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Die Party Queen von Manhattan - Roman

Die Party Queen von Manhattan - Roman

Titel: Die Party Queen von Manhattan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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mal darüber nach, ja? Und jetzt kommt. Die Pflicht ruft. Wir müssen auf eine Dinnerparty.«
    Ich seufzte. »Okay, aber ich kann nicht bis zum Ende bleiben. Heute Abend trifft sich noch mein Buchclub.«
    »Sag bloß, du gehst raus und mischst dich unter Menschen, Darling? Was lest ihr denn gerade?«
    Blitzschnell nannte ich ihm den erstbesten seriösen Titel, der mir einfiel. » Moby Dick .«
    Simon machte große Augen. »Du liest Moby Dick ? Im Ernst?«
    »Ach was«, lachte Will. »Sie liest Liebe und Leid in Louisiana oder irgendeine andere Schmonzette. Bist du denn dafür nicht langsam ein bisschen zu alt?«

    »Du verstehst das nicht, Will.« Ich drehte mich zu Simon um. »Ich kann es ihm noch so oft erklären, es geht ihm einfach nicht in den Kopf.«
    »Was denn? Dass meine hübsche, hochintelligente Nichte mit ihrem Anglistikstudium schmalzige Liebesromane nicht nur liest, sondern regelrecht süchtig danach ist? Du hast Recht, Darling. Das begreife ich wirklich nicht.«
    Ich ließ den Kopf hängen und spielte die Zerknirschte. » Gefährliches Geheimnis kommt gerade frisch aus der Druckerpresse. Und es wurde mit Spannung erwartet. Daran sieht man mal wieder, dass ich gar nicht so allein auf der Welt bin, wie du immer tust. Bei Amazon ist es eines der meistbestellten Bücher, und die Lieferzeit beträgt drei Wochen!«
    Will sah Simon an und schüttelte ungläubig den Kopf. »Aber warum liest du so etwas, Darling? Warum?«
    Tja. Warum? Wie sollte ich diese Frage je beantworten? Ich hatte sie mir selbst oft genug gestellt. Eigentlich hatte meine Sucht ganz harmlos angefangen. Die Einstiegsdroge war ein Taschenbuch gewesen, das ich auf dem Flug von Poughkeepsie nach Washington im Netz des Vordersitzes fand: Süße Sünden . Ich war dreizehn und damit alt genug, um zu wissen, dass ich mich damit von meinen Eltern lieber nicht erwischen lassen sollte. Also las ich es heimlich. Nach der Ankunft verzog ich mich mit der Ausrede, Halsschmerzen zu haben, in unser Hotelzimmer, um es zu Ende zu lesen, und verpasste so den Protestmarsch der Abtreibungsbefürworter, zu dem wir extra angereist waren. Es dauerte nicht lange, und ich entwickelte einen siebten Sinn für Liebesromane, ob in der Stadtbücherei oder im Supermarkt. Wo sie auch standen, ich fand sie und gab mein gesamtes - mageres - Taschengeld für sie aus. Ich verschlang zwei bis drei davon in der Woche, und weil ich ahnte, dass sie verboten waren, hortete ich sie ganz unten in meinem Wandschrank und las nur nachts darin. Vor dem Einschlafen achtete ich sorgfältig darauf, dass ich sie auch ja wieder in ihr Versteck zurücklegte.

    Anfangs waren mir die sinnlich-schwülstigen Bilder auf dem Umschlag noch peinlich, genau wie die überaus anschaulich beschriebenen Sexszenen. Weil meine Eltern auf gar keinen Fall erfahren sollten, dass ich irgendetwas über dieses Thema wusste, vergewisserte ich mich immer erst gründlich, dass ich allein war, bevor ich mich in ein romantisches Abenteuer vertiefte. Erst mit knapp siebzehn bekannte ich mich offen zu meinem Laster. Mein Dad wollte in der Buchhandlung eine Bestellung abholen, und als wir an der Kasse standen, legte ich Leibwächter der Königin dazu und sagte beiläufig: »Ich hab mein Portemonnaie vergessen. Zahlst du für mich mit? Zu Hause gebe ich dir das Geld wieder.«
    Er hob es mit spitzen Fingern hoch. Seiner Miene nach zu urteilen fand er es in etwa genauso appetitlich wie ein platt gefahrenes Tier von der Landstraße. Dann lachte er. »Lass es gut sein, Bettina. Stell den Schrott da zurück ins Regal, und such dir was Anständiges aus. Ich habe deiner Mutter versprochen, dass wir in zwanzig Minuten wieder zurück sind. Wir haben keine Zeit für deine Scherze.«
    Aber ich blieb standhaft. Er bezahlte das Buch, wenn auch nur, um endlich nach Hause zu kommen. Einigermaßen verwundert kam er beim Abendessen noch einmal darauf zurück. »Liest du wirklich solchen Mist?«, fragte er, das Gesicht konzentriert in Falten gelegt.
    »Doch, ja«, antwortete ich einsilbig, um mir meine Verlegenheit nicht anmerken zu lassen.
    Klappernd fiel Mutter die Gabel aus der Hand. »Nein«, sagte sie so energisch, als ob sie damit das Gegenteil beweisen könnte. »Ausgeschlossen.«
    »Do-hoch«, trällerte ich, ein halbherziger Versuch, für bessere Stimmung zu sorgen. »Genau wie fünfzig Millionen andere Leser, Mom. Liebesromane sind entspannend und interessant. Man hat Leid, Ekstase und ein Happyend - was will man mehr?« Ich

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