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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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eine Pause vom Regen. Es dauerte nicht lange, bis Cadvan den Herbergswirt geweckt hatte, der Maerad neugierig beäugte, aber sie freundlich eintreten ließ. Nachdem er ihre Pferde untergestellt hatte, zeigte er ihnen zwei kleine Kammern mit niedrigem Gebälk, die über ein Gemach mit einem gemütlichen Kamin miteinander verbunden waren, in dem er hastig ein Feuer anzündete.
    »Ich bitte um Vergebung, aber zum Abendessen kommt Ihr um einige Stunden zu spät«, erklärte der Herbergswirt. »Ihr habt Glück, dass Ihr heute Nacht eingetroffen seid. Ab morgen bin ich durch die Barden völlig ausgebucht.«
    »Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr Stillschweigen über unseren Besuch bewahren könntet«, sagte Cadvan. »Einige sind für meinen Geschmack ein wenig zu neugierig.«
    Grall bedachte Maerad mit einem Seitenblick und legte einen Finger an die Nase. »Geheimnisse sind bei mir sicher«, beteuerte er verschwörerisch. »Wie Ihr sehr wohl wisst, Herr Cadvan. Darf ich Euch etwas Gewürzwein bringen? Und für die junge Dame? Ihr seht halb erfroren aus.«
    Geschäftig eilte er hinaus, und Maerad brach in ein Kichern aus. Cadvan warf seinen Mantel auf einen Stuhl und beugte sich zum Feuer vor.
    »Vielleicht ist es gar nicht schlecht, einen scheinbaren Grund für Verschwiegenheit dabei zu haben«, meinte er und schaute belustigt. »Grall ist ein guter Mann; ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann. Andernfalls würden wir ohne Feuer unter triefenden Bäumen lagern!«
    Bald kehrte Grall mit Tonbechern voll heißem Gewürzwein zurück. Maerad, die in einen Sessel gesunken war, nippte daran, starrte ins Feuer und genoss das Gefühl der in ihre Zehen kriechenden Wärme. Der Wind schleuderte Regen gegen das Fenster und heulte durch die Bäume draußen. Maerad empfand unaussprechliche Dankbarkeit dafür, diese Nacht nicht im Freien verbringen zu müssen. Sobald sie ihren Wein ausgetrunken hatte, stand sie auf und begab sich gähnend zu Bett.
    Es schien kaum eine Minute verstrichen zu sein, als Cadvan an ihre Tür klopfte. »Zeit zum Frühstück!«, rief er. »Ich will gleich wieder los; die Barden aus Inneil können nicht weit hinter uns sein.«
    Maerad stellte fest, dass sie am Verhungern war und gesellte sich nach einer flüchtigen Morgenwäsche zu Cadvan ins Zwischengemach. Grall tischte ein gewaltiges Frühstück aus Würstchen, Koteletts, schwarzen Bohnen, Pilzen und frischem Brot auf. Dabei veranstaltete er ein dermaßen übertrieben taktvolles Aufhebens um Maerad, dass sie Mühe hatte, ernst zu bleiben.
    Noch war es dunkel, aber schon bald begann ein trüber, gräulicher Schimmer die Fenster zu erhellen. Obwohl es mittlerweile zu regnen aufgehört hatte, wirkte die Welt draußen trostlos und öd. Das Letzte, wonach Maerad der Sinn stand, war ein langer Ritt, wenngleich sie sich voller Hoffnung fragte, ob Cadvan den ganzen Weg bis nach Norloch in Herbergen zu übernachten gedachte; wenn dem so war, würde die Reise nicht gar so schlimm werden.
    Binnen weniger als einer Stunde stiegen sie auf ihre Pferde. Inzwischen bemühte sich eine wässrige Sonne durch die Wolken zu dringen, allerdings mit bescheidenem Erfolg. Grall hielt die Pferde am Zaum fest, während sie aufstiegen.
    »Nicht vergessen, kein Sterbenswort, Grall«, mahnte ihn Cadvan. »Ich möchte nirgendwo hören müssen, wo ich gewesen bin.«
    »Ihr kennt mich so gut wie eine Glucke ihr Ei«, gab Grall zurück. »Ich bedauere, dass Ihr nicht länger bleibt. Ich hatte gehofft, Euch ein paar Neuigkeiten abluchsen zu können, zumal ich weiß, was Herr Cadvan sagt, ist zuverlässiger als das, was ich von anderen höre, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    »Mir tut es auch leid, und nicht nur deshalb«, erwiderte Cadvan. »Ihr betreibt eine Herberge, die von jeher zu meinen liebsten gehört.«
    Gralls Züge hellten sich auf. »Wir haben einen guten Ruf, das stimmt«, meinte er. »Und niemand kann bestreiten, dass mein Bier besonders gut ist, seit Ihr zuletzt hier wart. Ich wünschte, Ihr könntet mich öfter besuchen. Die Keller des Karo sind in dieser Gegend mittlerweile berühmt.« Dann setzte er wieder eine besorgte Miene auf, beugte sich vor und flüsterte heiser: »Ich höre immer wieder Gerüchte, allesamt schlechte Neuigkeiten. Wenn ich mich nicht irre, sind die Dinge aus dem Ruder geraten. Ich würde nur allzu gern Euren Rat hören.«
    »Ja, es liegt einiges im Argen, Grall«, pflichtete Cadvan ihm in ernstem Tonfall bei. »Möge es Euch nicht berühren! Seid

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