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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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mahne in dieser Angelegenheit zu Vorsicht.«
    »Untote reiten unverhohlen durch Annar, die Schulen werden bedroht oder sind verderbt, wir geraten von allen Seiten unter Bedrängnis. Schlimme, lange Zeit eingekerkerte Ängste werden in diesem Land erweckt, und du mahnst zu Vorsicht!«, rief Cadvan hitzig aus.
    »Was soll das heißen?«, fragte ein anderer Barde. »Saliman sprach nur von Untoten …«
    »Ich bin mit meiner Geschichte noch nicht fertig, Tared«, antwortete Cadvan. »Ich bitte euch, habt Geduld mit mir. Bevor ich das verwaiste Reich östlich der Annova hinabreiste und vom Landrost gefangen genommen wurde, begab ich mich, wie es mir aufgetragen worden war, nordwärts nach Zmarkan. Dort wanderte ich von West nach Ost und hörte zahlreiche Gerüchte über Unruhen und Unbilden. Viele Menschen - und keineswegs alle von ihnen Narren -sagen, dass dort eine schwarze Macht erwacht sei, eine uralte Macht. Ich folgte dem Gerede zurück zu seiner Quelle so weit nach Norden, wie ich konnte. Dort im Ödland breitet sich ein Schatten aus. Aus der Ferne sah ich die Gipfel seiner Festung, und ich spürte seinen todbringenden Atem. Es gibt nur eine Erklärung dafür: Der abtrünnige Elidhu, der Eishexer, der Winterkönig höchstpersönlich, ist aus seinem langen Schlaf erwacht und trachtet danach, seine Herrschaft über den Norden wiederherzustellen.«
    Erstaunte Stille trat ein.
    »Das kann gewiss nicht sein!«, rief ein kleinwüchsiger Barde rechts von Cadvan aus. »Der Winterkönig wurde vor langer, langer Zeit jenseits der Kreise der Welt verbannt.« Er schüttelte den Kopf.
    »Es kann nicht sein, Caragal, und doch ist es so«, meinte Cadvan und wandte sich ihm zu. »Genau, wie manche behaupten, der Namenlose könnte nicht zurückkehren, und dennoch tut er es.«
    Caragal nickte traurig. »Die Flamme leuchtet immer trüber«, sagte er. »Das kann ich nicht verleugnen.«
    »Somit«, fuhr Cadvan fort, »kommen wir zum Kern dieser Geschichte. Denn wie ich schon sagte, mir scheint sicher, dass alle Zeichen, denen wir in den vergangenen Jahren nachgegangen sind, wie befürchtet die Sporen des Namenlosen sind, der seinen bislang tödlichsten Angriff gegen das Licht vorbereitet. Und schlimmer noch, offenbar hat er sich mit dem Winterkönig verbündet. Ich vermute, dass der Namenlose ihn selbst zurückgebracht hat.«
    »Es gibt viele Arten von Schatten«, entgegnete Enkir spöttisch. »Wir dürfen nicht vor Angst voreilig die schlimmsten Schlussfolgerungen ziehen.«
    »Ich bin von seiner Rückkehr überzeugt«, beharrte Cadvan. »Und ich denke, wenn wir nicht sofort handeln, sind wir verloren.«
    »Und wie sollen wir handeln?« Enkir lächelte. Maerad empfand die Geste als so kalt wie das Schimmern von Winterlicht auf Frost. »Du warst schon immer ein Hitzkopf, Cadvan von Lirigon, und neigst von jeher dazu, dorthin zu springen, wo weisere Männer anhalten und einen Abgrund erkennen würden.«
    »Bezichtigst du mich etwa der Lüge!«, fragte Cadvan. Äußerlich wirkte er ruhig, beinahe ungerührt, doch Maerad spürte überwältigenden Zorn in ihm aufsteigen. Eine spannungsgeladene Pause entstand, dann lächelte Enkir wieder.
    »Ich würde nie etwas Derartiges behaupten«, erwiderte er aalglatt. »Ich sage nur, was du hier vorträgst, klingt äußerst unwahrscheinlich. Der Winterkönig, der Namenlose derlei Gestalten sind Schatten aus einer Schauergeschichte für Kinder. Ich denke, dass du dich trotz all deiner gut gemeinten Inbrunst irrst, Cadvan von Lirigon.« Die Beleidigung war unverkennbar, und Maerad nahm eine leichte Röte in Cadvans Wangen wahr. Sein Blick traf auf den Blick Enkirs, und die beiden rangen miteinander, obwohl sich keiner bewegte. Maerad hielt den Atem an. Die beiden ähnelten einander tatsächlich. Wie genau, vermochte sie nicht zu sagen. Ihr Herz hämmerte schmerzlich in der Brust. Letztlich war es der ältere Barde, der nachgab und die Augen senkte.
    »Dein Hochmut wird dein Untergang sein, Cadvan von Lirigon«, presste Enkir mit vor Wut frostiger Stimme hervor. »Es bedarf keines Sehers, um das vorherzusagen.« Eine weitere betretene Stille kehrte ein. Die Neun schienen alle damit beschäftigt, ihre Fingernägel in Augenschein zu nehmen, ausgenommen Nelac, dessen Züge Verärgerung verrieten, ob über Cadvan oder Enkir, ließ sich nicht erkennen. Schließlich rührte sich Caragan. »Ich denke, Enkir, wir sollten Cadvans Worte ernsthaft erwägen. Auch mich beunruhigen die Bewegungen der Untoten.« »Da

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