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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Blumenmarkt…« Seine Stimme füllte sich mit Sehnsucht. »Wenn man auf den Mauern des Roten Turmes sitzt, die lotrecht in die silbrigen Wasser des Lamarsan-Meeres hinabfallen, den Sonnenuntergang beobachtet, den Rufen der Obsthändler, der Vögel und der Affen lauscht, die sich allesamt nach und nach zur Ruhe begeben… etwas Schöneres gibt es auf der ganzen Welt nicht.«
    »Vielleicht komme ich ja eines Tages dorthin«, meinte Maerad.
    »Ich fasse das als Versprechen auf!«, rief Saliman aus. »Dann zeige ich dir die Allheiligen, die großen Höhlen, in denen mein Volk seit Tausenden von Jahren dem Licht huldigt. Der Lamar ergießt sich dort als zartes Rinnsal in einen geheiligten Tümpel, der im Mondlicht funkelt wie ein Schleier aus Diamanten. Du wirst staunen. Nicht wahr, Cadvan?«
    »Jeder, der Augen im Kopf hat, wäre erstaunt«, bestätigte Cadvan lächelnd. »Ich habe noch nichts gesehen, was dem gleichkommt.«
    »Ich habe Heimweh«, gestand Saliman unnötigerweise, zumal es mehr als offenkundig war. »Ich war von jeher rastlos, daher ist das ein ganz neues Gefühl für mich. Ich denke, ich habe nicht genug Zeit zu Hause verbracht. Wenn Schatten drohen, ist es wohl so, dass sich unsere Herzen der Heimat und denjenigen zuwenden, die wir lieben.«
    »Kehrt Ihr jetzt nach Hause zurück?«, wollte Maerad wissen.
    »Leider nein. Ich muss zuerst nach Norloch. Vielleicht finde ich dort, was ich suche, wenngleich mein Herz mich ahnen lässt, dass dem nicht so sein wird. Eine lange, freudlose Reise, obwohl es lange her ist, seit ich Nelac zuletzt gesehen habe, und ich ihn vermisse. Nelac war mein und Cadvans Lehrmeister«, verriet er. »Hat er ihn dir gegenüber schon mal erwähnt? Ein großer Barde, aber selbst große Barden altern, und wir brauchten mehr wie ihn. Mir missfällt alles, was ich darüber höre, wie es in diesem Land zugeht. Alles, was gut und erbaulich ist, scheint zu welken.« »Solche Niedergeschlagenheit sieht dir gar nicht ähnlich«, meinte Cadvan. »Wann reist du ab?«
    »In etwa einer Woche, denke ich«, erwiderte Saliman. »Ich ertappe mich dabei, dass es mir widerstrebt, diese herrliche Zuflucht zu verlassen. Die wohl noch herrlicher wird, wenn diejenigen fort sind, die mich wegen meiner Hautfarbe herabwürdigen.« Maerad wusste, dass er sich damit auf Heigar, Usted und einige andere bezog. »Ich hatte noch nicht einmal Zeit für ein ausführliches Gespräch mit Oron. Ich hoffe, die Gelegenheit ergibt sich noch, bevor ich von hier aufbreche.«
    In jener Nacht bestieg Cadvan das Podium nicht. Maerad lauschte stattdessen den anderen Barden, die Lieder des Abschieds zum Besten gaben. Ihr Gefühl drohenden Unheils vermochte nicht, ihr die Freude an der Musik zu trüben, und sie ging so darin auf, dass sie zusammenzuckte, als Cadvan ihr mitteilte, dass es Zeit sei zu gehen.
    Gemeinsam verabschiedeten sie sich von Saliman, dann bahnten sie sich einen Weg zum Ehrentisch, an dem Malgorn und Silvia saßen.
    »Wir kommen auch«, sagte Silvia. »Allmählich werde ich müde.«
    Schweigend gingen sie zurück zu Silvias und Malgorns Haus, wo Cadvan und Maerad sich umzogen und in ihre Reisekluft schlüpften. Maerad schälte sich aus den Prunkgewändern und streifte stattdessen die Strickweste und die Lederhose über, die Silvia für sie bereitgelegt hatte. Darüber legte sie einen schweren, dunkelblauen Mantel um. Den Edelstein, den Silvia ihr geschenkt hatte, behielt sie unter den Kleidern verborgen um den Hals. Das Kettenhemd und den Helm verstaute sie in ihrem Bündel. Bedauernd faltete sie das scharlachrote Kleid und legte es in die Truhe. Vermutlich würde einige Zeit verstreichen, ehe sie wieder solch feine Kleider tragen würde. Nach einem letzten kurzen Blick durch das Zimmer ergriff sie ihr Bündel und ging die Treppe hinab.
    »Jetzt sind wir richtige Reisende«, stellte Cadvan fest. Er präsentierte sich wieder in jenen Gewändern, an die sie sich noch von ihrer ersten Begegnung erinnerte, abgewetzt und von unzähligen Wanderungen gezeichnet, nun jedoch sauber und geflickt. »Aber unter freiem Himmel lagern wir erst, nachdem wir das Tal von Inneil hinter uns gelassen haben. Hier gibt es ein paar wunderbare Herbergen, die links liegen zu lassen einem Verbrechen gleichkäme!«
    Erleichtert lächelte Maerad; ihr hatte vor dem Gedanken gegraut, bei diesem Wetter im Freien schlafen zu müssen. Cadvan hielt ihr ein kleines Glas mit süßem Wein hin. »Wir müssen den Abschiedskelch trinken.« Er erhob

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