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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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»Das mit dem Kulag war schon sehr seltsam«, meinte er, nachdem Cadvan seine Erzählung beendet hatte. »Aber einen Unhold zu vernichten !«
    »Wir wissen nicht, ob er vernichtet wurde«, gab Nelac zu bedenken. »Obwohl es eindeutig so klingt. Ich habe noch nie von einem Barden gehört, der mehr geschafft hat, als einen Unhold in den Abgrund zu verbannen.«
    »Und selbst das bedarf eines starken Willens«, fügte Cadvan hinzu. »Ja, hier ist etwas, das wir nicht recht verstehen.« Alle Blicke hefteten sich auf Maerad.
    »Warum konntest du ihn dann nicht bannen?«, fragte sie Cadvan. »Alle sagen, dass du ein großer Barde bist.«
    Cadvan seufzte. »Eigentlich hätte ich dazu in der Lage sein sollen. Aber ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich mich überraschen ließ. Ich war in Eile und traf die falsche Entscheidung, zumal ich dachte, mit Untoten und Werwesen käme ich zurecht. Selbst gegen fünf Untote zu bestehen schien mir nicht unmöglich. Ein Wagnis zwar, aber bei angemessener Vorsicht kein besonders großes. Ein Unhold jedoch war eine völlig andere Sache.« Er grinste schelmisch. »Selbst wenn er für dich nur eine Kleinigkeit gewesen sein mag.«
    »Naja«, gab Maerad zurück und errötete ein wenig. »Wie eine Kleinigkeit kam er mir nicht gerade vor, aber ich habe nicht darüber nachgedacht. Es ist einfach irgendwie aus mir herausgebrochen. Seither fühle ich mich sehr müde«, fügte sie hastig hinzu. »Kein Wunder«, meinte Saliman lächelnd. »Nach einem Zauber dieser Größe hätte ich eine Woche lang darniedergelegen.«
    »Ich habe mich gefragt…« , setzte Maerad an und verstummte.
    »Was, oh meine Retterin?«, fragte Cadvan.
    Abermals errötete Maerad über seine Hänselei. »Ich habe mich gefragt, ob der Landrost dich geschwächt hat und du deshalb …« Sie geriet ins Stocken und verstummte erneut.
    »Der Landrost hat mir schwer zugesetzt«, räumte Cadvan ein. »Und ich bin seitdem nicht im Vollbesitz meiner Kräfte gewesen. Aber das ist keine Entschuldigung für unbesonnene Entscheidungen und deren Folgen. Ich betrachte es als meine Schuld, und so ist es auch. Das ist ein schwerwiegendes Urteil, Maerad, denn um ein Haar hätten die Dinge sich anders entwickelt, und das Ergebnis wäre nicht nur für uns, sondern für viele Menschen schrecklich gewesen.« Einen Lidschlag lang entdeckte Maerad eine unerbittliche Härte in Cadvans Zügen. Ihr schauderte. Unwillkürlich dachte sie, dass es ihr wohl kaum gefallen würde, von Cadvan verurteilt zu werden, falls sie etwas wirklich Falsches getan hatte. Doch dann verstrich der Augenblick, und er fuhr fort. »Ein Gutes ist jedoch daraus erwachsen, da die Sprache nun in dir erwacht ist. Vermutlich konnte nur eine solche Notlage das bewirken. Davor war sie wie unter einem dichten Schleier verdeckt.«
    »Eine solche Verschleierung kann ein Zeichen einer außergewöhnlichen Gabe sein«, warf Nelac ein. »So war es beispielsweise bei Thorondil von Culor. In ihm erwachte die Sprache erst, als er einundzwanzig war.«
    »Da ist noch mehr«, erwiderte Cadvan. Er berichtete von dem Pergament, das Dernhil Maerad gegeben hatte und in dem Lanorgil seinen Zukunftstraum schilderte. Dann erzählte er Nelac von Maerads Laute, dem verborgenen Schatz von Pellinor. Auf Nelacs Bitte hin lief Maerad nach oben in ihr Zimmer und holte sowohl das Pergament als auch die Laute. Der greise Barde ergriff das Instrument mit Ehrfurcht und drehte es in den Händen.
    »Ja, Cadvan, du hast recht«, bestätigte er schließlich und strich mit den Fingern behutsam über die Saiten, sodass sie leise durch den Raum klangen. »Das ist tatsächlich dhyllisches Gewerk. Ein wunderschönes, ein makelloses Ding. Was für eine Ausgewogenheit!«
    »Ich hatte gehofft, du könntest lesen, was die Inschrift um den Rand besagt«, gestand Cadvan. »Ich erkenne die Schriftzeichen überhaupt nicht.«
    Nelac betrachtete sie eingehend. »Nein«, verkündete er schließlich. »In Afinnil waren viele Schriften gebräuchlich, und ich kenne nicht alle. Das sind Runen, und solche Zeichen können ein ganzes Gedicht in einem einzigen Symbol beherbergen. Sie sind äußerst schwierig zu entziffern, wenn der Schlüssel verloren gegangen ist. Aber vermutlich besagen sie nicht mehr als den Namen des Herstellers und einen kurzen Vers.«
    Abermals strich er über die Laute, dann gab er sie Maerad zurück, die sie wieder in der Hülle verstaute, die Cadvan ihr geschenkt hatte. Dabei ging sie mit dem Instrument noch

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