Die Party Queen von Manhattan - Roman
Erwartung einer Horde grapschender Männer und eifersüchtiger Frauen durch die Gegend flitzten.
»Nichts, gar nichts. Ich glaube, wir haben jetzt tatsächlich alles, oder?«
»Jau.«
»Fällt dir noch was ein, was ich vergessen haben könnte?«
Er trank sein Bier aus - das dritte binnen fünf Minuten. »Nee.« Er rülpste.
Wenn ich mich so umsah, konnte ich echt zufrieden sein. Nach der Umgestaltung war der Club die perfekte Location für die Fünfzigjahrfeier der berühmten Faltbilder für große Jungs. Es gab zwei Eingänge, einen für VIPs und einen für den Rest, beide mit einem schwarzen Zeltvorbau, viel rotem Teppich und jeder Menge Logos. Die Sicherheitskräfte trugen Abendanzüge und sehr dezente Knopfhörer im Ohr, um so wenig wie möglich aufzufallen. Von dem Zeltvorbau draußen gelangten die Gäste über einen langen Gang zu einer breiten Treppe. Hatten sie diese erklommen und sich durch die glänzenden schwarzen Vorhänge gearbeitet, standen sie auf einem breiten Podest, von dem sie vor aller Augen die Treppe zum Hauptraum hinunterschritten. Dort erstreckte sich linker Hand über fast dreißig Meter die Bar, hinter der fünfunddreißig weibliche Barkeeper mit Hasenohren in Hotpants und Bikinioberteilen die ganze Nacht bereitstanden, um Drinks zu mixen. Die Wand hinter
der Bar zierte eine flächendeckende Collage aus farbigen, großformatigen Playboy- Postern der vergangenen fünfzig Jahre. Ganz hinten rechts war hinter Kordeln der VIP-Bereich angesiedelt: Polsterbänke mit schwarzen Veloursbezügen, Glastische mit »RESERVIERT«-Schildern und Flaschenkühlern. Exakt in der Mitte des Raums stand das Glanzstück: eine kreisrunde Bühne in Form eines riesigen Baumkuchens. Auf den beiden unteren Ebenen würden die Bunnys um Mitternacht ihren Showtanz vorführen - und aus der Spitze unser Überraschungsgast zum Vorschein kommen. Rund um die Bühne herum erstreckte sich eine riesige, am Rand mit niedrigen Velourssofas bestückte Tanzfläche.
»Hey, wie geht’s, wie steht’s?«, fragte Kelly und wirbelte einmal herum, damit ich ihr superenges, superkurzes, so gut wie durchsichtiges Wickelkleid bewundern konnte. »Gefällt’s dir?«
»Du siehst umwerfend aus.« Was durchaus ehrlich gemeint war.
»Bette, darf ich dich mit Henry bekannt machen. Henry, das ist Bette, eine meiner brillantesten Mitarbeiterinnen.«
Ein sympathisch wirkender, im Übrigen völlig nichts sagender Mann um die vierzig - mittelgroß, normal gebaut, braunes Haar - hielt mir die Hand hin und bedachte mich mit einem überaus warmen Lächeln. »Freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, Bette. Kelly hat mir schon viel von Ihnen erzählt.«
»Nur Gutes, will ich hoffen.« Eine originellere Antwort fiel mir nicht ein. »Na, dann hoffentlich viel Spaß. Jetzt geht es ja bald richtig los.«
Um zehn war die Party in vollem Gange. Hef besetzte mit seinen sechs Gespielinnen die beiden zentralen VIP-Tische und bestellte Jack Rabbits, offenbar eine Kombination aus Jack Daniel’s und Cola Light. Rings um ihn verteilten sich diverse Berühmtheiten mit ihrem Gefolge: James Gandolfini, Dr. Ruth, Pamela Anderson, Helen Gurley Brown, Kid Rock, Ivanka Trump und Ja Rule. Alle schienen hochzufrieden, sowohl mit
dem fortlaufenden Getränkenachschub wie mit den Schokohasen und Erdbeeren, die ihnen auf Servierplatten gereicht wurden. Das gewöhnliche Volk war nach ein paar Drinks nun offenbar bereit, die Tanzfläche zu stürmen, und die Bunnys absolvierten Runde um Runde, auf Tuchfühlung mit sämtlichen männlichen und den meisten weiblichen Anwesenden. Es war faszinierend, sie zu beobachten. Fast zweihundert an der Zahl, lediglich mit Hasenohren, schwarzen Satinbustiers und Tangas bekleidet, quirlten durch den Raum, wackelten mit dem Po, dass die Hasenschwänzchen nur so wippten, und schoben das Becken vor, damit auch ja alle die kleinen Schleifen bewundern konnten, auf denen ihr Name und Herkunftsort verzeichnet war. Was keiner der Männer schnallte: Die wirkliche Party fand unten in der Damentoilette statt. Da fanden die Bunnys sich in regelmäßigen Abständen zu einer Zigarette, einem Schwätzchen und zum Ablästern über die stupiden Glotzer ein. Zum Pinkeln mussten sie sich komplett aus ihrer Bustier-Tanga-Nylon-Kombination schälen, was ohne fremde Hilfe ebenso wenig ging, wie nach dem Toilettenbesuch den durchgehenden Reißverschluss wieder hochzuziehen. Ich lehnte an der Wand und wartete mit stierem Blick darauf, dass eine Kabine frei wurde,
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