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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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»Es ist ein schwieriges Versmaß für eine Übertragung in unsere Sprache; ich habe mein Bestes getan, dennoch ist es nur ein Schatten des ursprünglichen Liedes. Jedenfalls berichtet es von der Geburt Ardinas, des Mondkinds, bevor die Welt in den Kriegen der Elementare für immer verändert wurde; und von ihrer Liebe zu Ardhor, der ein sterblicher Mensch war. Sie rettete ihn aus den Klauen des Eishexers, der Ardhor verflucht hatte, als dieser sich nicht seinem Willen beugen wollte, und ihn tief in den Bergen viele Jahre lang im Eis gefangen hielt. Die vollständige Geschichte ist lang und traurig.« Cadvan schenkte sich Wein nach.
    Gebannt lauschte ihm Maerad. Nun vermeinte sie, Cadvans Ehrfurcht zu verstehen. »Gibt es viele Lieder über Ardina?«, erkundigte sie sich.
    »Ja, sehr viele«, antwortete er. »Es ist eine der ganz großen Geschichten. Doch Ardina entschwand vor ewigen Zeiten aus unserem Wissen. Für mich ist die Welt seit heute ein anderer Ort.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe tatsächlich in ihr lebendes Antlitz geblickt!
    Aber ich frage mich, was sie damit meinte, als sie von ihrem Schicksal sprach. Königin Ardina gehörte zu den Elementaren. Sie versuchte als Einzige, wie eine Sterbliche aus dem Leben zu scheiden und ihrem Geliebten durch die Tore zu folgen. In den Liedern heißt es, dass sie gemeinsam über die Schattenauen schritten, zum Hain der Sterne jenseits der Welt, wo sie endlich vereint sein konnten, wie sie es sich ersehnten. Aber anscheinend sind die Lieder falsch.«
    Eine lange Weile schwieg Cadvan und nippte nachdenklich an seinem Wein. Maerad war zufrieden damit, ebenfalls zu schweigen, und betrachtete ihn aufmerksam. Er schien in eine schöne Erinnerung versunken zu sein, die ihn dennoch mit tiefer Wehmut erfüllte. Nun konnte sie erahnen, wie er als junger Barde gewesen sein musste, wie Dernhil ihn in Erinnerung gehabt hatte, und die Vorstellung weckte in ihr ein düsteres Gefühl, beinahe wie Schmerz.
    Schließlich seufzte Cadvan und schaute zu Maerad hinüber. »Keine Macht, auch nicht die der Liebe, vermag den Bann gegen die Wiederkehr zu überwinden, abgesehen von jener, die der Namenlose für sich erwählt hat«, sagte er und lächelte traurig. »Ach! Die Welt ist grausam. Noch Wein?«
    Maerad streckte ihm ihren Becher entgegen. »Ich frage mich, was Königin Ardina mir sagen wollte«, sagte sie.
    »Ich mich auch«, gab Cadvan zurück. »Hier gibt es Geheimnisse, die meine Verstandeskraft übersteigen. Und du, Maerad, bist eines davon!« Damit prostete er ihr mit dem Becher zu und trank.
    »Tja, ich bin mir selber ein Rätsel«, erwiderte sie süßsauer. Sie beugte sich vor und schenkte sich erneut nach. Es war ein hellgoldener Wein, aber überraschend stark, und Maerad spürte, wie er ihr zu Kopf stieg. Plötzlich hatte sie den Drang, diese Atmosphäre des Zaubers zu durchbrechen. Cadvans eigentümliche Stimmung beunruhigte sie. »Trotz allem, mir erscheint das Ganze ein wenig … naja … ein wenig fern. Wenn sie wenig mit uns zu tun hat, haben wir wenig mit ihr zu tun. Wir müssen immer noch aus diesem Wald heraus; so betörend schön es hier sein mag, wir können nicht bleiben. Wie werden wir von hier aus den Weg finden?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Cadvan stirnrunzelnd. »Ich bin voller Zweifel. Sie ist weise, aber auch gefährlich, diese Herrin von Rachida, und ich fürchte, sie könnte sich als unbeweglich wie die Berge selbst erweisen. Die Beschwernisse unserer Welt sind ihr einerlei. Obwohl«, fügte er hinzu, »mir scheint, dass viele Wesen, die vor langer Zeit miteinander gebrochen haben, nun vielleicht Anlass haben, über die eigenen Grenzen hinauszublicken.« Er streckte sich, gähnte schläfrig und leerte seinen Wein. »Wenigstens werden wir heute Nacht so wohlbehalten schlafen wie seit dem Aufbruch aus Inneil nicht mehr.«
    Bald darauf zogen sie sich in ihre Zimmer zurück, wo sie Liegen vorfanden, auf denen sich Decken türmten, gewoben aus einem weichen, unbekannten Stoff. Die Nacht war mild, weshalb Maerad das Fenster offen ließ und die Papierabschirmungen zurückzog. Sie schlief umfangen von duftenden Brisen aus dem Garten ein, wo Wasser aus einer kleinen Rinne über einen kurzen Sturz in ein Steinbecken plätscherte und mit seiner sanften Stimme die ganze Nacht hindurch ihre Träume untermalte.
    Zum ersten Mal, seit sie zurückdenken konnte, träumte Maerad von ihrer Mutter. Nicht so, wie sie Milana zuletzt gesehen hatte, von Krankheit

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