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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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kämpfte stattdessen den Drang zurück, in Tränen auszubrechen.
    Cadvan sah sie an und versuchte zu lächeln, zuckte jedoch zusammen. »Tja, jetzt bin ich wach. Hellwach. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ich von einem Untoten geknutet wurde. Hinter dem Untoten stand ein Unhold aus dem Abgrund, dahinter eine Schar von Werwesen und eine Gruppe weiterer Untoter. Die Kreatur hatte mich bewegungsunfähig gemacht, sodass ich nichts tun konnte. Es sah ziemlich übel aus. Danach erinnere ich mich nur noch an jede Menge Albträume.« Ihn schauderte, und er verstummte. Hem und Maerad tauschten Blicke und warteten. »Ich vermute, du hast mir schon wieder das Leben gerettet, richtig?«, meinte Cadvan schließlich. »Das macht dann drei Mal. Allmählich frage ich mich, wie ich zuvor ohne dich überleben konnte.«
    »Ja, wie eigentlich?«, gab Maerad zurück und begann zu lachen.
    »Reines Glück, schätze ich«, sagte er. »Allerdings könnte es durchaus sein, dass es in deiner Nähe einfach gefährlicher zugeht. Aber sag, Maerad, was hast du gemacht?« Maerad berichtete ihm und Hem, was geschehen war. Cadvan setzte sich dabei mit leuchtenden Augen auf. Hem lauschte schweigend. Sein Gesicht war in Schatten gehüllt. Als sie geendet hatte, ergriff Cadvan ihre Hände. »Also ist endlich die Sprache in dir erwacht!«, rief er aus. »Und gerade rechtzeitig, wenn ich das so sagen darf. Maerad, ich habe noch nie von einem Barden gehört, der in der Lage war, einen Unhold zu vernichten. Nicht einen Unhold aus dem Abgrund. Du besitzt eine mir gänzlich unbekannte Macht; denk nur an den Kulag in den Wäldern nahe Ettinor zurück. Und wie es scheint, ist sie auch der Finsternis nicht bekannt.« Eine Weile saß er gedankenverloren da.
    Maerad und Hem gaben ihm etwas zu essen und Wasser. Vorsichtig kaute er, versuchte dabei, die Gesichtshaut nicht anzuspannen und nippte an der Wasserflasche. »Im Nachhinein betrachtet, muss man sagen, dass wir in einen Hinterhalt geraten sind«, meinte er, während er aß. »Die Gebrochenen Zähne gelten als Ort des Bösen, aber für gewöhnlich tummeln sich dort nur Werwesen, die einfach zu bezwingen sind. Nun, vergleichsweise einfach jedenfalls. Sogar Untoten hätten wir zu trotzen vermocht. Allerdings hätte ich nicht erwartet, dort einen Grabunhold anzutreffen, und wir alle wissen, was geschah, als er auftauchte.« Reumütig lächelte er. »Wir sind wohl doch nicht ganz so unbemerkt durch Edinur gelangt, wie ich gehofft hatte«, sagte er. »Die Finsternis hat viele Diener. Es sei denn, jemand hat eine Spur gelegt, der die Finsternis folgen konnte.« Dabei blickte er mit plötzlich ernsten, kalten Zügen zu Hem. »Glaub nicht, dass du mich belügen kannst. Das gelingt dir nämlich nicht. Ich denke, Hem, es ist an der Zeit, mir zu erzählen, wer du bist.«

Kapitel neunzehn

Hem
    Hem ließ den Kopf hängen, und Maerad sah, dass seine Wangen vor Scham oder Demütigung brannten.
    »Ich glaube nicht, dass Hem…«, setzte sie an, doch Cadvan schnitt ihr das Wort ab. »Weder du noch ich wissen etwas über Hem«, sagte er. »Jetzt will ich es wissen. Und ich möchte die Wahrheit hören.«
    Hem hockte schweigend, mit nach wie vor gesenktem Haupt da. Maerad betrachtete ihn voll Mitgefühl, ehe sie sich abwandte.
    »Sprich!«, forderte Cadvan ihn unwirsch auf.
    »Ich bin vor den Schwarzen Barden weggerannt«, murmelte Hem so leise, dass Maerad ihn kaum verstehen konnte.
    »Das weiß ich«, erwiderte Cadvan ungeduldig. »Was ich erfahren will, ist, was du mit ihnen zu schaffen hattest. Und warum sie dich jagen. Ich will wissen, wer du bist.« Hems Geschichte drang stockend aus ihm hervor, Stück für Stück. Er war, wie er ihnen erzählt hatte, ein Waisenkind und hatte bis vor zwei Monaten in einem Waisenheim in Imdradh gelebt, der Hauptstadt von Edinur. Uber seine Zeit dort berichtete er wenig, doch Cadvans Züge verfinsterten sich noch mehr. Er kannte diese Orte; Kinder, um die sich niemand kümmerte, wurden dorthin gebracht, wo sie in elenden Verhältnissen gehalten wurden. Waren sie verkrüppelt, zurückgeblieben oder schwach, gab man ihnen nicht genug zu essen, sodass sie für gewöhnlich an einer Krankheit starben, die ihr Hungerzustand heraufbeschwor. Wenn sie alt genug wurden, um zu arbeiten, verlieh man sie gegen eine an das Waisenheim zu entrichtende Gebühr als Arbeitsknechte oder verkaufte sie als Sklaven. Früher hatten sich Barden solcher Kinder ohne Familie angenommen, doch an Orten,

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