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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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der Wind, bald erstarb er, bald prasselte Regen, bald hörte er wieder auf, und bei all dem hörte sie stets die Stimme der alten Frau, die in ihrer eigenen Sprache mit sich selbst redete, sang oder summte. Es glich einem unablässigen, gemurmelten Selbstgespräch, das an das Gurgeln eines Baches erinnerte. Die Zeit verschwand einfach. Maerad ließ die Pflege teilnahmslos über sich ergehen; sie fühlte sich wie ein Säugling. Selbst die einfachsten Dinge überstiegen ihre Fähigkeiten; sie konnte nicht selbst essen, nicht gehen, nicht einmal sprechen.
    Doch eines Tages - nach ein paar Tagen? Wochen? Monaten? -gelang es ihr, sich aufzusetzen, die Schale in die Hände zu nehmen und den Löffel selbst zu halten. Als sie die Schale diesmal zurückgab, wischte sie sich den Mund ab und sagte: »Danke.«
    »Gut?«, fragte die Greisin. »Na, na, gut.« Sie trug die Schale zurück zum Feuer und wischte sie sorgfältig mit einem alten Tuch aus, bevor sie sie auf eine Steinablage neben der Feuerstelle verstaute. Maerad schlief nicht sofort wieder ein wie zuvor, sondern sah sich stattdessen neugierig um. Sie hatte noch nie eine solche Hütte gesehen, ein klappriges Gebilde aus Stein und Holz, in dessen Löcher Lumpen gestopft waren, um den Wind abzuhalten, kaum hoch genug, dass man darin stehen konnte. Zum ersten Mal fiel ihr ein gelber Hund auf, der zusammengerollt in der Ecke auf einem Stapel zerfranster Decken schlief. Vermutlich diente dies auch der Greisin als Liegestatt, denn das einzige Bett, eine schlichte Pritsche mit Decken und Fellen, besetzte Maerad.
    »Wo bin ich?«, erkundigte sie sich.
    Die alte Frau schaute auf und starrte sie mit wässrigen blauen Augen an. »Du Annaren?« Maerad nickte.
    Die Greisin deutete auf den Boden. »Hier Zmarkan.« Sie wies hinter sich und verwendete die Pilanel-Bezeichnung für den Osidh Elanor. »Idrom Uakin.« Dann klopfte sie sich mit beiden Händen auf die Brust. »Ich Mirka.« Sie grinste und entblößte neuerlich geschwärzte Zähne. »Du?«
    »Ich bin Maerad.«
    Die alte Frau kam zu ihr und musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. »Du gut?«
    »Ein wenig besser.« Zufrieden nickte Mirka und kehrte zum Feuer zurück, um es zu schüren und die Suppe umzurühren. Schweigend saß Maerad da und beobachtete sie.«
    »Wie bin ich hierhergekommen?«, fragte sie schließlich.
    »Du zu meine Tür gekommen. Du vergessen? Du sehr krank. Ja, sehr, sehr krank.« Mirka schüttelte den Kopf und gab Schnalzgeräusche mit der Zunge von sich. »Schlimmer Sturm, wahrscheinlich du vergessen. Ich dich finden und hereinbringen. Mirka Mikinim, früher berühmt, jetzt nicht mehr, nur alt, nur alt.« Gackernd lachte sie, und in ihren fahlen Augen schimmerte plötzlich ein jüngeres Licht. »Du glückliches Mädchen. Du sterben, ja?«
    »Minikim ?«, wiederholte Maerad. Es fiel ihr schwer, Mirkas äußerst gebrochenem Annaren zu folgen, und dem Pilanel-Wort war sie nicht gewachsen.
    »Ich vergessen das Wort. Hexe? Dhillaf Ich pflegen Leute. Früher.« »Heilerin?«, fragte Maerad, dann versuchte sie es in der Hohen Sprache. »Dhillarearen ?«
    Mirka setzte beim Umrühren ab. »Ja, früher einmal«, antwortete sie, ebenfalls in der Hohen Sprache. »Du bist eine Dhillarearen ?«
    »Ja«, bestätigte Maerad und empfand Erleichterung darüber, somit die Sprachhürde überwunden zu haben. »Oder nein. Ich weiß es nicht genau. Ich hatte keine richtige Ausbildung.«
    Abermals kicherte die Frau. »Ausbildung? Ich bin eine Pilani, wir schicken nicht alle mit der Inneren Stimme nach Annar hinunter. Manche freilich schon. Aber das war vor langer Zeit. Jetzt lebe ich hier und warte, bis mir der Tod die Aufwartung macht. Aber stattdessen habe ich dich gefunden. Was mag das wohl bedeuten?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Maerad. Sie fühlte sich verwirrt, und selbst diese kurze Unterhaltung ermüdete sie. Die Greisin kam näher und blickte ihr prüfend ins Gesicht.
    »Unter all diesen Schorfen bist du hübsch, das kann ich sehen. Keine Angst, es werden keine Narben bleiben; die Jungen heilen rasch, und Mirka erinnert sich daran, wie man heilt, selbst wenn sie viel anderes vergessen hat. Du musst schlafen, wenn du gesund werden willst.« Damit legte ihr Mirka die Hand auf die Stirn; wie eine Welle schwappte Schläfrigkeit durch Maerad. Dann jedoch öffnete sie jäh die Augen, als ihr voll plötzlicher Panik etwas einfiel. »Was ist mit meinem Bündel? War mein Bündel bei mir?«
    »Ja, mein Küken. Ich konnte

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