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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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denke, heute Nacht werden wir an der Felswand bleiben müssen; mit den Rücken am Hang können wir wenigstens nicht von hinten angegriffen werden.«
    Bevor das Licht vollends schwand, fanden sie einen geeigneten Platz. An einer Stelle wölbte sich die Felswand leicht nach innen, sodass eine Ausbuchtung entstand - zwar keine richtige Höhle, aber wenigstens bot sie etwas Schutz. Die Pferde hielten sich mürrisch in der Nähe; sie hatten Durst, aber abgesehen von einer brackigen Pfütze hatte Cadvan den ganzen Tag kein Wasser für sie gefunden. Nicht einmal Cadvans Zuflüstern vermochte sie aufzumuntern, wenngleich Imi sich ein wenig entspannte, als er sich um ihre Verletzung kümmerte und die Schmerzen mit einer Salbe linderte. Sie verbrachten eine zwar ereignislose, aber unbehagliche Nacht und stellten am nächsten Tag fest, dass sie sich nur zwei Stunden vom Usk entfernt befunden hatten, der sich dort, wo er aus dem Katenmoor herabstürzte, in einen weitläufigen Teich ergoss. Die Pferde wateten hinein und tranken ausgiebig, während Cadvan und Maerad dankbar ihre Wasserflaschen auffüllten.
    »Jetzt sind wir wenigstens wieder dort, wo wir vor zwei Tagen schon waren, allerdings ein gutes Stück tiefer«, sagte Cadvan, während er den Wasserfall hinaufspähte, der sich anmutig in mehreren Stufen herabwölbte. »Wir haben viel Zeit verloren. Und wenn der Wald weiterhin so schwierig zu durchdringen bleibt, verlieren wir noch viel mehr. Wir haben nur Vorräte für drei Wochen dabei. Ich kann zwar zur Not jagen, aber auch das erfordert Zeit - und Kraft. Geschwindigkeit ist unsere Verbündete, nicht diese endlose Verzögerung. Mir wurde gesagt, der Wald sei keineswegs undurchdringlich, und wenn es sein müsste, könnte man sogar mit einem Pferd darin reiten; aber vermutlich wurde dabei über das westliche Ende gesprochen. Jedenfalls dürfen wir nicht allzu weit vom Fluss abweichen.«
    »Vielleicht lichtet sich der Wald, je weiter wir uns von der Felswand entfernen«, meinte Maerad, allerdings wenig hoffnungsvoll. Dennoch traf genau das zu anscheinend drängten sich die Dornenbüsche und das raue Gelände dicht am Rand des Bruchs, denn weniger als eine Meile davon entfernt waren die Bäume deutlich höher und wuchsen in größerem Abstand, sodass sie den Platz bisweilen sogar für breite Lichtungen freigaben, auf denen helle Sonnenstrahlen die Düsternis durchdrangen. Einige Bäume waren unverkennbar uralt, riesige Eichen mit Stämmen so breit wie kleine Häuser und gewaltigen hohen Kronen, außerdem Buchen, Ulmen und blühende Haine aus Ebereschen und Holzäpfeln. Der Fluss strömte träge zwischen flachen Ufern dahin und strudelte in kleine Tümpel, in denen gelbe Seerosen, Krähenfüße, Kresse und hohes grünes Schilfrohr wuchsen und über denen gleich geflügelten Smaragden und Saphiren Libellen schimmerten. Das Baumgestrüpp und die Dornenranken schrumpften von einem unüberwindlichen, schulterhohen Dickicht zu bloßen Büschen, und vereinzelt erblickten sie Glockenblumen und Narzissen, die bunt durch das lange Gras leuchteten. Schließlich konnten sie sogar wieder auf die Pferde steigen, kamen rascher voran und fühlten sich hoffnungsfroher als seit Tagen.
    Fast zehn Tage ritten sie ohne Zwischenfall weiter. Nach Cadvans Berechnungen legten sie dabei rund hundertzwanzig Meilen zurück, was nach seiner Schätzung bedeutete, dass sie die halbe Länge des Waldes durchquert hatten. Ihre Nachtruhe wurde schlimmstenfalls von Fröschen gestört, die in den Teichen quakten, von Eulen, die so gut wie geräuschlos zwischen den Bäumen einherhuschten, oder von quiekenden Mäusen auf der Jagd nach Grillen. Dennoch blieben sie auf der Hut, hielten stets Wache und verzichteten darauf, abends, wenn sie das Lager aufschlugen, zu singen oder Leier zu spielen. Nachts vermeinte Maerad manchmal, wenn sie gegen den Schlaf ankämpfte, Augen zu erkennen, die sie von den Asten aus beobachteten, doch wenn sie sich die eigenen Augen rieb und hinschaute, waren sie verschwunden. Einmal überraschten sie untertags einen mächtigen Rothirsch, der auf einer Lichtung stand; er drehte sich ihnen mit einer stolzen, anmutigen Kopfbewegung zu, dann setzte er sich langsam mit hochmütiger Verächtlichkeit in Bewegung und schritt zwischen den Bäumen davon. Obwohl der Wald vor Leben zu strotzen schien, blieb es größtenteils im Verborgenen, und sie bewegten sich hindurch wie Fremde, die keinen Anteil daran hatten.
    Cadvan zeigte sich zurückhaltend,

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