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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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verwitterten Stein, durchsetzt von hunderten Türen und Fenstern. Mehrere Pilanel-Wagen, deren Deichseln auf dem Boden ruhten, waren entlang der Wand abgestellt. Maerad sah ein Dutzend Kinder Fangen spielen. Als die Kleinen sie bemerkten, hielten sie jäh inne und starrten sie mit offenen Mündern an. Ein paar ob der Kälte bibbernde Ponys und die stämmigen Rehe, die Maerad auf dem Weg nach Murask gesehen hatte, stupsten den Schnee beiseite, um Gras zu finden. Dazwischen streunten ein paar der dürren Promenadenmischungen umher, die von den Pilanel als Wachhunde gehalten wurden.
    Viel Zeit blieb Maerad nicht, um sich umzusehen, denn ihr Führer eilte auf ein großes Gebäude in der Mitte des Platzes zu. Es bestand aus grauem Granit und ragte drei Stockwerke empor. Das oberste Geschoss bedeckte ein dickes, steiles Dach aus Flussried, dessen Halme tief über die Wände herabhingen. Die Vordermauer zierte eine Art Verputz, und sie war, wie die Pilanel-Wagen, bunt mit geometrischen Mustern bemalt.
    Ihr Führer ging zu einer doppelflügeligen Tür hinauf und läutete eine Glocke ähnlich jener am vorderen Tor. Alsbald tauchte ein groß gewachsener Mann auf, und die beiden unterhielten sich längere Zeit. Ihr Führer händigte dem Neuankömmling Mirkas Symbol aus, und auch er prüfte es sorgfältig, wobei er unter den Augenbrauen hervor mehrmals zu Maerad herüberspähte. Schließlich nickte er, und der Torwächter wandte sich ohne einen weiteren Blick auf Maerad um und begab sich mit an der Hüfte klimpernden Schlüsseln zurück zu seinem Posten.
    Der zweite Mann betrachtete Maerad wortlos eine sehr lange Weile, wie es ihr vorkam. Sie erduldete seine Musterung, versuchte, dabei harmlos und höflich dreinzuschauen, und musterte gleichzeitig verstohlen ihrerseits ihn. Seine Haut war braun wie die von Hem, die Farbe von dunklem Honig. Die Augen unter den dichten schwarzen Brauen waren unergründlich wie tiefes Wasser, das Gesicht wirkte streng und schmal. Außerdem erkannte Maerad, dass er ein Dhillarearen war.
    »Du stammst aus Annar?«, fragte er letztlich. Nur ein leichter Akzent schwang in seiner Stimme mit.
    »Ja«, antwortete Maerad erleichtert darüber, dass er ihre Muttersprache beherrschte. »Mein Name ist Mara. Ich hoffe auf eure Hilfe und muss mit eurem Klanoberhaupt sprechen.«
    »Das wirst du so wie alle Fremden, die diesen Hügel betreten. Aber in diesen Zeiten des Misstrauens lassen wir nicht viele in unsere Zuflucht. In deinem Fall nur wegen dieses Symbols. Ich würde gerne wissen, wie du in den Besitz eines solchen Gegenstands gelangt bist.«
    »Es wurde mir von Mirka ä Hadaruk gegeben«, erwiderte Maerad und holte tief Luft. »Sie entsendet ihre Grüße.«
    Der Mann sah ihr unverwandt ins Gesicht. »Mirka ä Hadaruk ist seit vielen Jahren tot«, entgegnete er. Maerads Herz setzte einen Schlag aus; niedergeschlagen senkte sie den Blick.
    »Vielleicht hat die Frau, die mir das Symbol gab, Mirkas Namen grundlos verwendet, obwohl ich nicht wüsste, weshalb sie das getan haben sollte«, meinte sie schließlich. »Sie ist sehr alt, aber nicht tot, es sei denn, sie ist gestorben, seit ich sie vor zwei Wochen zuletzt sah.«
    Stille folgte, dann nickte der Mann. »Vielleicht ist das eine weitere Geschichte, die es zu erzählen gilt«, sagte er. »Ich fühle, dass du nicht versuchst, mich in die Irre zu leiten. Du darfst eintreten.«
    Damit öffnete er die Tür und bedeutete Maerad, sich hineinzubegeben. Bevor sie über die Schwelle trat, zögerte sie.
    »Es scheint mir nur höflich, mich nach deinem Namen zu erkundigen, damit ich demjenigen danken kann, der mich einlädt«, sagte sie.
    »Mein Name ist Dorn ä Hadaruk«, antwortete er.
    »Dorn ä Hadaruk?«, wiederholte Maerad verdutzt. Dorn? Der Name ihres Vaters? Das ist unter den Püani ein verbreiteter Name, hatte Mirka zu ihr gemeint … und er hatte denselben Zunamen wie Mirka.
    »Mirka war meiner Mutter Mutter«, erklärte er, die dunklen Augen ausdruckslos. »Du siehst also, dass die Frage, ob sie tot ist oder lebt, für mich durchaus von Belang ist.«
    »Ich verstehe.« Maerad schwieg eine Weile und dachte an die verrückte alte Frau, die so freundlich zu ihr gewesen war. Mirka hatte von ihrer Tochter und deren Tod erzählt, aber sie hatte nie lebende Enkel erwähnt. Maerad fragte sich, ob Mirka überhaupt wusste, dass sie einen Enkelsohn hatte, oder ob sie ihn genauso tot wähnte wie er sie. Dann wurde ihr klar, dass Dorn geduldig wartete und die Tür

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