie gehackt und geschnippelt, geschmort und gebraten hatten.
    »Ist doch sowieso alles das Gleiche. Entweder Fleisch auf Spieß oder Teigtasche mit irgendwas drin«, sagte ich tonlos, mit Blick auf den qualmenden Grill. »Alles gehopst wie gesprungen.«
    »Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gekrochen?«
    »Ach, entschuldige. Ich müsste natürlich vor Freude aus dem Häuschen sein, dass fünf Jahre Sklavenarbeit so reiche Früchte tragen. Sieh uns doch an. Wie tief sollen wir noch sinken?« Ich ließ mutlos die Schultern hängen. »Schlimm genug, dass wir bei einem Sechzehnstundentag keine anständige Mittagspause kriegen, aber dass wir uns das Essen noch nicht mal selbst aussuchen dürfen, ist echt zum Kotzen.«
    »Schon klar, Bette. Aber wieso kriegst du deswegen gerade heute die Motten?«
    »Weil ich heute einen besonders miesen Tag habe. Obwohl eigentlich sowieso alle Tage gleich sind.«
    »Wieso? Was gibt es denn? Irgendwas Neues?«
    Am liebsten hätte ich gesagt: »Zwei Ringe.« Aber ich verkniff es mir gerade noch. In dem Moment kleckerte sich eine übergewichtige Frau, die Reeboks zu einem Kostüm trug, das noch billiger aussah als meines, eine Ladung brühwarme Soße über ihre bestickte Rüschenbluse. Ich

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