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Die Peitschenbrüder

Die Peitschenbrüder

Titel: Die Peitschenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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zu entkommen, falls ihm die Befreiung gelang.
    Nottr wartete, bis der einäugige Gigant, der an der Spitze ritt, und die nächsten zehn Banditen an ihm vorbei waren. Er hockte auf einem kleinen Felsvorsprung etwa zwei Meter über dem Boden der Schlucht.
    Dann kamen Kalathee und Sadagar, auf die Ponys gefesselt und von jeweils zwei Mann bewacht.
    Nottr schoss schnell hintereinander zwei Pfeile ab, die ihr Ziel fanden. Kalathees Bewacher fielen von den Ponys. Die anderen Banditen und Goltan hielten ihre Tiere an und fuhren herum. Nottr warf den Bogen fort. Er hatte sich hoch aufgerichtet und sah nun die erschrockenen und wütenden Blicke der Banditen auf sich. Mit einem furchtbaren Schrei riss er das Krummschwert aus dem Gürtel und sprang direkt zwischen die Ponys, auf denen Kalathee und Sadagar saßen. Nottr durchschnitt geschickt die Fesseln des Mädchens. Doch bevor er Sadagar erreichen konnte, waren die Peitschenbrüder heran. Nottr durchschnitt einen der heranschießenden Riemen mit dem Schwert. Der nächste legte sich um seine Brust, der dritte riss ihm das Krummschwert aus der Hand.
    Nottr brüllte und trat nach allem, was ihm zu nahe kam. Kalathee und Sadagar wurden schnell aus seiner Reichweite gebracht. Nottr hatte noch einen Arm frei, ergriff einen Peitschenriemen in der Luft und riss die Frau, in deren Hand der Griff lag, vom Reittier. Er kämpfte wie ein Berserker, obwohl sich jetzt immer mehr Schnüre um seinen Körper legten und schließlich auch den rechten Arm an den Oberkörper fesselten. Dann wurden ihm die Beine weggerissen. Nottr fiel schwer und schlug mit dem Hinterkopf auf einen Stein.
    Er war bewußtlos, als Goltan seine Anhänger zur Seite schob und Nottr eingehend betrachtete.
    »Er stammt nicht aus dieser Gegend«, sagte der Gigant. »Und er wollte die beiden Gefangenen befreien. Er gehört zu ihnen. Legt ihn auf ein Pony und nehmt ihn mit!«
    »Was werden wir mit ihm machen?« fragte Sar, die längst wieder an Goltans Seite stand. Sie fuhr sich bezeichnend mit dem Zeigefinger über die Kehle. Ihre Augen funkelten vor Mordlust.
    »Du wirst auf deine Kosten kommen, meine kleine Hexe!« lachte Goltan dröhnend, als habe er einen besonders guten Scherz gemacht. Sofort verfinsterte sich sein Gesicht wieder. »Wir alle kommen auf unsere Kosten, wenn wir in den Bergen sind.«
    Goltan ging wieder zu dem Pony, dessen Rücken sich unter der Schwere seines Körpers bog. Sar folgte ihm. Als sie an Kalathee vorbeikam, blieb sie kurz stehen und spuckte ihr ins Gesicht.
    »Und dir werde ich die Augen auskratzen«, drohte sie, »wenn du dich auch nur einmal von Goltan anfassen lässt! Er gehört mir allein, verstehst du?«
    Die Peitschenbrüder setzten ihren Weg fort. Nottr lag, an Händen und Füßen gefesselt, quer über dem Rücken eines Ponys, das mit Beute beladen war.
    *
    Niemand sah Mythor, der den Kopf über die Klippe weit über der Schlucht geschoben hatte und, zur Untätigkeit verdammt, mit ansehen musste, wie auch Nottr in die Hände der Banditen fiel.
    Ein Sprung in die an dieser Stelle zwanzig Meter tiefe Schlucht wäre der sichere Tod gewesen. Zurückzulaufen und seitlich in sie einzudringen hätte viel zuviel Zeit gekostet. Die Peitschenbrüder wären mit ihren Gefangenen längst über alle Berge gewesen.
    Was hätte es genützt, wenn er sich gezeigt und damit verraten hätte? Mythor starrte grimmig nach Westen, wo sich die dunklen Wolken jetzt immer dichter zusammenzogen. Irgend etwas braute sich zusammen. Die Peitschenbrüder spürten es auch. Sie trieben ihre Ponys an.
    Mit Sicherheit mussten auch sie jetzt versuchen, ihren Schlupfwinkel vor Anbruch der Nacht zu erreichen.
    Sehr weit konnte es bis dorthin also nicht mehr sein. Mythor ging zu seinem Pony zurück, band es los und schwang sich auf seinen Rücken.
    Er musste seinen Plan ändern. Nottr hatte eine denkbar günstige Ausgangsposition für seinen Befreiungsversuch gehabt und war doch gescheitert. Unterwegs, wo die ganze Bande beieinander war, war ihr nicht beizukommen. Mythor musste warten, bis sie im Räubernest waren, und dann versuchen, sich im Schutz der Dunkelheit anzuschleichen.
    Die Plünderer waren laut genug. Er konnte ihnen aus sicherer Entfernung folgen. Hier, zwischen den schroffen und immer steiler werdenden Hügeln, gab es nicht viele Wege. Er konnte es sich leisten, ein gutes Stück hinter ihnen zurückzubleiben.
    Allmählich begann das eigentliche Gebirge. Ferne Gipfel ragten in die dunklen Wolken hinein.
    Irgend

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