Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Peitschenbrüder

Die Peitschenbrüder

Titel: Die Peitschenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
über das Grab. Er wartete, bis der Alte wieder ansprechbar war. Es kostete ihn Überwindung, ihn jetzt weiter auszufragen.
    »Du kennst Goltan und seine Banditen?«
    »Jeder kennt Goltan und die Peitschenbrüder.«
    »Dann weißt du, wo sich ihr Versteck befindet?«
    »Nein, Fremder. Es liegt irgendwo in den Bergen, ein ganzes Stück weiter im Norden, aber wo genau, das weiß niemand.«
    Mythor sah weitere brennende Gehöfte vor seinem geistigen Auge, brennende Dörfer und weitere Leichen, die ihm den Weg weisen würden.
    »Du wirst sie bestrafen«, sagte der Alte unvermittelt, und wieder hatte er diesen fast ehrfürchtigen Blick in den Augen.
    »Dazu muss ich sie erst finden.«
    Mythor sah hinüber zum Fuß des Hügels hinter den Feldern, wo das Mädchen noch immer wartete. Er deutete auf sie. »Kannst du sie bei dir aufnehmen, bis jemand kommt, der sich besser um sie kümmern kann?«
    Der Alte nickte zögernd. »Meine Söhne und das Gesinde werden zurückkommen, wenn sie Goltans Spur verloren haben.«
    Mythor gab keine Antwort darauf. Er hoffte, dass die Geflohenen klug genug waren, Goltans Bande nicht zu verfolgen. Wie groß musste die Angst der Yortomer vor den Peitschenbrüdern sein, wenn Söhne ihre alten Eltern verließen, die so den Räubern schutzlos ausgeliefert waren!
    Der Alte schien Mythors Gedanken erraten zu haben. »Wir schickten sie fort. Sie wollten uns mitnehmen, aber wir wollten nicht von unserem Hof.«
    Der Alte machte den Eindruck, als wolle er über dieses Thema nicht weiter reden. Mythor drängte die Zeit. Er musste weiter und vor allem ein Pony finden.
    »Es gibt wilde Ponys in den Hügeln«, sagte der Alte auf eine entsprechende Frage. Er zeigte in eine bestimmte Richtung.
    »Ich danke dir.« Mythor winkte das Mädchen heran. Sie gehorchte. Doch eine Frage bedrückte ihn noch. »Du sagtest, ich sei das Licht. Was meintest du damit?«
    »Es kommt aus dir heraus.« Der Bauer sah in die Richtung, in der Lockwergen lag. »Du warst in der Stadt? Stimmt es, dass sich eine Wolke über Lockwergen legte, aus der ein Licht fuhr, das alles Leben verschlang?«
    Mythor, in Gedanken schon wieder bei Goltan und seiner Bande, starrte den Alten ungläubig an. »Eine Wolke, sagst du? Ein Licht, das alles Lebendige verschlang? Hast du es gesehen?«
    »Nicht ich«, antwortete der Mann, plötzlich sehr müde. »Aber andere, die an meinem Hof vorbeikamen und den Blick jener in den Augen hatten, die den Teufel gesehen haben. Auch sie wirst du in den Hügeln finden.«
    »Was haben sie noch gesagt? Entstand diese Wolke plötzlich oder allmählich? Sahen sie Caer?«
    »Jene, die nahe genug an der Stadt waren, um zu beobachten, und doch nicht zu nahe, um das grausame Schicksal der Bewohner von Lockwergen teilen zu müssen, sind nicht mehr bei klarem Verstand.« Der Bauer sah Mythor in die Augen. Aus seinem Blick sprach Dankbarkeit, aber auch der Wunsch, jetzt allein gelassen zu werden. »Suche sie in den Bergen. Ich kann dir nicht mehr sagen.«
    Mythor nickte. Er erklärte dem Mädchen noch einmal eindringlich, dass es bei diesem alten Mann bleiben musste, bis sich jemand anders fand, der es aufnahm. Er wusste nicht, ob sie ihn verstand, doch als er, die guten Wünsche und Dankesbezeugungen des Alten noch im Ohr und mit einem Seil um die Schultern, das der Mann ihm mitgegeben hatte, den Hof verließ, folgte sie ihm nicht mehr.
    Er konnte nichts mehr für den Alten tun. Er war sicher, dass seine Leute oder Dorfbewohner, die den Rauch gesehen hatten, sich um ihn kümmern würden, sobald die Kunde ihren Weg gemacht hatte, dass die Peitschenbrüder sich in die Berge zurückgezogen hatten.
    Ein Pony! dachte Mythor, der nun allein viel schneller vorwärts kam. Vielleicht war es ganz gut gewesen, dass er das Mädchen mitschleppen musste und sich nicht zu früh zu viel zugemutet hatte, denn immer noch spürte er die Erschöpfung vom Kampf. Mythor folgte dem Lauf eines Flüsschens, mit dessen klarem Wasser er sich von Zeit zu Zeit erfrischte. Die Hügel wurden schroffer und felsiger. Als Mythor nach Stunden weder wilde Ponys noch die wahnsinnig Gewordenen zu Gesicht bekommen hatte, von denen der alte Bauer gesprochen hatte, erklomm er den höchsten Hügel im Umkreis. Von seiner Kuppe aus hatte er gute Sicht über mehrere Kilometer hinweg.
    Er trank Wein aus dem mitgeführten Schlauch. Dann sah er die Herde.
    Es war ein gutes Dutzend wilder Ponys. Mythor stieg den Hügel hinab ins Tal und schlich sich vorsichtig an. Die Tiere

Weitere Kostenlose Bücher