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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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wäre.«
    Und da waren wir wieder. Wir schwiegen beide einen Augenblick lang. Ich musste an Nina-Louises himmelblaues Korbbettchen denken, das nebenan bei Mimi und Ronnie leer von der Decke baumelte.
    »Er hat mich seinen Eltern als seine Klientin vorgestellt«, sagte ich nach einer Weile und blinzelte meine Tränen weg. »Das ist wohl kaum dasselbe wie Freundin.«
    »Ja, aber er hat dabei deine Hand gehalten«, gab Anne zurück. »Ich würde sagen, er denkt, dass ihr ein Paar seid.«
    »Hm«, machte ich. »Vielleicht sollte ich ihn beim nächsten Mal einfach fragen, wie er unsere Beziehung definiert.«
    »Aber bitte erst, nachdem ihr miteinander geschlafen habt«, sagte Anne. »Das würde ihm seine Antwort bestimmt leichter machen.«
    »Diese Nummer mit ohne Unterwäsche ziehe ich aber nicht noch mal durch«, sagte ich. »Das nächste Mal ist er an der Reihe, deutliche Signale zu senden.«
    Julius und Annes jüngerer Sohn Jasper kamen in die Küche gelaufen.
    »Können wir noch was Haferflocken mit Milch?«, fragte Julius.
    »Haben«, ergänzte ich automatisch. »Jeder von euch hat doch gerade eine Riesenschüssel Haferbrei vertilgt. Und davor einen Berg Nudeln mit Geschnetzeltem. Ihr könnt unmöglich noch Hunger haben.«
    »Biiiitte«, sagte Julius. Er war im letzten halben Jahr drei Zentimeter gewachsen, hatte aber kein Gramm zugenommen. Er kam ganz auf seine Schwester. Es war unmöglich für mich, ihm Nahrung zu verweigern, und gesunde noch dazu.
    »Na gut«, sagte ich und nahm die Haferflocken aus dem Schrank. Julius und Jasper tauschten einen triumphierenden Blick.
    Ich wurde sofort misstrauisch. »Aber ihr esst hier unten am Tisch«, sagte ich.
    »Nein«, schrie Jasper. Er schrie immer, keiner wusste, warum. »Wir wollen nach oben in Julius' Zimmer damit gehen.«
    »Wir kleckern auch nicht, Mami.«
    Ich wurde noch misstrauischer. »Habt ihr den Brei wirklich gegessen!«
    Julius und Jasper sahen einander besorgt an. »Na?«, fragte ich scharf.
    »Nicht direkt«, sagte Julius. Er konnte einfach nicht lügen, eine sehr liebenswerte Eigenschaft, die sich wahrscheinlich bald legen würde.
    »Was genau habt ihr denn damit gemacht?«, mischte sich Anne ein.
    »Wir haben das in Julius' Feuerwehr gefüllt«, schrie Jasper. »Aber wir haben nicht gekleckert.« Ich seufzte. »Und dann?«
    »Dann haben wir das zu Marie-Antoinette rübergespritzt«, sagte Julius. »Es ist voll gut bis an ihr Fenster gespritzt. Das geht besser als mit Wasser. Wir haben ein richtiges Muster gemacht.«
    »Ein Mandala«, ergänzte Jasper.
    »Na klasse«, sagte ich sauer. »Jetzt kriegen wir wieder Ärger mit Hempels. Ihr spinnt ja wohl! Haferbrei bei anderen Leuten ans Fenster zu spritzen. Könnt ihr nichts Vernünftiges spielen?«
    Jasper und Julius verstanden nicht, was unvernünftig daran sein sollte, mit einem Feuerwehrschlauch Haferbreimandalas zu verspritzen.
    »Das ist das Wetter«, sagte Anne. »Wenn sie nicht rauskönnen, haben sie nur Unsinn im Kopf Wenn du willst, nehme ich sie mit zu mir, dann hast du mal was Ruhe.«
    »Ja, genau. Ruhe, um bei Hempels anzurufen und mich zuentschuldigen«, sagte ich. »Ich höre sie jetzt schon quieken: Das wird Sie teuer zu stehen kommen! Sie werden von unserem Anwalt hören.«
    »Los, Jungs, zieht euch die Regenjacken und Gummistiefel an«, sagte Anne. »Wir gehen ein bisschen zu uns. Ihr dürft auch in jede Pfütze springen, die wir unterwegs finden.«
    Die Kinder rannten zu ihren Gummistiefeln. Ich stellte die Haferflocken zurück in den Schrank und drehte mich zu Anne um. »Was meinst du, sollen wir noch mal zu ihr rübergehen?«
    Anne wusste sofort, dass ich von Mimi sprach. Sie zuckte mit den Achseln. »Sie wird uns bloß wieder anschnauzen, wenn wir mit ihr darüber reden wollen. Und wenn wir über etwas anderes reden, wird sie sagen, dass sie unser oberflächliches Geschwätz im Augenblick nicht ertragen kann und allein sein will.«
    Ich seufzte. »Es ist jetzt fünf Tage her, und sie hat das Haus noch kein einziges Mal verlassen. Ronnie macht sich große Sorgen, aber sie hat ihn praktisch gezwungen, wieder zur Arbeit zu gehen und sie allein zu lassen. Ich habe immer so ein komisches Gefühl, wenn sie die Tür vor meiner Nase zumacht.«
    »Mimi ist nicht der Typ für Selbstmord, wenn du das meinst«, sagte Anne.
    »Woher willst du das wissen? Ich meine, sie ist wirklich am Boden zerstört, und für Selbstmord muss man nicht der Typ sein, sondern einfach nur todunglücklich. Und das ist

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