Die Party Queen von Manhattan - Roman
Vorstellung, was wohl alles in mir hochkommen würde, wenn ich endlich mal ein bisschen Luft hatte, wurde mir ganz anders.
Als Kelly bezahlt hatte und alle sich verabschiedeten, zog Elisa mich beiseite.
»Hast du noch einen Moment Zeit?«, fragte sie.
»Klar, was gibt’s denn?«
»Du, ich weiß, dass es zwischen uns in letzter Zeit irgendwie komisch läuft, aber ich finde, wir sollten echt zusehen, dass wir uns morgen Abend absprechen; es will doch bestimmt keine von uns beiden den ganzen Abend auf der Matte stehen, das heißt, wir bräuchten ein System, wo immer eine dran ist und die andere relaxen kann und umgekehrt. Verstehst du?«
Es überraschte mich, aus ihrem eigenen Mund zu hören, dass zwischen uns Spannungen bestanden, und es freute mich, dass sie nicht mehr ganz so angesäuert klang. »Klar, hört sich gut an. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass morgen sehr viel mehr als überleben drin ist, aber versuchen können wir es ja.«
Das schien sie schon zufrieden zu stellen. »Super. Echt super. Dann bis morgen, Bette!«
Sie knotete sich ihren Fransenschal um den Hühnerhals und entschwand hinaus in die Kälte. Komische Spinatwachtel , dachte ich. Ich wartete, bis das Taxi mit ihr davongerauscht war, und trat dann hinaus auf die Straße. Zum ersten Mal, seit ich für diesen verrückten Verein arbeitete, hatte ich einen ganzen Nachmittag für mich, und ich gedachte keine Sekunde davon zu verschwenden.
29
Mit E-Mail für dich war ich ganz und mit Can’t Buy Me Love halb durch, da klingelte das Telefon. Zu meiner - freudigen - Überraschung zeigte das Display Penelopes Nummer an. Ich hatte ihr in groben Zügen von Sammy erzählt, ohne durchblicken zu lassen, wie toll ich ihn fand. Aus ihrem aufgekratzten Geschwätz hörte ich stets heraus, dass Avery kaum zu Hause war, sie immer noch keinen Job gefunden hatte und die Pärchen, mit denen sie sich so trafen, nicht direkt ihre Kragenweite waren - wobei sie nichts davon jemals direkt ausgesprochen hatte. Damit uns der Gesprächsstoff nicht gänzlich ausging, leiteten wir uns wechselseitig irgendwelche albernen E-Mails weiter, schickten uns schwachsinnige SMS und sprachen hin und wieder über unverfängliche Themen, aber ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal mitten in der Nacht einen guten, altmodischen Anruf von meiner besten Freundin bekommen hatte.
»Hey, Bette, wie geht’s? Tut mir Leid, dass ich so spät noch störe, aber der Zeitunterschied ist echt die Pest, und ich hab mir gedacht, du bist wahrscheinlich noch auf. Avery ist mal wieder auf und davon, und ich hab hier irgendwie keinen, den ich zulabern kann, deshalb ist die Wahl heute auf dich gefallen, du Glückspilz!«
Ihre Stimme klang hohl. Wenn wir doch bloß nicht so weit voneinander entfernt wären. »Pen, Mensch, ist das schön, dass du anrufst! Wie geht’s dir denn?«
»Ich hab dich jetzt aber nicht aufgeweckt, oder?«
»Ach was. Ich guck bloß schlechte Filme. Was tut sich bei dir?«
»Ist dein millionenschwerer Britenfreund gerade da?«
Unter normalen Umständen hätte Penelope mit mir bis zu dem Moment schon mindestens hundertmal analysiert, was Sammys Bitte um »Geduld« bedeutete, und mir wieder und wieder versichert, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er und ich zusammenkamen. Und jetzt - obwohl sie von Sammy wusste - schien sie nicht mal zu raffen, dass Philip und ich genau genommen kein Paar waren.
»Pen, er ist nicht mein Freund, das weißt du doch. Wir gehen zusammen zu der Playboy- Party, aber nur wegen der Fotos.«
»Ach ja, richtig, klar. Wann ist das? Scheint ein Riesending zu sein, oder?«
»Morgen Abend! Es ist ziemlich stressig, wir arbeiten da schon ewig dran, und ich bin sozusagen nach Kelly die Hauptverantwortliche. Aber bisher scheint alles gut zu laufen. Wenn die Fotografen sich am Riemen reißen und keins von den Bunnys kneift, sind wir im grünen Bereich.«
Wir plätscherten noch ein Weilchen so dahin und umschifften die gigantischen Wissenslücken über unser wechselseitiges Leben im Allgemeinen und Besonderen.
»Und, was gedenkst du in Sachen Abby zu tun, damit sie nicht weiter solche Lügen über dich verbreitet?«, fragte sie schließlich und klang zum ersten Mal wieder wie meine gute alte Penelope.
Ich hatte ja tapfer versucht, nicht mehr daran zu denken, doch jetzt, da Pen es ansprach, kamen der Zorn und die Kränkung eins zu eins wieder in mir hoch. »Ich kann mir immer noch nicht denken, warum sie mich dermaßen hasst.
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