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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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ist noch mehr«, ergriff Cadvan wieder das Wort. »Den Großteil meiner Geschichte und die wichtigsten Neuigkeiten muss ich erst noch berichten.« Maerad sah ihn mit einem stummen Flehen in den Augen an, wünschte sich inbrünstig, Cadvan möge seine Vermutung nicht äußern, dass sie die Verheißene sei, und sie nicht an Enkir verraten. Cadvan missverstand den Blick, deutete ihn als Beunruhigung und lächelte ihr ermutigend zu, ehe er mit der Schilderung ihrer Abenteuer begann. Maerads Herz schrumpfte und wurde kälter und kälter, während er redet. Sie sah, dass Enkir ihr fortwährend Blicke zuschleuderte, die mit jedem Mal tödlicher wurden. Wie konnte das Cadvan entgehen?
    Plötzlich erinnerte sie sich mit jäher Wut über ihre eigene Dummheit daran, was zuvor an ihr genagt hatte. Cadvan hatte einen der Untoten gekannt, die sie an den Gebrochenen Zähnen auf den Höhenzügen von Edinur angegriffen hatten. Likud. So hatte sein Name gelautet. Was hatte er gesagt? Glaubst du etwa, wir hätten vergessen, Cadvan, wie beflissen du die Geheimnisse der Finsternis studiert hast ? Maerad hörte auf zuzuhören und versank ins Grübeln. War Cadvan ebenfalls ein Verräter? Ihre Seele fühlte sich an, als müsste sie in ihr verwelken, dennoch verfolgte sie den schrecklichen Gedanken weiter. Verrat hatte ihre Mutter getötet; wenn sie nicht vorsichtig war, würde er auch zu ihrem eigenen Tod führen. Vielleicht verkörperten Cadvan und Enkir Gegner im Dienste der Finsternis. Vielleicht stellte das den eigentlichen Grund für die Feindseligkeit zwischen ihnen dar. Wenn dem so war, dann war sie gefangen - eine Trophäe als Tauschgegenstand zwischen ihnen, bis sie nicht mehr nützlich wäre.
    Mit einem Schlag fühlte sie sich unaussprechlich einsam - noch einsamer als in den schlimmsten Tagen in Gilmans Feste. Sie war nun völlig auf sich allein gestellt. Wie sie es eigentlich immer gewesen war, seit ihre Mutter ermordet worden war, zweimal sogar, dachte sie verbittert: einmal von Enkir, einmal von Gilman. Aber nein, sie hatte Hem. Wenigstens Hem blieb ihr. Sie musste Hem finden und mit ihm aus Norloch verschwinden, aus den Klauen Enkirs. Konnte sie Cadvan vertrauen? Sie hatte es bisher immer getan… doch vielleicht war all die Freundschaft, die er ihr entgegengebracht hatte, nur gespielt gewesen, ein Mittel zum Zweck, um sie einzulullen und in seinen Bann zu ziehen. Wie gut kannte sie ihn eigentlich wirklich? Mittlerweile sprach Enkir mit vor Ungläubigkeit scharfer Stimme. Oder schwang Wut darin mit? »Verlangst du von uns zu glauben, dass dieses Mädchen, das noch vor drei Monaten eine bloße Sklavin war - dieses Mädchen, von dem du offenherzig zugibst, dass es kaum lesen kann, das nicht einmal die Stärke besitzt, die Kristallhalle zu betreten, ohne in Ohnmacht zu fallen - die Ausersehene, die Verheißene sein soll?« »Ich habe dir die Beweise geschildert«, gab Cadvan gelassen zurück. »Ich halte sie für äußerst überzeugend und denke, dass wir zumindest sagen müssen, es ist sehr wahrscheinlich. Zumindest müssen wir sie als Bardin einführen, damit wir sicher sein können, ob sie es ist oder nicht.«
    Saliman, der während Cadvans gesamter Erzählung auf den Tisch gestarrt hatte, schaute nun auf. »Ich denke, dass die Finsternis eher geneigt ist zu handeln als wir und ihre eigene Gefahr rascher erkennt«, sagte er. »Mir scheint, es wäre eine schwere Fehleinschätzung, dies zu verbieten. Auch ich habe die Beweise gehört und glaube, dass Cadvan recht hat. Ich lege dir dringend nahe, seinen Rat zu beherzigen.« »Der Namenlose kehrt zurück, der Winterkönig regt sich und die Verheißene taucht in der Gestalt eines Görs auf?« Enkirs Augen blitzten vor Boshaftigkeit. »Du überbringst uns zweifellos ein hübsches Paket an Neuigkeiten, Cadvan von Lirigon. Du hättest Minnesänger werden sollen, der die Dörfer bereist und die Bauern ängstigt. Hier gelingt dir das nicht.«
    Eine unbehagliche Pause trat ein, während der Enkir abermals einen missbilligenden Blick zu Maerad warf. »Glaub nicht, ich hätte nicht bereits aus anderer Quelle von deiner … Entdeckung gehört«, sagte er. »Wenn du denkst, mich überraschen zu können, irrst du dich. Das Einzige, was mich überrascht, ist deine Unverfrorenheit.« In Maerads Verstand tauchte das klare Bild von Helgars spöttischem Blick beim Rat in Inneil auf. Plötzlich war sie überzeugt davon, dass Heigar eine Nachricht über den Verlauf des Konklaves von Inneil an Enkir

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