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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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wenn es darum ging, Feuer anzuzünden. Er tat es nur in einiger Entfernung von den Bäumen. »Die Waldbewohner misstrauen allen, die das Feuer beherrschen«, erklärte er. »Und ich möchte sie nicht unnötig gegen uns aufbringen.« Was keine besonderen Unbilden mit sich brachte, denn das Wetter blieb heiter, beinahe warm, wenngleich unter dem Baldachin der Bäume eine erfrischende Kühle vorherrschte. Die Pferde erlangten nach und nach einen Teil ihres ursprünglichen Zustands zurück, den sie während des strapaziösen Marsches durch das Katenmoor eingebüßt hatten, und auch Maerad und Cadvan wirkten weniger abgezehrt.
    »Ich frage mich«, dachte Maerad eines Tages laut nach, »warum der Große Wald als so finsterer Ort gilt. Ich finde ihn schön.«
    »Es fühlt sich an, als ob hier ein Geist lebt oder gelebt hat; eher Letzteres, denn er scheint mir fern in der Zeit, als sei nur noch seine Erinnerung vorhanden«, erwiderte Cadvan. »Vielleicht irre ich mich ja, aber das Licht kommt mir hell und freundlich vor, was in der Wildnis sonst nie der Fall ist.«
    »Vielleicht liegt es bloß daran, dass lange niemand hier gewesen ist und aus Unwissenheit sonderbare Geschichten entstanden sind«, gab Maerad zurück. »Schließlich erzählt man sich auch schlimme Gerüchte über Barden.« »Ja, da hast du recht«, pflichtete Cadvan ihr bei. »Aber leider enthalten solche Gerüchte oft einen wahren Kern, wie du selbst gesehen hast. Und ich hege keine Zweifel darüber, dass einige Teile dieses Waldes in der Tat dunkle Orte und die Horte namenloser Kreaturen sind. Aber womöglich reiten wir gerade durch einen Teil, indem noch die schönen Erinnerungen des Lichts verweilen. Ich weiß es nicht.« An jenem Nachmittag, kurz vor Einbruch der Abenddämmerung, setzte ein leichter Regen ein, und sie suchten unter einer der großen Eichen Unterstand, um zu warten, bis er wieder aufhörte. Sie hatten die Pferde gerade weitergetrieben, als plötzlich eine Stimme aus dem Baum über ihnen sprach.
    »Lemmach!«, rief sie.
    Maerad schaute jäh empor, konnte jedoch durch das Blätterwerk nichts erkennen. Erschrocken sprang Imi einen Schritt weiter. Ein Surren ertönte, und ein Pfeil grub sich zitternd in den Boden vor ihr.
    »Lemmach, Oseane«, meldete die Stimme sich erneut.
    Mit geweiteten Augen starrte Maerad Cadvan an.
    »Nicht bewegen«, flüsterte er. »Was immer geschieht, beweg dich nicht.« Dann schaute er auf und rief: »Ke an de, Dereni ? Ile ni taramse lir.«
    »Ke an de, Oseane ? Noch de remane kel de an ambach.«
    Ein Mann sprang vom Baum, aus gut und gern sechs Metern Höhe. Dabei landete er so mühelos auf den Beinen, als wäre er bloß von einem Strunk gehüpft. Er trug einen kunstfertig geschnitzten Bogen, der beinahe so groß war wie er; an die Sehne hatte er einen weiß gefiederten Pfeil angelegt, der unmittelbar auf Cadvans Brust zielte. Anfangs sogar zu überrascht, um sich zu fürchten, starrte Maerad den Bogenschützen voll Verwunderung an. Er war hager, gut aussehend, langgliedrig und in eine grüne Kluft gekleidet, die ihn zwischen den Blättern tarnte.
    Mit ausdrucksloser Miene bohrte er den Blick in Maerad und Cadvan. Nur seine Augen verrieten ansatzweise Gefühle, und sie wirkten abweisend und kalt.

Sechzehntes Kapitel

Ardina
    Cadvan teilte dem Bogenschützen abermals mit, dass sie in Frieden reisten und streckten ihm zur Bekräftigung die bloßen Hände entgegen. Obschon der Mann den Bogen nicht senkte, schien er sie daraufhin etwas weniger feindselig zu betrachten. Er und Cadvan sprachen eine Weile miteinander. Maerad verlagerte derweil unbehaglich das Gewichtim Sattel; sie wusste, dass die beiden sich der Hohen Sprache bedienen mussten, selbst allerdings verstand sie kein Wort. Sie hörte, wie Cadvan ihren Namen erwähnte und mit einer Handbewegung auf sie deutete. Dabei nickte sie und lächelte mit, wie sie hoffte, argloser und offener Miene. Immer noch senkte der Fremde die Waffe nicht, und schließlich, nach einigen weiteren Worten, wandte Cadvan sich an sie.
    »Er sagt, dass wir mit ihm kommen müssen und er keinen Widerspruch duldet. Er hat Freunde in der Nähe, und wenn wir uns in eine andere Richtung als die bewegen, die er uns vorgibt, sterben wir auf der Stelle mit einem Pfeil in der Kehle. Ich fürchte, wir haben keine andere Wahl.«
    »Wer ist er?«, wollte Maerad wissen. »Ein Barde?«
    »Nein«, antwortete Cadvan. »Und ich habe auch noch nie von Barden im Großen Wald gehört. Aber das sind

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