Die Paulis in Tatukaland (German Edition)
man nämlich Falten. Sorgenfalten. Weil man sich nämlich ständig sorgt, dass man es verlieren könnte. Da ist es doch besser, wenn man gar keins hat. Denn was man nicht hat, kann man nicht verlieren, stimmt’s?«
»Also schenken Sie uns das Essen?«, fragte Karina. »Einfach so?«
»Nein«, lächelte die Kimono-Frau. »Natürlich nicht. Ihr habt es euch verdient.«
»Wieso das denn?«, fragte Flummi.
»Ihr seid hier, oder nicht?«, sagte die Kimono-Verkäuferin. »Das ist doch eine Leistung.«
»Aber …«, protestierte Dennis, wurde jedoch dadurch unterbrochen, dass die Kimono-Frau sich umdrehte und aus den Schubladen hinter sich diverse Zwiebeln, Gläser mit Gewürzgurken und fünf Packungen geschnittenes Schwarzbrot herausholte. Dann legte sie alles auf den Verkaufstresen. Die Kinder griffen gierig zu, bevor die verrückte Tante es sich womöglich wieder anders überlegte. Dann stellte die seltsame Verkäuferin auch noch einen Kanister, der randvoll mit Wasser gefüllt war, auf die Theke.
»Sie können ja richtig nett sein«, staunte Flummi.
»Ich bin immer nett«, sagte die Kimono-Frau. »Außer, wenn ich’s gerade mal nicht bin. Aber dann kann ich mich selbst nicht leiden und gehe mir meistens aus dem Weg. Ich weiß eigentlich nie so recht, wo ich mich gerade aufhalte, wenn ich nicht nett bin. Weil ich mir dann ja nicht zu nahe kommen will.«
»So ein Blödsinn«, sagte Mona.
»Und das Beste an der ganzen Sache ist«, strahlte die Kimono-Frau, Monas Bemerkung einfach ignorierend, »dass heute Montag ist, und am Montag haben wir immer ein ganz besonderes Angebot. Da bekommen die Kunden zu jedem Einkauf gratis etwas dazu!«
»Und das wäre?«, fragte Dennis.
»Zwei Haargummis!«, meinte die Kimono-Frau lächelnd und drückte der verdutzten Flummi, die ihr gerade am nächsten stand, die beiden Haargummis in die Hand.
»Und jetzt ist Mittagspause. Schönen Tag noch, lustige kleine Kinder. Tschüssikowski allerseits und auf Wiederwinken!«
Und mit diesen Worten zog sie an einem Hebel und eine Klappe fiel mit einem Ruck herunter und verschloss die Verkaufsluke.
»Und jetzt?«, fragte Lea, nachdem alle eine Weile einfach nur verdutzt dagestanden hatten.
»Jetzt nehmen wir die Vorräte, suchen uns ein Versteck und machen einen Plan«, sagte Dennis.
»Nee!«, rief Mona. »Mir reicht’s! Ich lasse mich von dieser verrückten Tussi nicht terrorisieren! Wir sind viele und sie ist allein! Wir können sie festhalten. Und wenn sie ein Handy hat, dann nehmen wir es ihr weg. Das ist kein Stehlen. Das ist Notwehr!«
»Ich weiß nicht …«, zögerte Tim.
»Los jetzt! Ich will von dieser Insel weg, und diese blöde Frau weiß mehr, als sie zugibt. Schnappen wir sie uns!«, rief Mona und riss die Tür zur Bude auf.
Doch die Bude war leer. Keine Kimono-Frau war zu entdecken.
Mona, Tim und Karina waren fassungslos, während die Paulis nicht besonders überrascht waren. Sie kannten das Phänomen bereits zur Genüge. Die Kimono-Frauen hatten ein ganz besonderes Talent, blitzschnell und spurlos zu verschwinden.
»Wo ist sie hin?«, schrie Mona und durchsuchte die ganze Bude. Wie zu erwarten war, fand sie weder eine zweite Tür noch einen Geheimgang oder Ähnliches.
Die Paulis dachten bereits praktischer. Sie öffneten alle Schubladen, ob da noch mehr Vorräte waren, doch sie waren alle leer. Alle drängelten sich in der kleinen Bude.
»Ich fasse es nicht!«, stöhnte Mona. »Das ist kein Urlaub, das ist ein Albtraum!«
»Ach«, lächelte Flummi, die sich inzwischen mit den Haargummis zwei Zöpfe in ihr feuerrotes Haar gebunden hatte. »Ein bisschen lustig ist es doch auch.«
Karina schaute Flummi an und kicherte.
»Was?«, fragte Flummi. »Was ist denn?«
»Du siehst aus wie Pippi Langstrumpf mit den Zöpfen und deinen roten Haaren«, kicherte Karina.
»Aber total!«, bestätigte Tim.
»Echt?«, lachte Flummi. »Cool!«
»Ach so, ich hab noch etwas vergessen«, sagte plötzlich eine Stimme. Alle drehten sich zur Tür, wo die lächelnde Kimono-Frau stand. Sie war wie aus dem Nichts wiederaufgetaucht.
Die Kinder starrten sie fassungslos an.
»Wo sind Sie denn hergekommen?«, rief Mona.
»Na, aus dem Bauch meiner Mutter«, antwortete die Kimono-Frau, als wäre das eine sehr dumme Frage gewesen. »Du etwa nicht?«
Tim konnte nicht anders. Er musste losprusten.
Die Kimono-Frau stand einfach nur im Türrahmen und lächelte. Sie schien die erwartungsvollen Blicke der Kinder gar nicht zu
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