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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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es sich doch gewiss nur um eine spätberufene Bardin.«
    »Nein, so einfach ist es nicht«, widersprach Cadvan, weigerte sich allerdings trotz weiteren Nachbohrens Kelias, näher darauf einzugehen. Maerad war enttäuscht. Kelia war nicht die Einzige, die wissen wollte, weshalb Cadvan sie als so wichtig betrachtete.
    »Ich habe Cadvan endlich verziehen, dass er Maerad entführt«, warf Silvia zur Entspannung ein, als Kelia und Cadvan kurz davor zu stehen schienen, in Streit zu geraten. »Obwohl ich sie mehr als ihr alle hierbehalten wollte.« Mit einem traurigen Lächeln wandte sie sich an Cadvan. »Eigentlich war ich bloß selbstsüchtig; es war fast so, als hätte ich wieder eine Tochter.« Mit plötzlicher Sorge blickte Malgorn zu seiner Gemahlin. Maerad schaute fragend auf.
    »Clavila, unsere Tochter, starb vor mittlerweile beinahe dreißig Jahren bei einem Unfall«, erklärte Malgorn. Maerad vermeinte in seiner Stimme einen Anflug von Zorn mitschwingen zu hören, als widerstrebte es ihm, sich an den alten Schmerz zu erinnern.
    »Oh«, machte Maerad betreten, da ihr keine passende Erwiderung einfiel. »Es tut mir leid.« Mit neuem Verständnis sah Maerad zu Silvia, doch Silvia hatte das Gesicht dem Feuer zugedreht.
    Bald danach zogen sich alle in das Musikzimmer zurück, wo die Barden zu ihren Instrumenten griffen. Maerad hatte ihre Leier in ihrer Kammer gelassen. Auf Orons Bitte hin lief sie hinauf, um sie zu holen. Oron begutachtete sie unvorstellbar neugierig. »Das ist zweifellos dhyllisches Gewerk«, stellte sie fest. »Du hast völlig recht damit, Cadvan, dies der breiten Öffentlichkeit zu verschweigen. Ich habe noch nie ein solches Instrument gesehen.« Sie streichelte über das vom Verschleiß gezeichnete Holz und ließ die Finger behutsam über die Saiten wandern. »Was für ein Klang! Wie konnte Milana ein solches Ding verbergen?« »Pellinor war eine alte Schule und besaß zahlreiche Schätze«, antwortete Cadvan. »Ich bezweifle nicht, dass dies der größte davon war; aber die Leier sieht so bescheiden aus, dass es vermutlich einfacher war, sie geheim zu halten, als man meinen möchte. Die meisten Augen, selbst die der meisten Barden, würden sie für nicht mehr als ein Bauerninstrument halten.«
    »Das dachte man auch in Gilmans Feste«, meldete Maerad sich zu Wort. »Hätte sie nach mehr ausgesehen, wäre mir nicht erlaubt worden, sie zu behalten.« Insgeheim verschlug es ihr immer noch die Sprache, dass ihre kleine Leier einen solchen Schatz darstellen sollte. »Ich habe sie aus anderen Gründen geliebt. Es ist das Einzige, was mir von meiner Mutter geblieben ist.« Sie nahm das Instrument wieder von Oron entgegen und schlug auf den Saiten einen zarten Akkord an. »Sie singt für mich.« »Scharfsinnig von dir, dass du es erkannt hast, Cadvan«, meinte Oron. »Wäre ich nicht scharfsinnig, ich wäre längst tot«, gab er trocken zurück. »Also, was spielen wir? Ein Instrumentalstück, schlage ich vor.«
    Maerad hatte sich noch nie so eingehüllt in die Vertrautheit der Musik gefühlt wie in jenem herrlichen Raum. Mit solch vollendeten Musikern zu spielen - zu ihrer Überraschung entpuppte sich sogar Indik als meisterhafter Flötist mit einer für sein grimmiges Antlitz erstaunlich zarten Spielweise -, war ein Vergnügen, das sie zuvor nie erfahren hatte. Der Lampenschein schimmerte warm auf den polierten Instrumenten und den Weingläsern, während über der Ernsthaftigkeit der gemeinsamen Leidenschaft für Musik und Lieder eine vergnügliche Kameradschaft zu sprießen begann. Es war bereits spät, als Silvia das Ende ausrief und sich alle verabschiedeten.
    Als Oron ging, blieb sie noch einmal stehen und ergriff Maerads Hände. »Mir tut nur leid, dass unsere Begegnung von solcher Hast gekennzeichnet war. Möge das Licht deinen Pfad immerdar erhellen!«
    »Und den Euren ebenso«, erwiderte Maerad, die inzwischen die höfliche Antwort darauf gelernt hatte. Oron blickte ihr unverwandt ins Gesicht, und Maerad spürte, wie ein Geist plötzlich nach dem ihren tastete wie ein unvermittelt in einen dunklen Raum einfallender Lichtstrahl. Sie zuckte leicht zusammen. Oron lachte gutherzig und ließ sie los.
    »Ich glaube, wir werden uns nicht wiedersehen«, sagte Oron. »Das Licht segnet dich auf grausame Weise, und dein Pfad wird dunkel und beschwerlich sein. Aber ein tapferes Herz kann auch siegen, wenn es an Können mangelt.«
    Maerad besann sich, dass Indik dasselbe gesagt hatte, doch Orons Äußerung

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