Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
feierlich in der Hohen Sprache, und das mächtige Tier kauerte sich auf die Hinterläufe, um geduldig zu warten, während Cadvan zusammenpackte. Dann neigte der Berglöwe den Kopf und gab knurrende Laute tief in der Kehle von sich, woraufhin Cadvan nickte. »Er sagt, wir sollen ihm folgen«, klärte er Maerad auf. »Achte auf jede seiner Bewegungen. Und mach schnell.«
    Der Berglöwe sprang auf einen Felssims über der Höhle und begann, dem Rand eines sich vertiefenden Hohlwegs folgend den Fuß des Berges zu erklimmen. Cadvan schwang sich ebenfalls hinauf. Von der Höhe entmutigt zauderte Maerad, doch als ihr klar wurde, dass sie keine andere Wahl hatte, kletterte sie mit bangem Herzen hinter den beiden her. »Er hat vier Beine«, murmelte sie zu Cadvan. »Ich hoffe, er denkt daran, dass ich nur zwei habe.«
    »Gib dir einfach Mühe!«, forderte Cadvan sie auf.
    Eine Weile blieb der Felsvorsprung breit genug, dass man gemütlich darauf gehen konnte, und Maerad atmete leichter, obwohl sich zu ihrer Linken eine immer tiefer werdende Schlucht, zu ihrer Rechten eine steile, stetig höher aufragende Felswand erstreckte. Es gab karstige, grasbewachsene Felsnasen und vereinzelt Grüppchen von Nieswurz, Frauenschuh und einer flauschigen, weißen Blume, die Maerad noch nie zuvor gesehen hatte, doch ansonsten herrschte kaum Pflanzenwuchs vor, und der Weg erwies sich als rau und uneben. Die Strahlen der frühen Sonne wärmten ihnen die Rücken, aber schon bald verlief ihr Pfad in Schatten, und Maerads Schweiß kühlte auf der Haut ab. Inzwischen ging es wieder steil bergauf. Der Felsvorsprung wurde schmaler und verschwand an einigen Stellen völlig, sodass sie jetzt nur noch kletternd vorankamen. Maerad fühlte sich unbehaglich, wie eine Spinne, die eine Wand emporkrabbelt, allerdings ohne das beruhigende Wissen um ein Netz, das sie im Falle eines Absturzes auffangen würde. Wenn sie in die Tiefe blickte, wurde ihr schwindlig, daher heftete sie die Augen auf Cadvan, der vor ihr ging, und richtete alle Gedanken darauf, die Füße und Hände an genau die gleichen Stellen zu setzen wie er. Den Berglöwen konnte sie nicht sehen. Sie war gerade zu dem Schluss gekommen, dass sie keinen Meter mehr weiterklettern konnte, als der Felsvorsprung eine scharfe Biegung beschrieb und sich in einen erkennbaren Pfad verwandelte, der sich gewunden weiter den Berg hinauf erstreckte. Von da an konnten sie wieder aufrecht gehen, wenngleich nur hintereinander, und Maerad sah, dass der Berglöwe geduldig vor ihnen herlief, die Nase dicht über dem Boden. Die mächtigen Schultern wogten anmutig auf und ab, während er mühelos den Weg beschritt. Der Pfad wand sich höher und höher, und die Luft wurde immer kälter, bis es allmählich schwierig wurde zu atmen. Dann schien der Pfad unvermittelt zu enden. Der Berglöwe drehte sich um und sprach zu Cadvan, der die Botschaft an Maerad weiterleitete.
    »Er sagt, wir sollen uns jetzt ganz nah bei ihm halten«, übersetzte er. »Was immer du tust, gerate nicht in Panik. Wenn es nicht unbedingt sein muss, will ich kein Licht machen, weil das Ärger anlocken könnte. Setz deine Ohren ein. Und achte auf Fledermäuse.«
    »Fledermäuse?«, fragte Maerad verwirrt. Was hatten Fledermäuse auf einem Berg verloren? Dann jedoch erkannte sie, dass der Pfad nicht endete, sondern in eine Öffnung in der steilen Felswand mündete. Es handelte sich eindeutig um keine natürlich entstandene Höhle: Die Seiten waren regelmäßig und glatt, über dem Sturz des Eingangs prangten die bröckligen Reste von eingemeißelten Runen.
    Ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn sie betraten den Tunnel und gingen weiter. Ihre Schritte hallten dumpf von den Wänden wider. Im Licht, das durch die Öffnung einfiel, sah Maerad, dass der Gang schnurgerade mitten ins Herz des Berges hineinführte. Der Tunnel war breit genug für zwei mit ausgestreckten Armen nebeneinander marschierende Menschen. Nach nur wenigen Minuten wurde das Licht von völliger Schwärze verschluckt. Die Finsternis war so undurchdringlich, dass Maerad die eigene Hand nicht zu sehen vermochte, wenn sie sich die Finger unmittelbar vor die Augen hielt. Ihre Schritte klangen übernatürlich laut und hallten sonderbar wider; sogar die samtweichen Tatzen des Berglöwen konnte sie hören. »Cadvan?«, fragte sie ganz leise und zuckte zusammen, weil ihre Stimme enorm verstärkt zu ihr zurückgeworfen wurde. »Pssst«, machte er.
    Pssssssssstttttt, wiederholte der

Weitere Kostenlose Bücher