Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
war sinnlos, an einer Tür zu läuten, wenn niemand sie sehen konnte. Ihr Herz hämmerte heftig in der Brust; sie wartete bis sie sich ein wenig ruhiger fühlte. Dann sah sie sich um, vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war, der bezeugen könnte, wie sie aus dem Nichts auftauchte, hob den Trugbann auf und versuchte es erneut. Diesmal dauerte es nicht so lange, bis der Türhüter auftauchte. Er wirkte verärgert, und Maerad straffte sich; doch als er sie durch die Gitterstäbe erblickte, hielte er jäh inne und schaute überrascht drein. Mit leicht zitternder Hand streckte Maerad ihm das Symbol entgegen.
    » Om ali nel ?«, fragte er.
    »Mein Name ist Mara. Ich komme aus Annar. Und ich überbringe Grüße von… von Mirka ä Hadaruk.«
    Eine Weile musterte der Mann sie schweigend, dann schob er die Finger durch die schmale Lücke zwischen den Gitterstäben, um das Symbol zu ergreifen. Mit ausdrucksloser Miene betrachtete er es eingehend und drehte es herum. Maerad beobachtete ihn angespannt. Schließlich schien er zu einer Entscheidung zu gelangen und holte einen langen Eisenschlüssel von einem Bund, der an seiner Hüfte klirrte. Mit beiden Händen drehte er ihn im Schloss in der Mitte des Tores. Dann ergriff er einen weiteren, noch breiteren Schlüssel und verschwand wieder in seiner Kammer. Maerad begann gerade, sich zu fragen, ob er wieder auftauchen würde, als er zurückkam und einen anderen Schlüssel in einem Schloss unten am Tor herumdrehte. Anschließend zog er es auf und bedeutete ihr hereinzukommen.
    »Komm«, sagte er mit schwerem Akzent auf Annaren.
    Einen Lidschlag lang zögerte Maerad auf der Schwelle, dann tat sie, wie ihr geheißen. Im Inneren blinzelte sie, bis ihre Augen sich an die Düsternis gewöhnten. Der Mann wiederholte derweil den aufwändigen Vorgang mit den Schlüsseln, um das Tor wieder zu verriegeln. Danach gab er ihre ohne weitere Worte zu verstehen, dass sie ihm folgen sollte.
    Der Tunnel durch den Hügel war ungemein breit, groß genug für Pilanel-Wagen. Feuchtigkeit spürte man nicht, wie Maerad eigentlich erwartet hatte. Stattdessen wirkte die Luft eher warm. Grobbehauene Steine säumten die Seiten und den Boden, und es roch nach dem brennenden Pech der Fackeln, die den Tunnel erhellten. Maerad hielt die Augen auf den buckligen Rücken des Torwächters gerichtet und beeilte sich, um mit ihm Schritt zu halten. Trotz seines verwachsenen Körpers legte er eine beeindruckende Geschwindigkeit an den Tag. Maerad erkannte, dass er deshalb hinkte, weil ein Bein kürzer als das andere war. Unwillkürlich fragte sie sich, wer er sein mochte und wie es sich anfühlen musste, wie er zu sein. Sie hatte noch nie jemanden mit solchen Missbildungen gesehen.
    Der Tunnel wies zahlreiche Biegungen auf, weshalb es nicht lange dauerte, bis Maerad jegliches Richtungsgefühl völlig verlor. Nach den ersten drei Kurven gelangten sie zu einem weiteren Eisentor, wiederum mit drei Schlössern versehen. Wenig später folgte ein weiteres. Maerad fielen Schlitze in den Wänden beiderseits der Tore auf, die vermutlich Bogenschützen dienten, um Eindringlinge unter Beschuss zu nehmen. Offensichtlich wurde Murask gegen Angriffe gut verteidigt. Unbehaglich fragte Maerad sich, wie man sie empfangen würde.
    Sie schienen ewig zu laufen, bevor Maerad Tageslicht erblickte, einen unmöglich grellen, silbrigen Schimmer am Ende des Tunnels. Vielleicht befand Murask sich doch nicht innerhalb des Hügels, dachte sie erleichtert; vielleicht stellte der Hügel tatsächlich eine riesige Wand dar. Als sie aus dem Tunnel gerieten, blinzelte Maerad geblendet und sah sich erstaunt um. Sie befand sich zweifelsfrei in einer Stadt, allerdings hatte sie noch nie etwas Vergleichbares gesehen.
    Murask, der Wintersammelplatz der südlichen Klans der Pilanel, erwies sich, wie Maerad vermutet hatte, als befestigte Siedlung. Es handelte sich in der Tat um einen in längst vergessenen Zeiten errichteten künstlichen Hügel, der hoch über die Ebenen aufragte und sich von einem Ende zum anderen über mehr als drei Meilen erstreckte. Die »Wand«, stellte sich als vier Mal so breit wie hoch heraus, und als überwiegend hohl: Die meisten Behausungen der Pilanel befanden sich darin. In der Mitte, wo Maerad mit ihrem eigenartigen Führer den Tunnel verlassen hatte, befand sich ein weitläufiger, ebener Platz mit kurzem Gras, das nun von Schnee bedeckt war. Im Gegensatz zur Außenseite bestanden die Wände innen allesamt aus kahlem,

Weitere Kostenlose Bücher