Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
in Ohnmacht gefallen war? Was nun?
    »Vielleicht ist sie mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen?« Salimans Stimme hörte sich sehr nah an. Folglich konnte sie nicht lange bewusstlos gewesen sein. Vielleicht ein paar Sekunden. Sie wartete, bis ihr Verstand etwas klarer wurde, dann bewegte sie sich stöhnend.
    Jemand schob ihr eine Hand unter den Kopf und hob ihn an. Blinzelnd schlug sie die Augen auf und sah Cadvans Gesicht dicht vor dem ihren. Er hielt einen mit Wasser gefüllten Kelch. »Trink das«, forderte er sie auf. Sie nippte gehorsam, dann setzte sie sich auf.
    »Es… es tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, was geschehen ist.« Jene Macht, die ihr zuvor solche Schwindelgefühle verursacht hatte, war immer noch da, doch sie umwölkte ihren Verstand nicht mehr. Ihr Kopf fühlte sich völlig frei und vielleicht klarer an, als er es je zuvor gewesen war. Ihr erster Gedanke war, dass sie Enkir nicht merken lassen durfte, dass sie ihn erkannt hatte. Allerdings spielte es wahrscheinlich keine Rolle; zweifellos hatte er im Geiste bereits ihr Todesurteil ausgefertigt. Allein ihr Name genügte dafür.
    Langsam rappelte sie sich auf die Beine, drehte sich dem Tisch der Barden zu und verbeugte sich. Zu ihrer Linken nahm sie Nelac wahr, der sie besorgt musterte. »Ich bitte die Barden des Obersten Zirkels und Euch, Enkir, Oberster Barde, mir meine Schwäche zu vergeben«, sagte sie. »Ich wurde von der Ehre überwältigt, hier sein zu dürfen.« Ihre Stimme hörte sich stet und sicher an; Cadvan bedachte sie mit einem überraschten Blick.
    »Dann nimm bitte Platz«, gab der Oberste Barde herrisch zurück. Sie begegnete seinem Blick und verbarg ihre Gefühle unter höflicher Demut; er starrte sie kalt an. Maerad begriff, dass er ihr hier, vor dem versammelten Obersten Zirkel, nichts anhaben konnte, ohne seinen Verrat preiszugeben. Sie setzte sich zwischen Saliman und Cadvan an den Tisch, und der Rat begann. Saliman sprach als Erster und berichtete von wachsendem Druck in Suderain, von ständigen Vorstößen der Streitkräfte des Schwarzen Hexers in Den Raven, die sowohl an Häufigkeit als auch an Gewalt zunahmen.
    »Mittlerweile sind wir schwer in Bedrängnis, und wenn wir fallen, steht der Schwarzen Armee das Tor nach ganz Annar weit offen«, erklärte er. »Deshalb hat der Zirkel von Turbansk mich geschickt, um Hilfe zu erbitten. Ich bin seit diesem Winter durch den Norden und den Osten von Annar gereist und glaube inzwischen, dass keine Hilfe kommen kann. Eure Grenzen sind bereits ebenfalls bedroht. Dennoch frage ich.« Damit nickte er und setzte sich.
    »Wir werden darüber beratschlagen«, sagte Enkir. »Danke, Saliman von Turbansk. Nun zu dir, Cadvan von Lirigon. Wie wir hören, kommst du mit Neuigkeiten aus dem Norden.« Dabei sah er Maerad an, und trotz ihrer Entschlossenheit schauderte sie. Cadvan berichtete zunächst von seiner Gefangennahme und anschließenden Flucht vor dem Landrost. »Mir ist es inzwischen völlig klar«, beschloss er seine Ausführungen. »Aufgrund dessen, was ich im Thronraum des Landrosts gesehen habe, bin ich überzeugt davon, dass der Namenlose tatsächlich zurückgekehrt ist und die jüngsten Ärgernisse in Annar auf seine Kriegslist zurückzuführen sind, wie einige von uns befürchtet haben.«
    Ein Raunen ging um den Tisch.
    »Ich muss davon erst noch überzeugt werden«, gab Enkir zurück und starrte Cadvan missfällig an. Maerad schaute zwischen den beiden Barden hin und her. Wiesen sie nicht eine gewisse Ähnlichkeit auf? Ein schrecklicher Zweifel begann sich in ihr zu regen, als sie mit einer Erinnerung rang, mit etwas, das die Untoten gesagt hatten … »Aber natürlich gibt es viele der geringeren Finsternis, die möchten, dass wir so etwas glauben. Du gibst selbst zu, dass du geschwächt warst, und ich stelle dein Urteilsvermögen in Frage. Wie kannst du dir so sicher sein, dass du nicht in die Irre geführt wurdest, Cadvan von Lirigon?«
    »Wenn ich ein Wahrheitsschürfer bin, dann ist das, was ich im Thronraum gesehen habe, unzweifelhaft wahr«, erwiderte Cadvan. »Aber sag mir, Enkir von Norloch« - und an dieser Stelle vermeinte Maerad Hohn in seinen Augen aufblitzen zu sehen -, »wieso bist du so sicher, dass er nicht zurückkehren wird? Stellen die Überlieferungen dies nicht von jeher als Gewissheit dar?«
    »Die Überlieferungen können auf mannigfaltige Weise ausgelegt werden, wie du sehr wohl weißt, Cadvan von Lirigon«, entgegnete Enkir. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher