Die Party Queen von Manhattan - Roman
keine Küsse im Doppelpack mehr geben. Ich verschmähte ihre Wange und sagte nur: »Danke für die Einladung. Scheint ja echt ein toller Laden zu sein.«
Sie ließ sich von meiner Abfuhr nicht erschüttern. »Ja, wirklich. Das kannst du laut sagen. Einen göttlicheren Salat als hier findest du auf der ganzen Welt nicht. Hi, ich bin Elisa«, fuhr sie, an Penelope gewandt, fort.
»Entschuldigung, wie unhöflich von mir.« Ich wurde rot. Was sollte Penelope nur von mir halten? »Penelope, darf ich dir Elisa vorstellen? Sie hat mir die ganze Woche gezeigt, wo es langgeht. Und das ist Penelope, meine beste Freundin.«
»Wow, was für ein Klunker«, sagte Elisa. Sie griff statt nach Penelopes rechter Hand nach ihrer linken und befingerte ihren
Verlobungsring. »Wie viel Karat hat denn der? Da kann man ja blind werden, so wie der funkelt.« Dabei trug Penelope heute Abend nur ihren »tragbaren« Dreikaräter. Was Elisa wohl zu ihrem Zweitring gesagt hätte?
»Danke«, antwortete Penelope, sichtlich erfreut. »Ich habe mich kürzlich verlobt …« Aber bevor sie den Satz zu Ende bringen konnte, kam Davide von hinten und umschlang Elisas Wespentaille - ganz vorsichtig, damit sie nur ja nicht in der Mitte auseinander brach. Er flüsterte ihr etwas zu, und sie schüttete sich aus vor Lachen.
»Davide, Schatz, benimm dich! Bette kennst du ja. Und das ist Penelope, ihre Freundin.«
Eine Runde Küsschen-Küsschen (mein guter Einzelkussvorsatz hatte gerade einmal zwanzig Sekunden gehalten). Davide konnte sich an Elisa gar nicht satt sehen, er verschlang sie regelrecht mit den Augen. »Unser Tisch. Er ist fertig«, verkündete er ruppig mit seinem starken Akzent, tätschelte ihr das knochige Hinterteil und raunte ihr ins Ohr: »Komm rein, wenn du finito bist.« Irgendwie klang Davides Aussprache für mich immer noch leicht dubios, mal französisch, mal italienisch und wieder zurück.
»Ich bin fertig«, trällerte sie und warf ihre Zigarette auf den Boden. »Kommt, gehen wir rein.«
Wir hatten einen Tisch für sechs Personen in der hintersten Ecke des Restaurants. Elisa klärte mich gleich auf, dass coole Leute immer vorne sitzen, die total Endcoolen aber hinten. Skye und Leo vervollständigten die Gruppe, die am Vorabend die Buchpräsentation für Candace Bushnell auf die Beine gestellt hatte. Elisa und Davide waren das einzige Pärchen. Alle nippten lässig an ihren Drinks und unterhielten sich, so locker und entspannt, wie es nur Leute draufhaben, die von keinerlei Selbstzweifeln angekränkelt sind. Und natürlich trug kein Mensch Schwarz. Skye und Elisa hatten fast identische Minikleider an, die eine ein knallig korallenrotes
mit silbernen Highheels, die andere ein leuchtend aquamarinblaues mit farblich darauf abgestimmten Sandalen im Metalliclook, die fast bis unters Knie geschnürt waren. Und das, obwohl es ein recht kalter Oktoberabend war. Die Männer sahen aus wie direkt einer Armani-Boutique entsprungen. Davide war noch im Bürodress. Sein dunkelgrauer Anzug war zwar um einiges enger geschnitten als hierzulande sonst üblich, aber bei seiner Größe und Figur konnte er sich das leisten. Leo war die perfekte Kombination aus hip und cool, in verwaschenen Paper-Denim-Jeans und einem hautengen Siebziger-Jahre-T-Shirt mit der Aufschrift: VIETNAM: ALS ICH RAUS BIN, WAREN WIR AM GEWINNEN. Dazu die neuesten, orangefarbenen Pumas. Als Penelope und ich die letzten noch freien Plätze neben ihm ansteuerten, erhob er sich gewandt, küsste mich rechts und links und bot uns Stühle an, ohne sich in seinen Ausführungen auch nur für eine Sekunde unterbrechen zu lassen. Ich sah Penelope an, dass sie genauso angestrengt wie ich versuchte, so zu tun, als ob eine Verabredung wie diese das Normalste von der Welt wäre. Als alle saßen, verteilte Leo die Speisekarten und winkte den Kellner heran, um die Getränke zu bestellen, ohne zwischendurch auch nur einmal Luft geholt zu haben.
Ich überlegte hin und her, aber nachdem ich jahrelang immer nur Gin Tonic bei meinem Onkel getrunken hatte, wollte mir ums Verrecken kein angesagter Drink einfallen. War nicht momentan Wodka in Mode?
»Ich nehme einen Absolut mit Grapefruitsaft«, murmelte ich, vom Kellner als Erste ins Visier genommen.
»Im Ernst?«, fragte Elisa und sah mich entgeistert an. »Ich glaube, Absolut gibt es hier gar nicht. Sollen wir nicht lieber mit ein paar Flaschen Wein anfangen?«
»Klar, gute Idee.« Super, voll in den ersten Fettnapf getreten.
»Mach dir nichts
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