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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Ich bin selbst spät aufgestanden!«
    »Hallo«, erwiderte Maerad. Sie war so erleichtert darüber, dass Cadvan beinahe wie üblich aussah, dass sie Tränen in den Augen spürte. Sie blinzelte sie fort und schaute zum Esszimmer. »Hem hat gesagt, es gäbe etwas zu essen.«
    »Hem und Essen!« Saliman verdrehte die Augen. »Ich habe noch nie ein menschliches Wesen so viel verschlingen sehen. Ich glaube, seit er aus dem Bett gekrochen kam, hat er noch nicht zu kauen aufgehört. «
    »Ich bin eben hungrig«, meldete Hem sich zu Wort. »Was ist daran verkehrt?« Damit verschwand er im Esszimmer.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Maerad scheu.
    Zum ersten Mal seit Tagen lächelte Cadvan. »Sehr gut, meine junge Bardin«, antwortete er. »Abgesehen von ein paar juckenden Stichen. Zur Abwechslung sehe ich mit Sicherheit schlimmer aus, als ich mich fühle. Geh und hol dir etwas zu essen. Nelac wird bald kommen; im Augenblick gibt er Unterricht. Wir haben miteinander zu reden.«
    Maerad aß ihr Frühstück - mit Hem, der schamlos erklärte, sie brauchte etwas Gesellschaft. Danach kehrte sie in den Wohnraum zurück, wo Cadvan und Saliman sich über Salimans Reise nach Norloch unterhielten.
    »Nicht ganz so ereignisreich wie deine Reise«, meinte Saliman mit einem Blick auf Cadvans geschundene Züge. »Ich bin keinen Unholden begegnet. Dafür drei Untoten, die mich auf der Weststraße angriffen. Ich konnte sie zwar vertreiben, aber sie haben meine Stute Dima getötet. Ich trauere immer noch um sie. Die letzten sieben Jahre hat sie mich treu getragen. Ich hätte mit solchen Gefahren mitten in Annar nicht gerechnet! Deshalb brauchte ich länger hierher, als mir lieb war. Ich habe ein anderes Pferd gekauft, aber es war nicht so gut wie Dima, zumal ich es eilig hatte und nicht in der Lage war zu feilschen.«
    Während er sprach, kehrte Nelac zurück. Das Sonnenlicht strömte durch die großen Fenster, und er öffnete sie, um frische Luft hereinzulassen. Maerad schaute hinaus. Sie sah eine Laube mit bunten Blüten, die sich über einen smaragdgrünen Rasen ergossen, und japste vor Verzücken.
    »Meine Blumen haben den Sturm größtenteils überlebt«, meinte Nelac hinter ihr. »Nur leider nicht die Windröschen! Schon beim kleinsten Lüftchen neigen ihre Blüten dazu, davongeweht zu werden; dabei waren sie dieses Jahr so wunderschön.« Lächelnd drehte Maerad sich zu Nelac um, und plötzlich fiel ihre Scheu vor ihm von ihr ab. Statt seiner Erhabenheit nahm sie seine Freundlichkeit wahr, darunter jene Traurigkeit, die eine Eigenschaft aller Barden zu sein schien und die sie bisweilen verwirrte, weil sie häufig ohne Vorwarnung in Freude umschlug. Plötzlich wurde ihr klar, dass er Cadvan sehr ähnlich war; dann allerdings fiel ihr ein, dass schließlich beide aus derselben Schule stammten.
    Danach unterhielten die Barden sich eine Weile. Hem saß auf dem Boden, lauschte und mummelte unablässig vor sich hin. Nur gelegentlich verschwand er nach nebenan, um sich Nachschub zu holen. Er schien zu fürchten, die Köstlichkeiten könnten sich in Luft auflösen, falls er sie sich nicht sofort einverleibte. Nelac und Saliman hatten in den großen Sesseln neben dem kalten Kamin Platz genommen, Maerad saß neben Cadvan auf dem Sofa an der bemalten Wand. Hem kauerte in der Nähe ihrer Füße.
    Cadvan berichtete Nelac, wie er Maerad in Gilmans Feste entdeckt hatte, wie sie aus Inneil förmlich geflohen waren und dass Dernhil durch die Hände von Untoten gestorben war, was Nelac bereits von Saliman wusste. Saliman schüttelte traurig den Kopf. »Dernhil ist ein schwerer Verlust«, meinte er. »Und ein so seltsamer! In ganz Inneil herrschte Trauer, als ich aufbrach; Silvia war untröstlich.« Bei der Erwähnung von Silvias Namen setzte Maerads Herz einen Schlag aus, und sie sah sie vor ihrem geistigen Auge vor sich, bedrückt von Kummer. »Warum sollten Untote Dernhil angreifen?«, fragte Saliman. »War es vielleicht Rache, Cadvan? Oder denkst du, es hatte etwas mit Maerad zu tun?«
    »Womöglich beides«, erwiderte Cadvan verkniffen. Danach schilderte er ihr Aufeinanderprallen mit den Untoten und dem Kulag sowie zuletzt den Hinterhalt durch den Unhold. Weil er es Ardina versprochen hatte, erwähnte er Rachida nicht. Hem lauschte schweigend und kaute nachdenklich. Weder Nelac noch Saliman unterbrachen Cadvan. Auch sie lauschten aufmerksam und mit ernsten Mienen. Gelegentlich spähte Saliman mit einem verwunderten Gesichtsausdruck zu Maerad.

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