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Die Party Queen von Manhattan - Roman

Die Party Queen von Manhattan - Roman

Titel: Die Party Queen von Manhattan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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gelähmt starrte ich noch ein paar Minuten auf den Bildschirm und flüchtete mich zuletzt aufs Klo, wo ich mich in eine Kabine einschloss und meine Wunden leckte. Manche Leute waren so cool, dass sie vor Lässigkeit kaum laufen konnten. Und ich? Ich war so doof, dass ich vor Blödheit kaum schnaufen konnte. Ich atmete tief durch und sagte mir ein paarmal mein neues Mantra vor: Es ist nicht das Ende der Welt. Es ist nicht das Ende der Welt. Doch was herauskam, glich eher einem unterdrückten Schluchzen. Diesmal war ich wirklich zu weit gegangen.

4
    »Nimm es dir nicht so zu Herzen, Bette. Es ist ja nun nicht so, als hättest du wen abgemurkst. Du hast bloß gekündigt. Herzlichen Glückwunsch! Willkommen im Erwachsenenwunderland verantwortungsloser Handlungen. So ist das Leben eben. Es läuft nicht immer nach Plan.« Simon gab sein Bestes, um mich zu trösten, während wir darauf warteten, dass Will nach Hause kam. Wie hätte er auch ahnen können, dass ich die Ruhe und Heiterkeit in Person war?
    So zenmäßig ausgeglichen hatte ich mich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gefühlt, zuletzt wohl in dem indischen Aschram. »Es ist mir bloß ein bisschen unheimlich, dass ich nicht weiß, wie es weitergehen soll.«
    Statt mit den Nerven am Ende zu sein, hatte ich den vergangenen Monat sogar ziemlich genossen. Obwohl ich eigentlich gleich allen von meiner Kündigung erzählen wollte, konnte ich mich einfach nicht dazu aufraffen. Das lag nicht etwa daran, dass mir die Geschichte peinlich gewesen wäre, sondern an einer unheiligen Dreieinigkeit aus Faulheit, Passivität und Arbeitsscheu. Jedes Mal wenn ich zum Telefonhörer griff, überkam mich ein Gefühl der Lähmung, und der Gedanke, jemandem die (nichtigen) Gründe für meine Kündigung erklären oder mit ihm über meine (nicht vorhandenen) Zukunftspläne diskutieren zu müssen, erschien mir als unerträgliche Mühsal. Vermutlich gab es für meinen Zustand einen schönen Fachbegriff aus der Seelenforschung, irgendwas wie Traumabewältigung oder Konfliktvermeidung oder so, aber das
war mir egal. Ich bevorzugte die gute alte Vogel-Strauß-Taktik und steckte den Kopf in den Sand. Anders ausgedrückt: Ich blieb jeden Tag gemütlich bis um ein Uhr im Bett, hockte mich nachmittags entweder vor die Glotze oder machte mit Millington einen Spaziergang. Wenn ich dann noch Zeit übrig hatte, ging ich shoppen und schaffte mir allerlei überflüssigen Krempel an, »um die innere Leere in mir auszufüllen«, wie es in einem Psychoratgeber bestimmt geheißen hätte. Außerdem traf ich die bewusste Entscheidung, ernsthaft mit dem Rauchen wieder anzufangen, damit es mir abends nach der Late-Night-Talkshow nicht zu langweilig wurde. Das alles klingt so deprimierend wie nur was, aber ich hatte seit Jahren keine derart befriedigenden vier Wochen mehr erlebt. Von mir aus hätte es ruhig immer so weitergehen können. Doch dann rief Will eines Tages in der Bank an und bekam meine Nachfolgerin an die Strippe.
    Interessanterweise hatte ich ganz ohne eigenes Zutun fünf Kilo abgenommen. Sportlich betätigen tat ich mich überhaupt nicht mehr. Ich sparte mir meine Energie für die Verpflegungsmärsche zum Supermarkt. Trotzdem hatte ich mich noch nie so fit gefühlt, fitter auf jeden Fall als während meiner Sechzehnstundentage im Büro. Auf dem College war ich noch ein Strich in der Landschaft gewesen, aber danach hatte ich Pfund um Pfund zugelegt, weil mir der Schreibtischjob für den Sport keine Zeit mehr ließ. Außerdem ernährte ich mich fast nur noch von Hotdogs, Donuts und Schokoriegeln, die ich mit süßem Kaffee runterspülte, bis ich das Gefühl hatte, dass auf meinen Zähnen ein pelziger Belag wucherte. Zwar waren meine Eltern und Freunde so rücksichtsvoll, mich nicht auf meine Fettpolster anzusprechen, aber das war auch gar nicht nötig. Dass ich fürchterlich aussah, wusste ich auch so. Ich begann jedes neue Jahr mit dem festen Vorsatz, mich öfter im Fitnessstudio abzustrampeln, doch normalerweise hielt dieser nur bis zum vierten Tag - beziehungsweise Morgen. Spätestens dann verpasste ich meinem
Wecker einen Kick, drehte mich auf die andere Seite und gönnte mir lieber noch ein Extrastündchen in den Federn. Will war der Einzige, der mich immer wieder daran erinnerte, in was für eine Vogelscheuche ich mich verwandelt hatte. »Weißt du noch, Darling? Früher sind dir die Scouts von Modelagenturen auf der Straße nachgelaufen, um dir einen Vertrag anzubieten. Ich fürchte fast,

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