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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Kummers in eine alles verschlingende Wut, die einen Vorhang hinwegzureißen schien, hinter dem ein neues Bewusstsein in Maerad aufloderte. Trotz aller Not fühlte sie sich plötzlich von einer wilden, überschwänglichen Freude beseelt. Ihr Blut raste wie silbriges Feuer durch ihre Adern. Endlich verstand sie ihre Macht, und mit traumgleicher Klarheit wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie streckte beide Arme aus und schrie: »Noroch!«
    Jäh erhellten weiße Flammen die Straße und schleuderten gespenstische Schatten in die Fratzen der Untoten, und die Werwesen stimmten einen Tumult aus Heulen und Winseln an. Alle Werwesen brannten lichterloh; das weiße Feuer züngelte ihre Rücken entlang und schwappte ihnen über die Flanken hinab. Die Kreaturen schnappten undjaulten wie wild und nahmen vor den Flammen Reißaus. Die Pferde der Untoten bäumten sich auf, kreischten vor Entsetzen und wichen die Straße entlang zurück, weg von Cadvan. Die Untoten zwangen sie zurück in Maerads Richtung und rissen heftig an den Zügeln, bis den Tieren blutiger Schaum aus den Mäulern spritzte. Sie spähten in die Schwärze hinter den Flammen, versuchten, die Quelle des Feuers zu finden, aber Maerad bildete einen winzigen Fleck vor der mächtigen Felswand und lag in den zuckenden Schatten verborgen, die von der Feuersbrunst hervorgerufen wurden. Bevor sie Maerad ausfindig machen konnten, sandte sie einen gewaltigen Schwall weißer Flammen aus, der alle Untoten samt ihren Pferden zu Boden schleuderte.
    Maerad blieb keine Zeit, darüber zu staunen, was sie vollbracht hatte. Das Geschöpf aus der Unterwelt stand immer noch reglos da, ein riesiger, bösartiger Schatten, der ihrer in jenem Augenblick gewahr wurde. Sie spürte die Macht seines bösen Willens, der selbst Cadvans eherne Entschlossenheit bezwungen hatte. Einen Lidschlag lang glaubte sie sich verloren; ihr Kopf wurde unter der tödlichen Kraft, die ihr entgegenschlug, hinabgedrückt, doch als ihre Augen sich senkten, erblickte sie wieder Cadvan, der blass und schlaff auf dem Boden lag. Und abermals übermannte sie ihre Wut. Schneller als ein Gedanke schlug sie los, mit aller Macht, die in ihr steckte. Den Bruchteil eines Augenaufschlags lang sah sie, wie das Geschöpf wie von einem Blitz getroffen wurde. Dann stieß es ein entsetzliches, schrilles Heulen aus und krümmte sich in den Flammen, ehe es vor ihren Augen verschwand.
    Schlagartig kehrte Stille ein, durchbrochen nur vom leisen Knistern der hoch über ihr brennenden Zweige und dem rauen Schluchzen ihres eigenen Atems.
    Maerad sank auf die Knie, und eine Zeitlang wurde alles schwarz. Dann besann sie sich ihrer Freunde und kroch zu Cadvan, der unverändert auf der Straße lag; ihre Beine fühlten sich zu zittrig an, um aufzustehen und zu laufen. Darsor stand schweißbedeckt neben ihm und zitterte heftig; dennoch weigerte er sich, von der Seite seines Freundes zu weichen und stupste ihn behutsam mit der Nase.
    »An de anilidar, Darsor?«, fragte sie. Die Sprache floss ihr so natürlich von den Lippen wie ihr Atem, ganz so, als hätte Maerad sie schon immer beherrscht. Das Pferd drehte ihr den großen Kopf zu und blies ihr aus den Nüstern gegen die Hand. Es sprach zu ihr, scheinbar in ihren Gedanken, und sie verstand es.
    £5 geht mir gut, sagte Darsor. Meinem Freund nicht. Ich glaube, er lebt, aber er atmet nur schwach.
    Maerad streichelte Cadvan die Stirn; sie war klamm vor Schweiß und Blut. Eines seiner Augen schillerte blau und war zugeschwollen, auf der linken Wange prangten grässliche Striemen, wo die Knute sich tief ins Fleisch gegraben hatte. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Verzweifelt wünschte sie, Cadvans Heilgabe zu besitzen. Flüchtig überlegte sie, ob sie ihre neuen Kräfte einsetzen konnte, um sein Leid zu lindern, doch nichts in ihr regte sich darob; sie fühlte sich völlig ausgehöhlt. Maerad tastete behutsam sein Gesicht und seinen Körper ab, aber es schien nichts gebrochen zu sein. Bitte, flehte sie in Gedanken, bitte wach auf. Eine lange Weile hockte sie da und streichelte Cadvans Antlitz, doch er rührte sich nicht, und im trüben Licht wirkten seine Züge gespenstisch. Sie war froh über Darsors Gegenwart, da sie sich noch nie so einsam gefühlt hatte. Angst verspürte sie nicht. Aber sie befand sich mitten in der Wildnis, Cadvan war besinnungslos, sie wusste nicht, wo Imi steckte, und Darsor konnte sie alle drei nicht alleine tragen.
    Gleich einem Donnerschlag fiel ihr Hem ein. In ihrer

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