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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Lederhülle für ihre Leier, um das Instrument während der Reise zu schützen. Sie war mit Blumen wie jenen unten im Musikzimmer geprägt. In der Mitte befand sich eine wie eine zierliche Trompete geformte Lilie, hervorgehoben in Gold und Silber. »Das ist das Zeichen Pellinors«, erklärte er. »Eigentlich solltest du auch eine Brosche haben, aber ich hatte keine Zeit, eine anfertigen zu lassen.« Maerad setzte sich mit der Lederhülle in den Händen aufs Bett. Dieses Geschenk überwältigte sie mehr als alles andere, was sie erhalten hatte, so sehr, dass sie außerstande war, auch nur Worte des Dankes zu stammeln. Plötzlich stellte sie überrascht fest, dass ihr Tränen in den Augen brannten. Verlegen wandte sie sich ab. Cadvan saß auf dem Stuhl und wartete, bis sie sich wieder sammelte.
    »Cadvan, es tut mir leid«, brachte sie schließlich hervor. »Es ist nur, es ist…« Sie schüttelte den Kopf. »Mir hat noch nie jemand irgendetwas geschenkt. Und plötzlich besitze ich all diese Dinge. Das fühlt sich so seltsam an.« Maerad schniefte, und Cadvan reichte ihr stumm ein Taschentuch. »Fast wünschte ich, jemand würde mich schlagen oder mir Schimpfwörter an den Kopf werfen«, fuhr sie fort. »Ich meine, natürlich nicht wirklich, aber all das hier kommt mir irgendwie unwirklich vor. Ich sage mir andauernd vor, dass es wahr ist, und das ist es auch, aber ich kann es einfach nicht glauben und habe das Gefühl, mich selbst nicht mehr zu kennen. Ich fühle mich so … merkwürdig.« Sie setzte ab und hob hilflos die Hände. »Ich kann nicht richtig ausdrücken, was ich meine. Jedenfalls bin ich froh, dass wir weggehen. Gleichzeitig tut es mir auch leid, trotzdem bin ich irgendwie froh.«
    »Noch vor weniger als zwei Wochen hast du in einem Stall gehockt, eine Kuh gemolken und gedacht, du würdest für den Rest deines Lebens Sklavin bleiben«, meinte Cadvan. Mittlerweile war er aufgestanden und schaute aus dem Fenster. »Mich überrascht, dass du dich nicht verwirrter fühlst. Die meisten Menschen würden das.« Er drehte sich um und sah sie unverwandt an. »Ich verspreche dir keine unbeschwerte Reise, Maerad. Aber zumindest eine Weile wird sie friedlich verlaufen.« »Die Leute zeigen immerfort mit dem Finger auf mich«, sagte Maerad. »Das mag ich nicht.«
    »Die Menschen sind schwierig«, gab Cadvan zurück. »Ich halte es nie lange in einer Ortschaft aus. Aber vermutlich bin ich ein ungewöhnlicher Fall.« Plötzlich wirkte sein Gesichtsausdruck unergründlich, und er verstummte. Nach einem Augenblick der Stille sagte er, dass er sie beim Abendessen zum nächsten Glockenschlag treffen würde und verließ jäh das Zimmer.
    Beim Abendessen in jener Nacht waren Oron, Dernhil und Indik zugegen. Oron war gekommen, um sich von Cadvan und Maerad zu verabschieden, weil sie gesagt hatte, dass sie nicht am Fest in der nächsten Nacht teilnehmen würde. Außerdem war eine kleinwüchsige, dunkelhaarige Bardin namens Kelia anwesend, die Maerad nicht kannte, wenngleich Maerad sie schon häufig in der Halle dabei beobachtet hatte, wie sie mit absoluter Konzentration Gis spielte. Sie galt, das wusste Maerad, als unangefochtene Meisterin von Inneil.
    Zusammen mit Silvia und Malgorn bildeten diese Barden die Sechs von Inneils Zirkel. Als Maerad den Raum betrat - etwas zu spät, weil sie zu lange gebraucht hatte, um sich vorzubereiten -, spürte sie ein knisterndes Prickeln auf der Haut. Das Gefühl von Magie, das im Zimmer herrschte, war regelrecht greifbar; diesmal allerdings nicht überschattet, wie es beim Rat der Fall gewesen war, sondern klar und gebündelt, als brächte ein unsichtbares Feuer die Luft zum Verschwimmen.
    Oron, die Maerad zuvor nur bei formellen Anlässen in ihrer Rolle als Oberste Bardin erlebt hatte, war Maerad bislang zurückhaltend und unnahbar vorgekommen, aber in ungezwungener Umgebung schimmerte in ihr ein ähnlicher Schalk wie in Silvia durch, und das Abendessen wurde eine gesellige Angelegenheit. Auch wenn es Maerad selbst nicht klar war, so sah sie doch jetzt völlig anders aus als jenes Mädchen, das auf Malgorns Schwelle in Ohnmacht gefallen war. Durch die ausgezeichnete Kost der letzten Woche und die tägliche Leibesertüchtigung hatte sich ihre vormals schmerzlich dürre Gestalt bereits zu einer lediglich schlanken zu mausern begonnen, die bodenständige Lebenskraft ausstrahlte. Auch aus ihren Augen sprach ein frischer Ausdruck: Der Argwohn von jemandem, der für das geringste Vergehen

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