Die Party Queen von Manhattan - Roman
draus. Ich war drauf und dran, ein Bier zu
bestellen«, flüsterte Penelope. Ich prustete los, als ob es die witzigste Bemerkung aller Zeiten wäre.
Für die Bestellung kramte Davide sein gesamtes Stümperitalienisch hervor, fuchtelte dazu ausdrucksvoll mit den Händen und hauchte irgendwann selbstverliebt gar einen Kuss auf seine Fingerspitzen. Elisa und Skye verfolgten hingerissen seine Bemühungen. Dann schaltete er für uns minderbemittelte Einsprachler wieder auf seinen Kunstakzent um. »Ich hab für den Anfang drei Flaschen Chianti bestellt, wenn das recht ist. Und bis dahin, stilles oder sprudelndes Wasser?«
Elisa drehte sich zu mir und sagte stolz: »Davide kommt aus Sizilien.«
»Ach, wie interessant«, antwortete ich. »Leben seine Eltern noch da?«
»Nein, nein. Er ist schon mit vier Jahren rübergekommen, aber er fühlt sich seinem Geburtsland noch sehr stark verbunden.«
Während über das Wasser abgestimmt wurde, umschiffte ich klug den zweiten Fettnapf und behielt lieber für mich, dass ich mit stinknormalem Leitungswasser durchaus zufrieden gewesen wäre. Davide orderte drei Flaschen von jeder Sorte. Nach meinen Berechnungen hatten wir schon jetzt knapp dreihundert Dollar auf den Kopf gehauen, ohne auch nur eine Vorspeise bestellt zu haben.
»Ein guter Wein, Davide«, meinte Skye, die mit ihren manikürten Nägeln die Tasten ihres Handys bearbeitete. Wahrscheinlich komponierte sie eine SMS. »Das kann ich persönlich bestätigen. Ich verbringe schon seit Jahren den Sommer in der Toskana, und ich muss sagen, für mich gibt es keine andere Sorte.« Da klingelte ihr Telefon. Als sie die Nummer auf dem Display erkannte, stopfte sie es angewidert in ihre Handtasche.
Nachdem ich nichts Intelligentes über die Vorzüge des Chianti beitragen konnte, vertiefte ich mich lieber in die Speisekarte.
Ob die Mitarbeiter von Kelly & Company wohl alle reich geerbt hatten? Meine Eltern fuhren in den Sommerferien einmal um die Ecke zum Cayuga Lake, wo sie mit den Einheimischen ein veganisches Grillfest veranstalteten und Lakritztee tranken. Es gibt doch nichts Schöneres, als das schwer verdiente Gehalt der ersten Arbeitswoche für ein Essen zum Fenster rauszuschmeißen, das man noch nicht mal geplant hat.
»Das war ja wohl gestern Abend der Reinfall des Jahrhunderts«, sagte Davide. »Wie viel Pech muss man haben, dass sich nicht ein einziger Promi der Güteklasse A blicken lässt?«
»Es waren doch einige aus Sex and the City da«, sagte Leo nachdenklich.
»Ich bitte dich. Willst du etwa Chris Noth und John Corbett als Güteklasse A bezeichnen?«, fragte Skye. »Hast du Sarah Jessica Parker irgendwo gesehen? Nein! Und überhaupt. SATC« - na endlich, die coole Abkürzung für Eingeweihte - »ist doch so was von passé. Der Abend war ein Albtraum.«
Die Gruppe hatte den Auftrag gehabt, für Warner Books die Präsentation von Candace Bushnells neuestem Roman zu organisieren. Nach allem, was ich wusste, war es eine ziemliche Pleite gewesen. Da ich an dem Projekt nicht von Anfang an beteiligt gewesen war, hatte ich an einem anderen Event teilgenommen, dem Begrüßungsessen für den Chefmanager eines neuen Kunden.
Leo seufzte. »Ich weiß. Du hast ja so Recht. Es war unterste Schublade!«
»Grottig! Kein Stil. Wenn ich nur an die Schnepfen drau ßen auf der Terrasse denke. Wo kamen die überhaupt her? Und wie die über den Champagner hergefallen sind. Also ob sie noch nie welchen gesehen hätten. Und die zwei Typen mit dem prolligen Akzent, die sich geprügelt haben? Entsetzlich«, fügte Skye hinzu.
»Da hast du wirklich nichts verpasst, Penelope«, sagte Elisa tröstend. Dabei hatte die arme Penelope offensichtlich nicht
den leisesten Schimmer, worum sich das Gespräch drehte. »Aber das ist auch das Gute an Buchpräsentationen. Diese Verlagsleute sind normalerweise dermaßen weit neben der Spur, dass sie überhaupt nicht merken, ob sich auf so einer Party echte VIPs oder nur abgehalfterte Expromis tummeln.«
Davide nippte bedächtig an seinem Wein und nickte. »Wenigstens brauchen wir uns jetzt keine ›Die LISTE macht die Party’-Rede von Kelly mehr anzuhören. Ich glaube ehrlich nicht, dass ich das noch mal durchstehen würde.«
Die berühmte LISTE schwirrte nun schon seit Montag durch jedes zweite Gespräch, aber Kelly war bis jetzt noch nicht dazu gekommen, mich in die Geheimnisse der Datenbank, die alles enthielt, was »Rang und Namen« hatte, einzuweihen. Morgen sollte es nun endlich so weit
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