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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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plätscherte. »Nur wenige aus der Welt draußen haben diesen Ort je erblickt.« Zu Maerads Erleichterung bediente sie sich der Sprache Annars, zwar mit eigentümlichem Akzent, aber dennoch verständlich. »Mir wurden eure Namen mitgeteilt und gesagt, dass ihr aus Annar stammt; und tatsächlich könnt ihr euch glücklich wähnen, dass Cadvan von Lirigon die Hohe Sprache beherrscht, andernfalls wäret ihr längst tot. Aber es ist nicht unser Bestreben, unnötig Leben zu vernichten; und deshalb wurdet ihr hergebracht, um mein Urteil zu hören.«
    »Ich will Euch gerne von uns erzählen, Herrin von Rachida«, ergrifft Cadvan das Wort und verneigte sich. »Aber es erscheint mir ein Mangel an Höflichkeit, nicht zu wissen, an wen ich mich wende und wer über diesen verzauberten Ort herrscht.« »Du willst wissen, wer ich bin?« Die Frau schien Belustigung auszustrahlen, obwohl sie nicht lachte. »Für mein Volk bin ich der Stern des Abends und das Lied des Morgens und der Saft, der den Baum des Lebens nährt; einst wurde ich das Kind des Mondes, das Juwel von Lirion und mit vielen anderen Namen genannt. Ich bin über die Tore hinaus zu den Schattenauen gewandert und unbeschadet zurückgekehrt, und daher bin ich mit einem Los geschlagen, das von meiner Art einzig mir zuteil wurde, und so nennt man mich auch die Einzige. Was bedeutet schon ein Name?« Maerad spähte zu Cadvan und stellte fest, dass er vor Erstaunen sprachlos war. Er verneigte sich tief.
    »Herrin«, sagte er, nachdem er sich wieder gefasst hatte, »habe ich demnach die Ehre, mit derjenigen zu sprechen, die unter den Barden als Königin Ardina bekannt ist?« Sie musterte ihn, und Cadvan hielt ihrem Blick lange stand, ehe er die Augen senkte und abwandte. »Wie ich sehe, bist du der Überlieferungen kundig und jemand, in dem die Sprache lebt und der sie nicht einfach nur erlernt hat«, gab die Herrin zurück. »Solche Menschen sind rar in meinem Reich.« Sie setzte ab. »Ich hätte nicht gedacht, dass man in der größeren Welt noch meinen Namen kennt.«
    »Eure Schönheit wird immer noch in den Hallen der Barden von Annar und der Sieben Königreiche besungen«, erwiderte Cadvan. »Wenngleich die Lieder Euch nicht annähernd gerecht werden. Außerdem besagen sie, dass Ihr vor langer Zeit in die Täler der Sterne gereist wärt und nach wie vor dort weiltet. Deshalb bringt es mich aus der Fassung, Euch hier vor mir zu sehen, denn ich hätte nie geglaubt, Euch jemals zu begegnen, ganz gleich, wie weit und lange ich auf dieser Welt wandere.« »Vor langer Zeit verbarg ich mich vor der Welt und schwand aus dem Gedächtnis von Annar«, sagte Ardina verträumt. »Aber ich verließ diese Welt nicht. Das kann ich nicht.« Ein Schatten strich über ihre Züge, so flüchtig wie der Flügelschlag eines Vogels die Sonne verdunkelt. »Aber kommt, es ist eintönig, über mich zu reden. Ich möchte erfahren, wer ihr seid und weshalb ihr hier seid.« Damit wandte sie sich Farndar zu und sagte etwas zu ihm. Er brachte zwei Stühle, einen kleinen Tisch mit Getränken und ließ sie mit der Königin allein.
    Die Herrin befragte Cadvan über seinen Weg und warum er sich im Osten des Großen Waldes aufhielt. Er berichtete ihr von seiner und Maerads Reise und ihrer Absicht, nach Norloch zu gelangen, ohne jedoch den Grund dafür zu nennen. Ardina schienen seine Antworten zufriedenzustellen. Mit einer unverbindlichen Neugierde, als unterhielten sie sich über etwas, das nichts mit ihr zu tun hatte, aber unterhaltsam war wie die Berichte von Reisenden über ferne Gefilde, erkundigte sie sich nach Neuigkeiten aus dem Reich von Annar. »Ich habe gehört, eine neue Furcht breite sich aus. Denn selbst hierher dringt neue Kunde. Aber dies hat ebenso wenig mit uns zu tun, wie wir damit zu tun haben.«
    Maerad saß derweil eher gelangweilt da, klopfte mit den Knöcheln gegen die Stuhlbeine und wünschte, sie würde entlassen, wenn man ihr ohnehin so wenig Beachtung schenkte. Doch schließlich wandte die Herrin sich von Cadvan ab und sprach: »Nun wünsche ich, mich mit Maerad von Pellinor zu unterhalten. Ich spüre nämlich, dass wir auf irgendeine Weise verwandt sind, und bin neugierig zu erfahren, woher sie kommt; denn in der Finsternis wurde vieles, das ich liebte, ausgelöscht und manche Hoffnung des diesseitige Reiches vernichtet.« Maerad schaute auf, schüttelte ruckartig ihre Langeweile ab und begegnete Ardinas Blick. Sie erinnerte, wie Maerad erkannte, auf verwirrende Weise an die

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